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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Schließlich hatte er den Vorsatz gefasst, sich künftig nur noch von Freunden fressen zu lassen.
    Die mythischen Tiere umringten Gamli, seine Frau und die vier Kinder. Heidrun gab ein Zeichen, und alle legten gleichzeitig los.
    Die Pferde wieherten, und die Raben krächzten, die Wölfe Geri und Freki heulten, bei den Luchsen Freyas klang es wie ein knurrendes Miauen, die Ziegen meckerten, die Eber brüllten, der Hahn krähte und der Eichkater rief so laut er konnte: »Danke!«
    Gerührt gingen die Menschen von Tier zu Tier und tätschelten und streichelten ihre ungewöhnlichen Gäste zum Abschied.
    Dann brachen alle bis auf Heidrun und Sährimnir voller Hoffnung zur Regenbogenbrücke Bilfröst auf. Vorneweg schritt Sleipnir, auf dessen Kopf Ratatöskr balancierte. Der Eichkater war mit Sicherheit der kleinste und seltsamste Anführer aller Zeiten und Welten. Aber auch der stolzeste.
     
    *
     
    »Die Pferde sind so winzig hier, so unköniglich. Was soll meine künftige Braut von mir denken, wenn ich auf solch einem Zwergenpferd in ihre Burg reite?«, beschwerte sich Gunther. »Wir hätten gleich unsere edlen Rösser von Burgund mitnehmen sollen.«
    »Die hätten uns nicht nur das Schiff verschissen, sondern auch noch die Haare vom Kopf gefressen, mein werter Herr«, brummte Hagen.
    »Weiß deine Königlichkeit eigentlich, wie viel so ein Tier auf der Reise von Worms nach Eisland frisst?«
    Hagen von Tronje war inzwischen völlig entnervt, weil sie immer noch in diesem Kaff am Eismeer festsaßen. Hinter seiner Augenklappe juckte es, und das war immer ein schlechtes Zeichen. Gunther nörgelte von früh bis spät an allem und jedem herum. Dankwart, der Schatzmeister und Kassenwart der Reise, hatte sich fast ausschließlich auf flüssige Nahrung umgestellt, Wahnfried lebte nur mehr in seinen selbst verfassten Heldenliedern, und Siegfried verschwand fortwährend mit irgendwelchen einheimischen Schönheiten in Hütten und Ställen.
    Jedes Mal, wenn Hagen ihn traf, sah er aus, als käme er geradewegs aus einem Strohlager. Was wohl auch stimmte.
    Auf einmal kamen zwei Halbwüchsige auf Hagen zu.
    »Will der Herr vielleicht ein edles Schwert kaufen?«
    Hagen von Tronje interessierte sich als alter Kämpe grundsätzlich für Schwerter und nickte zustimmend.
    Der eine Knabe wickelte aus einer schmutzigen Decke ein wundervolles Schwert. Es war Gram, das Schwert Siegfrieds.
    Der oberste und treueste Vasall des Königs von Burgund kochte vor Wut. Jetzt reichte es ihm endgültig.
    Wütend entriss er dem Knaben Siegfrieds Wunderwaffe und drohte den beiden, sie umgehend in Stücke zu hacken, sollten sie sich anmaßen, von ihm Geld zu erwarten. Verdattert zogen die beiden Knaben von dannen.
    Kurz darauf saß Hagen am Kai in der Nähe ihres Schiffs und stützte sich schwer auf Gram. So hatte er sich das alles nicht vorgestellt. Sicher, es war auch sein Wunsch gewesen, nach Eisland zu fahren. Doch seine Gründe lagen ganz woanders als die von Gunther. Nicht der Traum von der schönsten aller Bräute trieb ihn auf diese unwirtliche Insel, sondern der Wunsch, nach langer Zeit endlich seinen Vater wiederzusehen, der nur noch in blassen Kindheitserinnerungen existierte. Und in seinen Albträumen.
    Hagen von Tronje, der Mischling, der Wechselbalg, der Halbling, sehnte sich danach, seinen Vater Alberich zu treffen. Jenen Alberich, den in Eisland jeder, selbst die Götter, unter dem Namen Andwari kannte.
     
    *
     
    Gegen Ende des zweiten Reisetages erreichten die Tajarim den Mückensee. Aus dem Wasser ragten Hunderte von Inseln, manche so groß wie eine Pferdekoppel, die meisten so klein wie ein Bett oder gar nur wie die Sitzfläche eines Hockers. Rundherum begrenzten grüne Hügel und schwarze, rauchende Vulkanberge den Horizont. Immer wieder spien Geysire Wasserdampf in den Himmel. Nicht weit im Südosten leuchtete ein riesiges, unheimliches Feuer.
    Nach der Herkunft des Seenamens fragte niemand. Verzweifelt versuchten die Pferde sich Kopf werfend und Schwanz wedelnd gegen die Myriaden von Mücken zu wehren. Manche der Tiere schlugen in ihrer Verzweiflung sogar mit den Hinterbeinen aus.
    Seshmosis dagegen hatte das Gefühl, dass ihn sein Wolfsfell gegen die Plagegeister schützte. Oder GON selbst, dessen Wohnsack über der Schulter des Propheten hing.
    Während sie auf die Siedlung am Seeufer zuritten, begleitete sie eine Vogelkulisse ohnegleichen. Überall ertönte ein Geschwirr und Geflatter, ein Gezwitscher und Gekreische, ein Gepfeife

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