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Die Nonne und die Hure

Die Nonne und die Hure

Titel: Die Nonne und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Nachrichten verbreiten sich in Windeseile. Heute Abend ist noch eine weitere Tote gefunden worden. Diesmal in Dorsoduro, am Zattere, dem Kai an der Ostseite. Ihr war nicht nur das Zeichen des Löwen eingebrannt, sondern an ihre Brust war ein Zettel geheftet.«
    »Was stand darauf? Nein, ich will es nicht hören.« Celinas Stimme zitterte.
    »Du musst es hören, weil es wie eine Warnung an dich, an uns alle klingt. Auf dem Zettel stand: ›Denjenigen, der versucht, die Hintergründe herauszufinden, wird das gleiche Schicksal ereilen wie dieses bedauernswerte Geschöpf.‹«

14.
    »Ich muss jetzt wieder zurück in die Stadt«, sagte Christoph. »Die Insel, auf der wir uns befinden, heißt San Clemente. Der Eremit, der hier gelebt hat, legte auch einen Garten an. An Nahrung wird es dir also nicht fehlen. Ich werde morgen wiederkommen und dir das bringen, was du noch brauchst – vor allem gewisse Dinge gegen die Langeweile.« Er zwinkerte ihr zu. Dann umarmte er sie.
    Nachdem er gegangen war, fühlte Celina sich sehr allein, aber auch getröstet. Einerlei, wie lang ihr Aufenthalt hier dauern würde, Christoph würde sich um sie kümmern – und vor allem war sie hier vor dem Zugriff des Klosters sicher. Neben einem Strohsack, einer Decke, einem Tisch und einem Stuhl hatte die einzige Stube der Klause einen kleinen Kamin, über dem ein Topf hing. Ein Geruch nach Fisch verriet ihr, wovon der Mann sich hauptsächlich ernährt haben musste. An der Wand befand sich ein Brett, auf dem ein Glas mit Salz und ein Zinnteller standen. Getrocknete Fische, Knurrhähne und Doraden, hingen von der Decke. Auf dem Tisch lag ein Messer.
    Celina nahm den Topf von der Kette, ging hinaus zum Bach, füllte den Topf und machte mit Hilfe eines Kienspans und eines Zunderschwämmchens Feuer im Ofen. Sie zerschnitt einen der Fische, legte die Stücke in den Topf, Salz und getrocknete Kräuter dazu. Nach dem einsamen Mahl legte sie sich auf den Strohsack, zog die Decke über sich, blickte eine Weile dem Mond zu, der durch das kleine Fenster schien, und schlief irgendwann ein.
    Am Morgen hörte sie das Schimpfen von Elstern. Die Sonne schien durch das Fenster auf die Einrichtung des Zimmers und tauchte alles in ein goldenes Licht. Celina stand auf, zog sich ihren Mantel über und trat vor die Tür. Da die Klause auf einer Anhöhe stand, konnte sie die Lagune überblicken. Vor ihr lag die Insel Giudecca mit ihren Kirchtürmen; dahinter ragte majestätisch die Serenissima auf. Kleine Inseln verschwammen im Dunst. Wenn sie den Kopf wendete, sah sie den Lido, langgestreckt als Bollwerk gegen das Meer und gegen einfallende Feinde. Da draußen trieben Seeräuber ihr Unwesen. Die Insel San Clemente war mit Agaven und Strauchwerk bewachsen. Hinter dem Haus betrachtete Celina den Garten, den der Eremit angelegt hatte. Zwei, drei Obstbäume, Beerensträucher standen darin. Die ersten Triebe von Gemüse und Blumen waren zu sehen. Durch die Bäume hindurch konnte sie die Reste eines Klosters erkennen. Sie wusste, dass fromme Augustinermönche Mitte des 12. Jahrhunderts eine Kirche und daneben ein Hospital errichteten für Pilger ins Heilige Land. Der letzte auf der Insel verbliebene Augustinermönch lebte dort bis 1432. Und der Eremit, dessen Klause sie nun bewohnte, war erst vor einer Woche gestorben und auf dem städtischen Friedhof von Venedig beerdigt worden.
    Celina verbrachte den Tag damit, die Insel zu erkunden und sich ihr Essen zuzubereiten. Immer wieder schaute sie auf die Lagune hinaus, ob sich nicht ein Boot zeigte, das Kurs auf ihre Insel nahm. Segelboote, Lastkähne und die kleinen Nachen der Fischer zogen durch das Wasser. Endlich erblickte sie eine Gondel mit zwei Personen. Als Ruderer meinte sie den taubstummen Mann der gestrigen Nacht zu erkennen. Christoph winkte ihr schon von weitem zu. Das Boot wurde an Land gezogen. Christoph gab dem Mann Geld und bat ihn, in etwa zwei bis drei Stunden wiederzukommen.
    »Was gibt es Neues in der Stadt?«, rief sie ihm entgegen.
    Christoph umarmte sie. »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte er. Seine Augen funkelten schalkhaft. ›Die Unendlichkeit der Liebe‹, deine Lieblingslektüre. Inzwischen habe ich das Buch auch ganz gelesen. Und den ›Dante‹ – beide aus der Bibliothek Brinellos.«
    »Lass uns ein wenig spazieren gehen«, meinte Celina. Seine Gegenwart war plötzlich so intensiv, dass sie es kaum ertragen hätte, neben ihm auf einem Stein oder in der Hütte zu sitzen.
    Die Lagune

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