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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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appellierte an Önones Mitgefühl für einen leidenden Menschen. Doch die enttäuschte und zutiefst verletzte Gattin antwortete:
    »Und du, Kassandra, solltest du ihn nicht ebenfalls hassen? Ihn, der dich ob deiner Weissagungen stets verspottet? Ihn, der all dies Unglück über Troja und seine Menschen gebracht hat?«
    Mit diesen bitteren Worten drehte sich Önone um und ging ins Haus.
    Enttäuscht und ohne Hoffnung gab Kassandra das Signal, nach Troja zurückzukehren.
    Als sie die Weiden passierten, auf denen Paris einst seine Herden gehütet hatte, schüttelten mächtige Krämpfe den Prinzen, und kurz darauf hauchte er sein Leben aus.
    Hirten, die vor Jahren mit Paris hier ihr Vieh gehütet hatten, kamen herbei und betrauerten den Freund früherer Tage. Derweil schichteten die Diener einen Scheiterhaufen auf und betteten den Prinzen darauf.
    Bald schon kam auch Önone zum Schauplatz des traurigen Geschehens, und das Feuer des Scheiterhaufens ließ sie die Folgen ihrer Verweigerung erkennen. Sie hatte einen Kranken abgewiesen, obwohl sie ihm hätte helfen können. Önone verhüllte ihr Gesicht und stürzte sich in die Flammen, noch bevor jemand sie daran hindern konnte. Nicht um Paris willen suchte Önone den Tod. Sie hatte einem Lebewesen des Landes, das ihr anvertraut war, wegen ihrer ganz persönlichen Rache die Hilfe verweigert. Doch eine Nymphe musste immer helfen, unter allen Umständen.
     
    *
     
    Während in den Hügeln hinter Troja die Rauchsäule des Scheiterhaufens der wieder vereinten Gatten Paris und Önone langsam zu den Göttern aufstieg, entstand im Lager der Achäer unter großer Geheimhaltung ein ungewöhnliches Bauwerk. Epeios machte es sichtlich Spaß, dieses riesige hölzerne Pferd zu bauen. Mumal und andere Tajarim schwitzten unter der Anleitung des Zimmermanns und führten dessen Anweisungen aus. Auch Jabul, Jebul und Jubul, die Diener des in Troja inhaftierten Raffim, schleppten, sägten und stapelten Bretter und Balken.
    Da kamen Odysseus und Diomedes an der Baustelle vorbei und betrachteten die merkwürdigen Vorgänge. Neugierig fragte der Fürst von Ithaka: »Was soll das denn werden? Baut ihr ein Fass, in das alle Vorräte der Troas passen?«
    »Nein, edler Fürst«, erwiderte Epeios. »Dies wird ein hölzernes Pferd für die fremden Musiker, die uns mit einem Konzert erfreuen wollen.«
    »Wozu brauchen diese Burschen ein so riesiges Pferd aus Holz?«
    »Das ist eine Überraschung für das Konzert«, antwortete Elimas ausweichend, der den Plan von EL Vis kannte.
    Nachdem Diomedes die Männer einige Zeit bei der Arbeit beobachtet hatte, wandte er sich an Odysseus: »Mir scheint, da sind einige kräftige Kerle dabei, die wir gut brauchen könnten. Sieh, Odysseus!« Er deutete auf Munal. »Ist der dort nicht von ähnlicher Statur wie Achilleus?«
    »Wage es nie wieder, einen dahergelaufenen Handwerksburschen mit dem größten Helden der Achäer zu vergleichen!«, schrie Odysseus.
    »Ist ja gut, Listenreicher. Ich meinte nur, wir sollten die Kerle anwerben, damit sie für uns die Tore Trojas erstürmen.«
    »Und uns Achäern den Ruhm stehlen? Wahrlich, Diomedes, du musst die Schlacht schon selbst schlagen. Kein Achäer von Ehre würde Söldner vorschicken.«
    »Zweifelst du vielleicht an meiner Ehre?« Diomedes' Hand senkte sich zum Schwertknauf, und er war nahe daran, auf Odysseus loszugehen. Glücklicherweise tauchte in diesem Augenblick ein Herold auf und rief die beiden Fürsten zu einer Lagebesprechung in Agamemnons Zelt.
     
    Während die Tajarim mit Epeios am hölzernen Pferd bauten, malten die phönizischen Seeleute der Gublas Stolz zwei riesige, ausdrucksstarke Augen auf den Bug. Sie meinten, dass der achäische Brauch auf keinen Fall schaden könnte und die Augen vielleicht wirklich eine Navigationshilfe böten. Nun blickte das Schiff der Tajarim AG wie ein gefährliches Fabelwesen auf den Strand der Troas.
     
    Seshmosis saß derweil am Meer und blickte sehnsüchtig zur Insel Tenedos. Viel lieber wäre er jetzt dort drüben an einem friedlicheren Strand. Während er seinen trüben Gedanken nachhing, vernahm der Schreiber neben sich eine wohl vertraute Stimme.
    »Jammere nicht über dein Schicksal! Dass du jetzt hier bist, hat einen Sinn«, begann GON das Gespräch, ohne sich zu materialisieren.
    »Aber ich sehe ihn nicht! Es ist alles so schrecklich hier! Die Achäer reden dauernd von der großen Schlacht, die bevorsteht und der Rache, die sie an den Trojanern nehmen wollen. Diese

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