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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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ganzen Halbgötter um mich herum machen mich nervös. Ein bisschen weniger Gott und ein bisschen mehr Mensch gefielen mir besser. Und von Raffim gibt es auch keine Nachrichten. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt noch lebt. Was soll ich hier?«, haderte Seshmosis.
    »Ich will dir eine Geschichte erzählen, mein Lieber:
    Einst warf ein Sturm Abertausende von Fischen an den Strand. Sie zuckten und japsten und waren alle am Sterben. Ein kleines Mädchen hob einen der Fische auf und trug ihn zurück ins Wasser. Ein Mann, der dies beobachtete, sagte zu dem Mädchen: ›Lass es! Sieh doch, die tausend und abertausend Fische, du kannst sie nicht alle retten! Was du tust, macht keinen Sinn.‹ Das Mädchen hielt dem Mann den Fisch entgegen und erwiderte: ›Für diesen hier macht es Sinn!‹
    Verstehst du nun, was ich meine?«
    »Du meinst, Skamandrios ist der Fisch?«
    »Ich meine, das Mädchen hat mehr als nur einen Fisch zurück ins Meer gebracht.«
     
    *
     
    An den verkohlten Resten der Zeus-Eiche wartete der Seher Kalchas. Erneut hatte ihn eine innere Stimme hierhergeführt. Nach einer Weile näherte sich von Troja kommend eilig eine einzelne Gestalt. Helenos, der Sohn des Königs Priamos, begrüßte Kalchas mit den Worten:
    »Ich bitte um Asyl.«
    »Das liegt nicht in meiner Entscheidungsbefugnis«, entgegnete der Achäer. »Doch sag mir, was ist geschehen?«
    »Paris ist tot. Und was danach geschah, veranlasste mich, Troja so schnell wie möglich zu verlassen.«
    Dann berichtete Helenos von den Ereignissen in der Stadt nach dem Tod des Prinzen. Er erzählte, wie die schöne Helena ohne eine Gefühlsregung die Nachricht vom Ableben ihres Liebhabers aufgenommen und energisch einen neuen Beschützer gefordert hatte. Wie er, Helenos, sie gebeten hatte, dass sie ihn erwählen möge, und wie sie sich aber dafür entschieden hatte, von nun an mit seinem Bruder Deiphobos das Bett zu teilen.
    Kalchas verstand. Und er erinnerte sich an die Prophezeiung der Kassandra bei ihrem letzten Treffen an der Zeus-Eiche: »Unter uns ist einer, der alles verraten wird, was ihm im Leben lieb und teuer ist.«
    Hier stand nun der Verräter und bettelte um Asyl.
    »Was hast du anzubieten, Helenos? Womit willst du unsere Gnade erkaufen?«, fragte Kalchas.
    »Ich kann euch verraten, wie die göttergestützten Mauern Trojas fallen.«
    »Dann sag es mir, und ich will mich bei Agamemnon dafür einsetzen, dass er dich am Leben lässt«, bot sich der achäische Seher als Vermittler an.
    »Einverstanden! Ihr müsst die Statue der Pallas Athene aus der Burg von Troja in euren Besitz bringen. Die Statue, die einst vom Himmel gefallen ist und die kein Trojaner von ihrem Platz entfernen kann. Deshalb hat man um sie herum die Burg gebaut, deren Mauern nicht fallen, solange die Statue dort ist. Ihr müsst nur jemanden finden, der sie euch holt.«
    »Gut! Der Handel gilt, Helenos. Lass uns ins Lager gehen.«
     
    *
     
    »Der Erfolg steht kurz bevor!«, rief Agamemnon. »Wir greifen heute erneut an. Troja ist reif für den Sturm!«
    »Ich empfehle zu warten«, riet Kalchas. »Ich bin im Besitz neuer Informationen, wie wir Troja ohne größeren Blutzoll unsererseits einnehmen können.«
    »Ich hasse diese Spielereien!«, empörte sich Neoptolemos. »Hier eine List, dort ein Trick und vielleicht noch ein kleiner Verrat. Das ist eines Achäers unwürdig! Lasst uns zu den Waffen greifen und die Trojaner in den Hades schicken, wo sie hingehören!«
    Die Heerführer stimmten dem Sohn des Achilleus zu, und so formierten sich die Achäer zu einem erneuten Angriff.
    Einige Götter des Olymps nutzten die derzeitige Abwesenheit von Zeus und stürzten sich verbotenerweise höchstpersönlich in die Schlacht. Sie hatten genug davon, weit entfernt vom Geschehen Spielfiguren hin und her zu schieben, und sehnten sich nach direktem Erleben. Mitten im Geschehen wollten sie sein, das Waffengeklirr hören und das Blut der Menschen riechen.
    Auf Seiten der Trojaner kämpften Aphrodite, Apollon und Ares, auf Seiten der Achäer Athene, Hermes und Hephaistos, der die Gelegenheit nutzen wollte, sich bei seiner Gemahlin und ihrem Liebhaber für ihren Ehebruch handfest zu rächen. Apollon stand auf dem Streitwagen neben Aineias, dem Anführer der Trojaner, und flößte ihm Mut ein. Als ein Pfeilhagel auf sie niederprasselte, konnte selbst der Gott Aineias nicht mehr schützen, und Aphrodite persönlich entrückte ihren Sohn in einer Wolke aus der Schlacht und versetzte ihn auf die

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