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Die Nonne und der Tod

Die Nonne und der Tod

Titel: Die Nonne und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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gebracht, damit ich lernen konnte, seine Blätter von Wasserkerbel und Petersilie zu unterscheiden. Sie hatte erklärt, Schierling sei die tödlichste Pflanze, die Gott auf diese Welt gebracht hatte, trotzdem hatte Mutter sie ab und zu in Salben verwendet.
    Schwester Ursula stieß die Konversin kurz an. »Schwester Agnes, die Novizin will etwas von dir.«
    »Hm?« Agnes sah mich aus trüben, alten Augen an. Ich schätzte, dass sie weit über fünfzig war.
    »Ich glaube, du hast versehentlich ein falsches Kraut gepflückt«, sagte ich vorsichtig. Ich wollte sie nicht vor den anderen bloßstellen oder – schlimmer noch – den Zorn der Äbtissin über sie bringen.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.« Schwester Agnes kniff die Augen zusammen und strich mit ihren rauen, harten Händen über die getrockneten Blätter und Stängel. »Welches denn?«
    Ich trat neben sie und nahm ein Stück Schierling unter der Petersilie hervor. Die anderen Frauen beachteten uns bereits nicht mehr, sondern kümmerten sich um ihre eigene Arbeit.
    Agnes griff nach dem Schierling und hielt ihn hoch, sodass das Licht, das durch die Fenster ins Innere schien, auf die Blätter fiel. »Kind, das ist Peter …«
    Sie unterbrach sich, senkte die Hand und roch einmal kurz an den Blättern. Dann zuckte sie zurück. Ich wusste, warum. Schierling riecht wie Heu, in dem Mäuse ein Nest gebaut haben, stechend und nach Urin.
    Ohne ein weiteres Wort stand Agnes auf, ging zur Feuerstelle und warf die Blätter in die Flammen.
    Schwester Ursula beobachtete sie aus den Augenwinkeln. »War also wirklich das falsche.«
    »Ja.« Agnes wischte sich die Hände an der Schürze ab.
    »Und was war es?«
    Die Konversin zögerte. Mit der Zunge fuhr sie sich über die Lippen, dann nickte sie kaum wahrnehmbar, so als habe sie eine schwere Entscheidung gefällt.
    »Wasserkerbel«, sagte ich rasch, bevor sie auf die Frage antworten konnte. »Die Blätter sehen fast aus wie Petersilie.«
    Agnes’ Blick traf den meinen. Ich war mir nicht sicher, ob ich Ablehnung oder Dankbarkeit darin sah, aber sie unternahm keinen Versuch, die Lüge aufzuklären.
    Schwester Ursula wandte sich mir zu. »Und woher weißt du das?«
    »Meine Mutter war eine Kräuterfrau. Sie hat mir viel beigebracht.«
    »Außer den Mund zu halten, wenn du nicht gefragt wirst.« Ihre Stimme klang schneidend, ihr Blick war hart. Einen Moment lang fragte ich mich, ob sie und Schwester Johannita vielleicht verwandt waren.
    »Entschuldige, Schwester«, sagte ich, obwohl die Worte bitter wie Galle schmeckten. »Das kommt nicht noch einmal vor.«
    Die anderen taten so, als hörten sie uns nicht zu. Benedikta war rot im Gesicht geworden, so als wäre sie diejenige, die man zurechtgewiesen hatte, und nicht ich.
    Schwester Ursula musterte mich. Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, aber das Läuten der Kapellenglocke, die uns zur Terz rief, hielt sie davon ab.
    Benedikta huschte an mir vorbei, und ich schloss mich ihr so schnell an, dass wir die Küche bereits verlassen hatten, bevor Schwester Ursula auch nur einen Schritt getan hatte.
    Die Konversinnen blieben zurück. Sie durften an den Stundengebeten nicht teilnehmen, nur am gemeinschaftlichen Gottesdienst.
    »Warum machst du nur immer Ärger?«, flüsterte Benedikta, als wir die Stufen zur Kapelle hinaufliefen.
    Ich wünschte, ihr hätte ihr darauf eine Antwort geben können.

Kapitel 13
    Schwester Agnes wartete auf mich in einer Nische, als wir die Kapelle verließen. Die Hymne und Psalme klangen noch in meinem Geist nach, und so bemerkte ich sie erst, als sie aus den Schatten trat. Ich blieb stehen, wartete, bis die anderen Nonnen an uns vorbeigegangen waren und wir allein in dem breiten Gang standen.
    »Ich möchte dir danken», sagte Schwester Agnes leise. »Das war sehr nett von dir.«
    »Es war nur eine Kleinigkeit.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt. Jemand hätte sterben können.« Agnes fuhr sich mit einer Hand über ihre Haube. Sie war schmutzig und saß schlecht, aber bei den Konversinnen achtete niemand darauf. »Und du hast für mich gelogen. Das ist mehr als eine Kleinigkeit.«
    »Hättest du denn Schwester Ursula die Wahrheit gesagt?«
    Agnes zögerte. »Ich wollte es, aber jetzt bin ich froh, dass ich es nicht getan habe.« Ihr Lächeln verjüngte ihr Gesicht um Jahre. »Wenn du je etwas brauchst, lass es mich wissen.«
    Sie drückte meine Hand, wandte sich ab und ging die Treppe hinunter.
    Ich sah ihr nach und versuchte, mich nicht der

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