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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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nicht länger einsam in der Wildnis liegen lassen«, frohlockte Raffim ungewöhnlich gut gelaunt. Der günstige Schiffskauf, die Aussicht auf Gewinne und ein anderes Frühstück als Haferbrei mit Hering schien ihn zu beflügeln.
    Bald blähte der Wind das rotweiß gestreifte Segel, und der Bug der Gulden Orm teilte wie ein Schwert die Wogen. Im Kiel zog die weiße Gischtspur des Drachenboots eine verheißungsvolle Linie, bis die Wellen sie wieder fortwuschen.
     
    *
     
    »Ich weiß es aus erster Hand, dass Ragnarök nicht stattfindet! Vertraut mir, ihr könnt nach Hause zurück«, versuchte Ratatöskr seine Freunde auf Gamlis Hof zu überzeugen.
    »Wir können nicht einfach zurück und so tun, als wäre nichts gewesen. Sollen wir sagen: Wir haben dringend Urlaub gebraucht, und zwar genau in dem Augenblick, als Heimdall zu Ragnarök blies, doch jetzt sind wir wieder da und machen weiter wie immer?«, meinte der Rabe Munin.
    »Woher will Herr Oberschlau denn so genau wissen, dass wir einfach heimgehen können? Vielleicht ist das Ganze nur eine Falle, um uns anzulocken und dann zu bestrafen?«, argwöhnte Gullinborsti.
    »Ich weiß es von meinem Urgroßvater. Und der weiß es von ganz oben, von Odin persönlich. Er hat es meinem Urahn gesagt, und der ist ein ganz großes Tier, müsst ihr wissen.«
    »Was für ein Tier ist dein Vorfahr denn? Auch ein Eichhörnchen?«, wollte Heidrun wissen.
    »Nein, er ist kein Eichhörnchen. Und er ist auch kein richtiges Tier, eigentlich ist er ein Mischling. Ein Wolfsmensch, denke ich. Glaube ich. Vermute ich. Auf jeden Fall könnt ihr mir glauben!«
     
    *
     
    Husavik, die Häuserbucht, letzter Hafen vor dem Nordmeer mit seinen treibenden Bergen aus Eis, war für viele der letzte Hafen, um über den Winter zu kommen.
    Husavik war aber auch der Umschlagplatz für das wertvollste Exportgut Eislands, das »Schwarze Gold«, den Obsidian, den die Einheimischen Rabenstein nannten.
    Immer wieder wagten sich Glücksritter mit ihren Karawanen in die südlich der Missetäterwüste gelegene Landschaft. Dort, so sagte man, konnte man die wertvollen Steine einfach vom Boden aufheben und einsammeln.
    Obsidian, die schwarze Vulkanglasschmelze, erfreute sich gerade bei Priestern in aller Welt großer Beliebtheit. Seine tiefe Schwärze machte das Material bei den Vertretern aller Opferkulte der Welt zum absoluten Favoriten. Kein Mot-Priester hätte sich herabgelassen, mit einem Bronze- oder Eisenmesser zu arbeiten. Opfermesser aus Obsidian garantierten die vollkommene göttliche Akzeptanz – von den Tempeln von Byblos bis zu den geheimen Kultstätten von Kusch, von den Steinkreisen Britanniens bis zu den Jurten der gelbhäutigen Völker des Sonnenaufgangs.
    In letzter Zeit interessierten sich auch vermehrt Ärzte für das Vulkangestein, wobei viele die Ansicht vertraten, dass zwischen den Priestern und den Chirurgen nur ein Unterschied bestand: Die Letzteren opferten die Leute wesentlich langsamer, dafür aber scheibchenweise.
    In der kleinen Hafenstadt gab es sogar einen Obsidianhändler. Gut, er verdiente sein Geld eigentlich als Fischhändler, aber er war auch derjenige, der den armen Teufeln, die es geschafft hatten, die Mühsal der Reise durch die Lavawüste zu überleben, das Vulkanglas zu Spottpreisen abkaufte. Und den Menschen, die mit ihren Schiffen übers weite Meer in die Bucht von Husavik kamen, verkaufte er die Steine zu horrenden Preisen weiter.
    Raffim hasste ein solches Vorgehen. Vor allem dann, wenn nicht er der Zwischenhändler mit der großen Verdienstspanne war.
    Nach dem Verlust der Gublas Stolz gab es für Raffim nur eine Alternative: Sie mussten selbst vor Ort die wunderbaren Steine einsammeln, um den gierigen Händler auszuschalten und den eigenen Profit zu maximieren. Barsil und Zerberuh stimmten ihm bedingungslos zu.
    In Vorfreude auf den zu erwartenden Gewinn suchten Raffim und Barsil einen Pferdehändler auf, um Lasttiere zu mieten.
    »Kaufen, nicht mieten! Zu oft schon haben die Leute in der Missetäterwüste die gemieteten Tiere aufgefressen, weil ihnen die Vorräte ausgingen und sie dort nichts zum Essen fanden«, beschied der Händler.
    »Aber dann hättet ihr doch den Kaufpreis hinterher von denen verlangen können«, wandte Raffim ein.
    »Von denen war nichts mehr zu verlangen. Ihre Skelette liegen immer noch auf der erkalteten Lava. Gleich neben den abgenagten Pferdeknochen.«
    Barsil hatte seit seiner Verfolgung durch Mot einiges von seiner alten Kaltblütigkeit

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