Die Normannen
England eingriff.
Seine wohl als Pilgerfahrt konzipierte Romreise (1027/28) gab Knut die Gelegenheit, an der Kaiserkrönung Konrads II. teilzunehmen. Damit trat er in den Kreis der christlichen Herrscher Europas. Doch nach seinem Tod 1035 zeigte sich, dass die von ihm begründete Dynastie in England auf schwachen Füßen stand: Harald, Knuts Sohn aus seiner ersten Ehe mit der Angelsächsin Elfgifu (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Frau Ethelreds, s. Tafel S. 26), wegen seiner Schnelligkeit und Geschicklichkeit bei der Jagd
Harefoot
(Hasenfuß) genannt, bestritt die Nachfolge von Harthaknut, dem Sohn Knuts aus seiner Ehe mit Emma. 1037 ließ Harald sich zum König von England krönen. Erst als er 1040 starb, wendete sich das Blatt zugunsten Harthaknuts, der jedoch ebenfalls bald den Tod fand (1042).
Das Ende der angelsächsischen Monarchie Harthaknut wurde während seiner kurzen Herrschaftszeit von seiner Mutter Emma und seinen Halbbrüdern Eduard und Alfred unterstützt. 1041 rief er Eduard an den Hof und bot ihm die Mitherrschaftüber England an. Dieser wurde nach dem Tod Harthaknuts ohne Schwierigkeiten als König von England anerkannt. Der in der Normandie aufgewachsene Eduard war allerdings auf die angelsächsisch-skandinavische Aristokratie angewiesen. Um sich ihre Unterstützung zu sichern, heiratete er 1054 Edith, die Tochter des mächtigen Godwin, Earl (Graf) von Wessex.
Mit Eduard kamen zahlreiche Normannen ins Land. Sein Neffe Ralf, Graf von Vexin, wurde Earl von Hereford, Abt Robert von Jumièges zunächst Bischof von London (1046) und dann Erzbischof von Canterbury (1051). Solche raschen Karrieren riefen jedoch den Widerstand der Einheimischen hervor. So besonders in Canterbury, wo vor der Berufung Roberts, dessen Reformideen man ablehnte, ein Verwandter Godwins zum Erzbischof gewählt worden war. Eduard bestand aber auf seiner normannenfreundlichen Haltung und besiegelte den Bruch mit dem angelsächsisch-skandinavischen Hochadel durch die Abschiebung seiner Frau Edith in ein Kloster. Als Godwin von Wessex daraufhin offenen Widerstand leistete, zwang Eduard ihn und seine Söhne, ins Exil zu gehen.
Eduards Erfolg war indes nur von kurzer Dauer. Godwin kehrte bereits im Sommer 1052 mit einem Heer zurück. Jetzt änderte sich die Lage grundlegend: König Eduard musste auf der ganzen Linie nachgeben. Der Earl von Wessex und seine Söhne wurden rehabilitiert, Edith aus dem Kloster an den Hof zurückgeholt. Einige besonders unbeliebte Normannen wie Robert von Jumièges mussten das Land verlassen. Nach Godwins Tod 1053 erhielten seine Söhne große Teile Englands: Harald wurde Earl von Wessex, Tostig Earl von Northumbria und Gyrth Earl von Ostanglien. Zusammen verfügten sie über eine stärkere Hausmacht als der König.
Vor dieser Wende von 1052 beabsichtigte der kinderlose Eduard vermutlich den mit ihm verwandten normannischen Herzog Wilhelm, der ihn 1051 in England besucht hatte, als Erben einzusetzen. Doch angesichts der veränderten Umstände entschied er sich dann für Harald von Wessex, soweit dies aufgrund der teilweise widersprüchlichen Aussagen der normannischen undenglischen Chronisten zu erkennen ist. Bei einem Besuch in der Normandie (1064) soll Harald – so die Version der normannischen Quellen – Wilhelm versprochen haben, ihn als Nachfolger Eduards anzuerkennen. Ob dies wirklich so war, bleibt unklar. Auf jeden Fall wurde Harald nach dem Tod Eduards am 5. Januar 1066 in Westminster zum König gewählt und noch am Tag von Eduards Begräbnis, am 6. Januar 1066, gekrönt.
In dieser letzten Phase der angelsächsischen Geschichte Englands wurden die eingewanderten Skandinavier integriert, was durch seit langem bestehende enge Beziehungen und gemeinsame kulturelle und sprachliche Traditionen erleichtert wurde. Die mit Eduard ins Land gekommenen Normannen, die mit ihren skandinavischen Vorfahren so gut wie nichts mehr gemeinsam hatten, wurden hingegen als Fremde empfunden, weil sie dem romanisch-französischen Kulturbereich angehörten.
Die normannische Invasion Neben dem sogleich nach Eduards Tod zum König von England gewählten und gekrönten Harald von Wessex gab es noch zwei andere Prätendenten auf die englische Krone, die beide mit Gewalt ihre Ansprüche durchsetzen wollten. Der eine war der Normannenherzog Wilhelm. Er berief sich darauf, dass der mit ihm verwandte König Eduard, ein Vetter seines Vaters, ihm seinerzeit die Thronfolge versprochen habe. Der andere war
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