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Die Nonne und die Hure

Die Nonne und die Hure

Titel: Die Nonne und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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als auch in seiner Qualität. Die Bibel ist heute jedem zugänglich gemacht, dadurch, dass sie in deutscher Sprache erschienen ist. Das Alltagsdeutsch wurde literaturfähig Das Buch ist ein lukratives Handelsgut, und die Buchproduktion hat Massencharakter erreicht.«
    Es war spät geworden, in der Gaststube drängten sich inzwischen viele Menschen. Der Lärm war so groß, dass sie sich kaum noch verständigen konnten. Immuti zog seine golddurchwirkte Lederkatze heraus und zahlte die Rechnung.
    »Ihr braucht mir nicht zu danken, ich danke Euch«, sagte er. Gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg. Die Nacht war kühl, blasse Sterne zeigten sich am Himmel. Celina fühlte sich erhitzt, vom Wein leicht berauscht. Auf der Zunge hatte sie ein brennendes Gefühl. Der Pfeffer! Der wurde seit einiger Zeit vielen Gerichten beigemengt, auch bei den ärmeren Leuten, manchmal, um einen schlechten Geschmack zu überdecken. Die drei gingen beschwingt nebeneinander her, überquerten den Canale Grande mit einer Gondel. Aus dem Augenwinkel sah Celina, dass das Boot nicht mehr so reich verziert war wie früher. Als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte Immuti: »Unser Doge hat eine Neuerung eingeführt. An den Gondeln darf nur noch eine einzige goldene Verzierung dran sein, ansonsten sind sie in Schwarz zu halten.«
    Priuli, Priuli, Cornelli, Lion, was hatte sie noch wissen wollen?
    »Kennt Ihr einen Mann namens Alois Breitnagel?«, fragte sie Immuti.
    »Natürlich kenne ich ihn. Wer kennt ihn nicht, den lustigen Mann aus dem Bayernland?«
    Celina merkte, dass Immuti nicht offen sprechen wollte. So wartete sie, bis sie am Markusplatz an Land gegangen waren. Über den Platz zogen verspätete Heimkehrer, manche auch in Masken.
    »Was ist mit diesem Breitnagel?«, wollte Celina wissen.
    »Er kam vor einem Jahr aus Deutschland herüber und brachte es sehr schnell zu Reichtum und Ansehen«, erwiderte Immuti.
    »Das wundert mich nicht«, fiel Christoph ein. »Er hat mich und die anderen Rottfahrer fast in den Tod getrieben. Ich weiß nicht, wie viele von ihnen er auf dem Gewissen hat.«
    »Dieser Mann geht über Leichen«, sagte Immuti. »Und er ist das Verbindungsglied des Rates zu den Fuggern. Ihr wisst sicher, dass die Fugger überall ihre Finger drin haben. Mit ihrem Geld entscheiden sie über Krieg und Frieden, über Reformation und Gegenreformation, über die Geschicke der Menschen überhaupt.«
    Eine eiskalte Hand griff nach Celinas Herz. Mussten sie sich mit den Mächtigsten und Reichsten dieser Welt anlegen, um zu ihrem Recht zu kommen?

28.
    Die nächsten Tage waren mit fieberhafter Betriebsamkeit erfüllt. Brinello hatte mit Entsetzen die Berichte der drei aufgenommen. Er rief sie am nächsten Tag in seinem Kontor zusammen. Auch Immuti war gekommen.
    »Wir müssen jetzt mit aller Vorsicht, aber auch mit aller Konsequenz vorgehen«, sagte Brinello.
    »Viel haben wir nicht mehr zu verlieren«, meinte Hans. Sein sonst so glattes bräunliches Gesicht war von Sorgen zerfurcht. Auch Brinello sah vergrämt aus.
    »Womit haben wir das nur verdient«, sagte der Verleger und seufzte.
    »Sie können jeden Moment kommen und uns holen«, meinte Christoph. »Wahrscheinlich stehen wir schon lange auf ihrer Liste der Häretiker und Hochverräter. Ich habe das alles schon einmal erlebt.«
    Celina sah ihn an und bemerkte, dass sich seine Augen bei diesen Worten verdunkelten.
    »Können wir Hilfe aus Deutschland erwarten?«, fragte sie ihn.
    »Nein, ich wurde in einer Mission hierher geschickt und bin bereit, sie zu erfüllen.«
    »Offener Widerstand ist das einzige Mittel, das uns jetzt noch retten kann«, sagte Immuti.
    »Wir könnten Flugblätter drucken«, meinte Brinello.
    »Was sollte in solchen Flugblättern stehen?«, wollte Immuti wissen.
    Brinello eilte zu seinem Stehpult, ergriff seine Feder, nahm den Korken vom Tintenfass, tauchte die Feder hinein und schrieb etwas auf ein Blatt Papier. Keiner sagte einWort. Celina beobachtete Staubflocken, die in einem Sonnenstrahl tanzten. Der Geruch nach Fäulnis von den Kanälen her war wieder besonders stark. Häufig hatte dieser Geruch schon ein Hochwasser angekündigt.
    »Hört zu«, sagte Brinello.
    »An die Bevölkerung unserer Lagunenstadt
    Wie es uns, einem Kreis von Bürgern, denen das Wohl von uns allen am Herzen liegt, zu Ohren gekommen ist, gibt es ein Komplott in unserer Stadt. Kein Komplott von Dieben, Räubern oder gewöhnlichen Betrügern, nein, es sind hochgestellte Herren, die

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