Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
Vom Netzwerk:
ausrufen und dein eigenes Ende herbeiführen, nur um dich an Loki zu rächen. Es gibt einen anderen Weg aus dieser Misere, bei dem du zudem noch lange Zeit der größte Gott in dieser Gegend bleiben kannst.«
    »Welchen?«
    »Den Weg der Geschichte. Leg dir zwei Dutzend Skalden zu, die Loki in ihren Gesängen und Schriften schmähen. Lass Lügengeschichten über ihn verbreiten, verteufle ihn, mach ihn einfach fertig.«
    »So einfach soll das gehen? Was aber, wenn die Menschen die Wahrheit herausfinden?«
    »Die Wahrheit ist immer das, was gesungen und geschrieben wird. Du besitzt den Skaldenmet, der die Menschen zu Dichtern macht. Gib ihnen davon zu trinken und sag ihnen, was sie schreiben sollen. Es wird funktionieren, glaube mir, ich habe viel Erfahrung mit Schreibern.«
     
    *
     
    Als der Käfer Chepre an diesem Morgen die Sonne zum Horizont rollte, um sein Tagwerk zu beginnen, fragte er sich, ob heute endlich wieder die beiden netten Wölfe kommen würden. Er hatte es bei seiner eintönigen Tätigkeit immer als schöne Abwechslung empfunden, wenn sie so um ihn herumtollten und ihn zu erhaschen versuchten. Schade, dass die beiden seit ihrem kurzen Gespräch verschwunden waren. Hoffentlich waren sie nicht wegen irgendetwas eingeschnappt.
    Gerade als die Sonne mit vollem Umfang über den östlichen Bergen stand, ertönte Heimdalls Hornruf. Erstaunt hörten die Asen und Wanen, Zwerge und Wichtel, Licht- und Dunkelalben, Frost- und Feuerriesen die Entwarnung.
    Ragnarök, das Schicksal der Götter, fand nicht statt.
     
    *
     

Aus den verborgenen Schriften der Walkürenschule von Walstatt
     
    Wohlan, Schwestern im Nordlicht, lest aufmerksam diese Zeilen!
    Auf dass wir uns stets erinnern, woher wir kommen und was wir wirklich sind! Auf dass der Geist der Zeitenläufe uns nicht verstümmle und unseres wahren Wesens beraube! Auf dass wir nicht werden zu Opfern falscher Skalden und kleingeistiger Schreiber!
    Denn es werden Zeitalter kommen, in denen sich das Mondlicht nicht mehr auf unseren goldenen Brünnen spiegelt, um als Nordlicht von großen Schlachten zu künden. Doch der Glanz der Rüstungen wird stumpf, und die Menschen vergessen schnell. In jenen fernen Tagen wird man die Toten stapeln und entsorgen, statt die Helden liebevoll auszuwählen und nach Walhall zu tragen.
    Verneigen wir uns vor den Ersten Zwölf, die mit Allvater Odin persönlich die Wilde Jagd geritten. Erinnert euch der herrlichen Raunächte, als wir mit den Wölfen um die Wette hetzten. Wundervolles, sturmtosendes Treiben, den Menschen zum Schrecken, uns zur Freude.
    Doch nicht Unheil wollen künden wir, sondern vom Dienst an unseren Auserwählten berichten. Stehen wir doch ganz im Glanz der tapfren Einherjer, die wir von der Walstatt nach Walhall bringen, wo wir sie mit Bier, Met und Wein bewirten. Manche heißen uns Todesengel, doch wir sind Liebende!
    Unseren Lohn finden wir in den Armen der Helden und in den Liedern der Skalden.
    Es geht nicht an, dass man uns in jüngster Zeit als Klageweiber verspottet oder gar als Hexen verschreit. Wir sind keine Tod bringenden Geschöpfe der Nacht. Wenn wir erscheinen, hat der Sensenmann seine Arbeit längst vollbracht. Wir retten die Helden vor dem Fraß der Wölfe und Raben und tragen sie in Odins glänzende Halle.
    Wie oft fochten wir Seite an Seite mit unseren Auserwählten? Wie oft galt uns ihr letzter Blick, ihr letzter Atemzug?
    Man mag uns Walküren zu Recht herbe Weiber nennen, doch weiß ein jeder, der sich mit uns einlässt, wer wir sind. Lockend ist es, eine der unseren zu lieben, auch wenn der Tod schon mit im Brautbett liegt.
    Doch seid wachsam, Schwestern des Nordlichts, dass euch die Liebe nicht übermannt und ihr die Pflicht vergesst! Seid eingedenk der edlen Brünhild und ihrer abscheulichen Verfehlung!
    Sie, die eine der Größten der Walküren war, vergaß sich und unsere Regeln und stellte sich gegen den Allvater selbst. Als einst zwei königliche Brüder um die Krone ihres Reiches stritten, hatte Odin dem Helmgunther den Sieg zugedacht. Doch Brünhild verfiel dem Anblick des holden Agnar, der so licht und mild wie Baldur war. Sie brach der Walküren Schwur und achtete der Götter Würfel nicht, die längst gefallen waren. Selbst Odins Warnruf stieß bei Brünhild auf taube Ohren. Sie hob den Speer und senkte ihn in Helmgunthers Brust, durchbohrte das Herz des Walvaters Schutzbefohlenen. Odin zürnte der Schildjungfer wie keiner der Unseren je zuvor. Wütend ergriff er die Maid, hob

Weitere Kostenlose Bücher