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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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den Platz verließ, erwachten die Menschen wie aus einer Trance und kehrten in ihre Häuser zurück.
     
    Unter dem Eindruck des soeben Erlebten änderte der Schamane Sampo seine Pläne.
    »Es ist noch reichlich Zeit, bis die neuen Skaldenkurse in Oddi beginnen. Deshalb würde ich gern mit euch ziehen. Allerdings nur, wenn ich nicht wieder für die Passage bezahlen muss.«
    »Wenn du beim Rudern kräftig zupackst, ist das kein Problem«, antwortete Zerberuh grinsend. »Aber zuerst müssen wir uns ein neues Schiff besorgen.«
     
     
    Sag mir, Fjölswidr, was ich dich fragen will
    und zu wissen wünsche:
    Wie heißt der Saal, der umschlungen ist
    mit verwunschener Waberlohe?
     
    Glut wird er genannt, der weifend sich dreht
    wie auf des Schwertes Spitze.
    Von dem seligen Hause wird Gerücht nur kommen
    ewig zum Erdenvolk. 6
     
    Die erste Zeit nach Odins Bannspruch verbrachte Brünhild im Tiefschlaf. Wie viele Jahre sie so schlummerte, vermochte sie nicht abzuschätzen. Nach und nach kamen andere Phasen, Stunden, in denen die ehemalige Walküre zwischen Schlafen und Wachen dämmerte. Mittlerweile erzwang Brünhild mehr und mehr Bewusstheit, obwohl es schmerzte.
    Fast zärtlich strich sie über die geliebte goldene Brünne. Diese Rüstung war das letzte Stück aus ihrem alten Leben als Walküre. Doch längst war die Sehnsucht der Lethargie gewichen.
    Dumpf lebte die Schildmaid in ihrer Burg Isenstein am Mückensee, von der feurigen Waberlohe geschützt und gleichermaßen von der Welt abgeschnitten.
    Am Abhang der Burg auf dem Vulkan Hverfjall erstreckte sich die seltsamste Stadt von ganz Eisland: Dimmuborgir, die Dunkelstadt.
    Man sagte, selbst Gespenster hätten Angst, hier zu wohnen.
    Die Stadt aus schwarzer Lava wurde im Lauf der Generationen von mehr und mehr Gesindel bevölkert – flüchtige Schwarzalben, obdachlose Wichtel, ausgestoßene Zwerge, verfluchte Seher, verstümmelte Skalden und verbannte Menschen. Sie alle sammelten sich in der Stadt der Gesetzlosen am Rand der Missetäterwüste.
    Im Gegensatz zu den Kriegern von Walhall warteten sie nicht auf die letzte Schlacht, die Gestalten hier befanden sich bereits mitten in ihr.
     
    *
     
    »Der Gulden Orm ist der schnellste hölzerne Hirsch an der ganzen Westküste!«, prahlte Leif Blauzahn. Er versuchte damit die völlig überhöhten Preisforderungen für sein altes Wikingerschiff zu begründen.
    Doch Uartu, der phönizische Steuermann und Experte für Bootstypen aller Art, winkte ab. »Nicht einmal wenn ich auf der Flucht wäre, würde ich so viel Geld für dieses Schiff ausgeben.«
    »Das Beste an deinem Schiff ist der Name: Gulden Orm, der Goldene Drache «, spottete Seshmosis, den man als eine Art Talisman zu den Verhandlungen hinzugezogen hatte. Seit seinem Auftritt bei der letzten Stunde des Dankes galt der Schreiber als Liebling der Götter und Glücksbringer schlechthin.
    Raffim war klar, dass der Kaufpreis mit Sicherheit ihre bisherigen Gewinne auffraß und auch noch ein riesiges Loch in die Goldreserven der Händler reißen würde. Aber er und seine beiden Mitgesellschafter Zerberuh und Barsil würden Leif Blauzahn das Geld sicher nicht in den Rachen werfen.
    Seshmosis mochte den Goden nicht, deshalb sagte er wie beiläufig:
    »Unser Gott sieht es nicht so gern, wenn du die Notlage seiner Gläubigen ausnutzt. Ich weiß das, denn ich bin sein Prophet …«
    Der Häuptling erschrak, denn er war Zeuge von GONs Erscheinen am Hafen und bei der Stunde des Dankes gewesen. Schlagartig wurde ihm klar, dass die Fremden mit Hilfe ihres Gottes das Schiff auch einfach an sich nehmen könnten. Leif Blauzahn lenkte ein; besser weniger als gar nichts für das Boot bekommen.
    »Einen angemessenen Preis, mehr will ich gar nicht, gute Leute.«
    »Den sollst du bekommen«, versprach Seshmosis und überließ die weiteren Verhandlungen Raffim.
     
    Jabul ging es inzwischen wieder gut, ihm fehlte jedoch jegliche Erinnerung an die Zeit, in der Mot seinen Körper bewohnt und benutzt hatte. Zusammen mit Jebul und Jubul schleppte er Raffims Besitztümer an Bord der Gulden Orm. Dank des nachdrücklichen Eingreifens von Seshmosis hatte der Händler doch nicht so tief in die Tasche greifen müssen wie ursprünglich befürchtet.
     
    »Wir müssen an die Nordküste von Eisland«, sagte Zerberuh.
    »Nord klingt nach kalt. Noch kälter als hier.« Seshmosis fröstelte trotz seines Felles.
    »Lasst uns aufbrechen, das Obsidianland wartet auf uns! Wir wollen die Reichtümer doch

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