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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Seht euch um! Wie konntet ihr zulassen, dass die Menschen über so furchtbare Waffen verfügen, die selbst uns Götter verletzen?«
    »Und was ist mit deinen Donnerkeilen, die nicht gezündet haben?«, fragte Apollon.
    »Auch diese müssen gefunden werden. In den falschen Händen sind sie Massenvernichtungswaffen. Ein einziger Donnerkeil kann eine ganze Stadt auslöschen!«, warnte Zeus.
    »Darf ich dich darauf hinweisen, großer Göttervater, dass es deine Donnerkeile sind?«
    Apollon ließ nicht locker, doch Zeus lenkte schnell ab.
    »Ab sofort verbiete ich jegliche direkten militärischen Eingriffe in die Schlacht um Troja! Wir sind die Spieler, nicht die Opfer! Vor allem diejenigen unter euch, die eigene Nachkommen unter den Kriegern haben, will ich in nächster Zeit nicht mehr in der Menschenwelt sehen. Wer es auch nur noch ein einziges Mal wagt, den Kampf durch seinen persönlichen Einsatz vor Ort zu beeinflussen, wird von mir aus dem Olymp verbannt! Dann kann er oder sie in den Sümpfen Italiens Gott spielen. Vielleicht kriecht ja eines fernen Tages eine Zivilisation aus dem Schlamm des Tibers, die euch einen Altar aus Steinbrocken aufschichtet.«
     
    *
     
    Raffim haderte in seiner Kerkerzelle in Troja mit seinem Schicksal. Mit Wehmut dachte er an all das Gold, das unter den Planken der Gublas Stolz verborgen lag. Noch nie in seinem Leben war er so reich gewesen. Aber auch noch nie so hoffnungslos.
    Raffim hatte in letzter Zeit abgenommen, viel abgenommen. Das erste Mal seit seiner Kindheit konnte er seine Rippen ertasten.
    Der Händler fragte sich, was ihn wohl früher ereilen würde: der Tod durch den Henker oder der Tod durch den Hunger.
    Im Angesicht seines nahen Endes überprüfte Raffim seine Beziehungen zu den Göttern. Baal und Astarte, die in seiner neuen Heimat Byblos das Sagen hatten, waren ihm fremd, und sein Verhältnis zu GON konnte man auch nicht gerade als gut bezeichnen. Immerhin hatte er, Raffim, die Heiligen Rollen der Tajarim gestohlen. Auch sonst war er dieser Gottheit schon immer skeptisch gegenübergestanden. Kein Wunder, schließlich sprach GON durch Seshmosis, und dieser war in seinen Augen sowieso ein Versager. Blieb ihm nur noch der Krokodilgott Suchos, der auch Sobek genannt wurde. Raffim erinnerte sich an seine Begegnung mit dem Gott in dessen Hauptheiligtum im ägyptischen Krokodilopolis. Damals, als er Suchos sein göttliches Ankh zurückgegeben hatte, hatte ihn eine ungeheuere Verbundenheit durchströmt.
    Deshalb war sich Raffim sicher, dass nur Suchos ihm noch helfen konnte. Und so betete der Mann, der in Theben jahrelang Krokodile gequält hatte, inbrünstig ausgerechnet zu dem Gott, der stets mit einem Krokodilkopf erschien.
    Plötzlich öffnete sich die Zellentür, und ein Mann trat ein, während ein weiterer, schwer bewaffneter Wächter in der Tür stehen blieb.
    »Ich habe schon alles gestanden!«, schrie ihn Raffim an. »Bitte gebt mir endlich etwas zu essen!«
    Der Mann ignorierte Raffims Flehen und sagte: »Ich will dir einen Handel vorschlagen. Du besorgst uns einen gewissen Gegenstand, und wir schaffen dich dafür aus Troja.«
    »Gut! Was immer ihr wollt, aber zuerst muss ich etwas essen. Ich bin völlig entkräftet.«
    »Dafür ist keine Zeit! Wir müssen uns beeilen, damit man uns nicht entdeckt«, drängte der Fremde.
    »Ohne Essen schaffe ich das nicht! Ich will nicht befreit werden, wenn du mir nichts zu essen gibst!«, widerstand Raffim weiter.
    »Willst du denn in dieser Zelle verschimmeln? Oder warten, bis dir der Henker den Kopf abschlägt?«
    Raffim verneinte. Aber nun wollte er doch zuerst wissen, was man von ihm verlangte.
    Der Mann erzählte Raffim von einer Statue der Pallas Athene, die vor langer Zeit vom Himmel gefallen war. Um sie herum hatten die Ahnen der jetzigen Trojaner zuerst die Burg und nach und nach die ganze Stadt gebaut. Die Statue war nicht besonders groß, dennoch konnte sie kein Trojaner vom Fleck bewegen. Unverrückbar stand das Bildnis der Göttin, die nun Feindin der Stadt war, an ihrem Platz. Deshalb war das Standbild auch völlig unbewacht, weil es sowieso kein Trojaner stehlen konnte. Und das war genau der Grund, warum sie Raffim brauchten.
    Warum die beiden die Statue unbedingt in ihren Besitz bringen wollten, verrieten sie nicht. Raffim vermutete, dass sie von den Achäern dafür bezahlt wurden, aber das war ihm völlig egal. Er war es gewohnt, Geschäfte zu machen, bei denen man besser keine Fragen stellte.
    »Gut, ich werde

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