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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Geschichte des Ringes fragte. So blieb der Schreiber völlig unbelastet vom Fluch eines Hechtes, der in einem Wasserfall lebt, von ausstehenden Wergeldzahlungen an einen im Ausland befindlichen Drachen oder der Rache eines zornigen, weil einer wertvollen Grabbeigabe beraubten Gottes in Hel.
     
    *
     
    Die drei Schicksalsfrauen sahen sich ratlos an. Urd, die für die Vergangenheit zuständig war, neigte bedächtig das Haupt und flüsterte:
    »Es ist mehr Gewordenes im Land, als Tage vergangenen sind. Mehr Rinde ist gegessen, als am Baum der Hirsche gewachsen ist.«
    Skuld, die Norne der Zukunft, sagte händeringend: »Es ist nichts mehr da, das werden kann. Die Knospen und Zweige sind entschwunden, selbst der Baum vergangen. Alles Künftige ist entrückt.«
    Ihre Schwester Verdandi, die sich ganz auf die Gegenwart konzentrierte, aber kicherte in sich hinein: »Sorgt euch nicht, lebt!«
     
    *
     
    Kurz vor Keflavik bäumte Sleipnir sich auf. Seshmosis krallte sich in die Mähne, um nicht zu stürzen. Er verstand den Wink, stieg ab und tätschelte den Schimmel.
    »Danke, dass du mich so gut getragen hast. Auf der Regenbogenbrücke war ich um deine acht Beine ziemlich froh. Mach es gut, mein Freund, was immer du nun vorhast!«
    Der Hengst schnaubte kurz und bleckte freundschaftlich die Zähne. Dann verschwand er zwischen Stauden und Birkengestrüpp.
    Vorsichtig näherte sich Seshmosis der Siedlung. Er wollte aus Sicherheitsgründen lieber zuerst auf einen der Tajarim treffen, bevor ihn die Einheimischen vielleicht als jagdbares Wild betrachteten. Zu seiner Freude entdeckte er Nostr'tut-Amus, der mit Sampo ins Gespräch vertieft neben einem Stall stand.
    Seshmosis holte tief Luft, dann wagte er es, auf die beiden zuzugehen.
    Sampo bemerkte ihn zuerst und pfiff durch die Zähne. Dann erkannte ihn auch der Seher und die beiden waren überglücklich, dass Seshmosis noch am Leben war. Verwundert über das Aussehen des Freundes, fragte Nostr'tut-Amus: »Bist du den Göttern begegnet, mein Bester?«
    »Nein. Es waren eher Zwerge. Aber sehr mächtige Zwerge«, antwortete Seshmosis kleinlaut.
    »Erzähl, was dir widerfahren ist!«, forderte ihn Nostr'tut-Amus auf.
    Doch Sampo griff ein: »Lass ihn erst mal ankommen. Ich bin sicher, er braucht jetzt Ruhe. Und auch etwas zu essen. Bist du hungrig, Seshmosis? Wir haben noch genug rohen Fisch übrig.«
     
    *
     
    Odin saß in der Bucht der brennenden Schiffe und starrte auf die Stelle, an der Baldurs Ringhorn nach der Bestattung in den Fluten versunken war. Sein Zorn über die Untat Lokis wich mehr und mehr einer bleiernen Müdigkeit. Die Verhandlungen mit diesem Metatron gingen ihm auf die Nerven, er mochte die selbstgefällige Stimme Gottes nicht mehr hören. Nur seiner eigenen Sturheit war es geschuldet, dass er immer noch auf dem namenlosen Planeten verhandelte, obwohl es längst nichts mehr zu verhandeln gab. Er wusste um den anderen und seinen Standpunkt Bescheid. Jeder wusste, dass der andere sich keinen Fingerbreit von seiner Position bewegen würde. Es ging nur noch darum, ohne Gesichtsverlust aus der Sache herauszukommen.
    Da tanzte auf einmal eine kleine Feuersäule über der Stelle, an der die Überreste von Baldurs Schiff lagen. Nach einer Weile verließ das Feuer den Schauplatz von Ringhorns Untergang und bewegte sich aufs Land zu, genau in Odins Richtung.
    Der Gott betrachtete misstrauisch mit seinem verbliebenen Auge die Erscheinung. Die Feuersäule stand jetzt genau vor ihm. Odin blinzelte. Das half üblicherweise gegen jede Fata Morgana, doch die Feuersäule blieb. Odin fächelte mit der Hand. Die Feuersäule blieb. Odin fasste in die Feuersäule. Und verbrannte sich die Hand.
    Während er kühlend auf seine Finger blies, unterdrückte er alle Flüche und versuchte sich dem Phänomen mit strenger Logik zu nähern. Trugbilder zu erzeugen gehörte ebenso zu seinem Repertoire wie zu dem von Loki. Doch dies hier war keine optische Täuschung, das Feuer brannte wirklich, wie er schmerzhaft erfahren hatte.
    Auch glaubte Odin nicht, dass sich die Feuerriesen schon aufgemacht hatten, Asgard zu erobern. Und wenn, dann wären sie ganz anders aufgetreten. Mit mehr Pomp und Trara, wie Feuerriesen eben auftreten.
    Während er weiter spekulierte, ertönte aus dem Feuer eine Stimme:
    »Ich bin weder Surtur, der Oberste der Feuerriesen, noch einer seiner Gefolgsleute. Mein Name tut nichts zur Sache, aber ich könnte dir hilfreich sein.«
    »Sprich!«
    »Du musst nicht Ragnarök

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