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Die Nonne und der Tod

Die Nonne und der Tod

Titel: Die Nonne und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Agnes sicherlich auch. Trotzdem hatte sie gewartet, bis wir uns trennten, bevor sie eine gepflückt hatte.
    Für sich allein genommen stärkte Engelwurz das Herz und half bei der Verdauung, aber wenn man es mit Johanniskraut, das wir getrocknet im Kloster aufbewahrten, und Schafgarbe mischte, kam dabei etwas heraus, von dem ich nur einmal erlebt hatte, dass meine Mutter es jemandem gegeben hatte, und das war nachts gewesen, als sie gedacht hatte, ich würde bereits schlafen.
    Ich erinnerte mich gut daran: Hedwig, eine Bäuerin von fast fünfzig Jahren, hatte in der Tür gestanden und gesagt: »Ich kann es nicht bekommen, Magda. Es würde mich umbringen.« Und meine Mutter hatte ihr ein Pulver gegeben, das Hedwig mit Bier hatte verrühren sollen. Sie hatte kein Kind mehr geboren, Mutter und ich hatten nie ein Wort darüber verloren.
    Auf einmal verstand ich, weshalb Agnes mich hatte begleiten wollen, weshalb sie mir eine halb erfundene Geschichte aufgetischt hatte und heimlich im Unterholz Engelwurz gepflückt hatte. Wäre sie allein gegangen, hätte ich sie vielleicht dabei überrascht, doch so hatte sie die ganze Zeit über gewusst, wo ich war, und hatte die richtige Gelegenheit abpassen können.
    Es gab nur eine Erklärung für ihr Verhalten: Eine der Novizinnen war schwanger.
    Beim Abendessen beobachtete ich die Mädchen, mit denen ich am Tisch saß. Alle aßen schweigend, den Kopf gesenkt, den Blick auf ihren Eintopf gerichtet. Ich meinte, dass Mutter Immaculata noch ernster und verkniffener als sonst wirkte, aber vielleicht war das nicht mehr als Einbildung.
    Nach unserer Rückkehr aus dem Wald hatte ich Schwester Agnes in den Schuppen gehen sehen, in dem die Kräuter zum Trocknen aufgehängt wurden, aber was sich in dem Beutel befand, mit dem sie ihn verließ, wusste ich nicht. Johanniskraut, nahm ich an, doch mit Sicherheit sagen hätte ich das nicht können.
    Die Neugier über das, was um mich herum im Verborgenen geschah, hielt mich davon ab, an den Mann im Wald und die Enttäuschung in seinem Gesicht zu denken. Ich suchte stattdessen nach Anzeichen für ein ungeheueres Vergehen, und das lenkte mich von der Frage ab, was wohl geschehen würde, wenn wir uns das nächste Mal trafen – falls es ein nächstes Mal gab.
    Auch beim Frühstück am nächsten Morgen bemerkte ich nichts Ungewöhnliches. In den letzten Tagen waren zwei neue Novizinnen hinzugekommen, aber beide waren noch keine zehn Jahre alt. Sie saßen mit uns am Tisch, wirkten eingeschüchtert und ängstlich. Ihre Namen hatte ich mir nicht gemerkt.
    Es war Waschtag, und nach dem Frühstück gingen wir in den Hof, wo die Konversinnen bereits große Holzbottiche aufgestellt hatten, die sie nun mit heißem Wasser füllten. Die Nonnen wuschen ihre Trachten selbst, eine der wenigen einfachen Arbeiten, die man uns nicht abnahm. Wahrscheinlich sollten wir auf diese Weise Demut lernen, aber in Wirklichkeit waren die Waschtage eine Gelegenheit für alle, Neuigkeiten und Tratsch auszutauschen. Selbst Schwester Johannita schritt nicht ein, wenn wir uns unterhielten, solange wir es diskret taten.
    Ich hatte an diesem Morgen mein Habit gewechselt, so wie alle anderen auch, und trug das alte, das nach Erde und Gras roch, hinunter in den Hof. Die Konversinnen kamen mit dem heißen Wasser kaum nach, obwohl sich jeweils vier Nonnen einen Bottich teilten.
    Mein Blick suchte und fand Benedikta. Sie stand mit den beiden neuen Novizinnen und Schwester Maria an einem Bottich, es gab keinen Platz mehr für mich.
    Unsicher sah ich mich um. Die meisten der zehn Bottiche waren besetzt, überall sah ich Nonnen, die mit langen Stangen ihre Wäsche stampften. Wasser schwappte über, die jungen Novizinnen lachten oder schrien in gespieltem Entsetzen auf, wenn sie dabei nass wurden.
    »Hier ist noch Platz«, sagte eine Stimme hinter mir. Bevor ich mich umdrehte, wusste ich bereits, dass sie Schwester Johannita gehörte.
    O Gott, dachte ich, dann zwang ich mich zu einem Lächeln und ging zu ihr.
    Sie musste sich den Bottich mit niemandem teilen, was mich nicht überraschte. Keine zwei Schritte entfernt von ihr stieß Klara ihre Freundin Alfonsa an, zeigte auf mich und lachte. Ihr Bottich befand sich in Schwester Johannitas Rücken, sodass diese nicht sah, was die beiden taten.
    Ich legte meine Kleidung in das warme Wasser und nahm eine der Stangen, die am Bottich lehnten. Langsam, um die Wolle nicht zu beschädigen, drückte ich sie nach unten.
    Schwester Johannita begann zu

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