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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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kommen.
     
    *
     
    Vater Subillais hatte auf einem Stuhl in der Mitte der Wachstube Platz genommen. Sein Bein ruhte auf einem Schemel. Er schien große Schmerzen zu haben. Der Notar saß mit gebeugtem Kopf neben ihm am Schreibpult, bereit, das Verhör so zu dokumentieren, wie die Vorschriften es verlangten. Bernard saß auf der anderen Seite und wich meinem Blick aus.
    Die beiden Soldaten, die mich aus dem murus largus hierher geführt hatten, nahmen an der Tür Aufstellung, als müssten sie die anderen drei Männer im Notfall vor einer zwanzigjährigen Ketzerin beschützen.
    Man hatte einige Kohlen aus dem Kamin in der großen Halle in ein Kohlenbecken gefüllt und dieses in der Nähe von Vater Subillais’ Stuhl aufgestellt. Eine nutzlose Geste, denn in der Wachstube herrschte eine solche Kälte, dass unser Atem kleine weiße Wolken in der Luft bildete. Wir saßen zudem im Halbdunkel, denn es gab nur ein Fenster, das mit geöltem Leinen bespannt war. Die wenigen Talgkerzen auf dem Tisch verbreiteten einen üblen Geruch und beißenden Qualm.
    Vater Subillais wirkte blass. Seine Wangen waren seit unserer letzten Begegnung eingefallen. Die Zehen seines verletzten Beines lugten geschwollen und verfärbt aus dem Verband hervor. Möge Gott mir vergeben, aber ich hoffte, dass er ebenso litt wie ich.
    »Madeleine de Peyrolles, Ihr wurdet dabei beobachtet, wie Ihr nachts in den Wald geschlichen seid, um Zaubertränke herzustellen und den Erzfeind zu beschwören. Ihr seid als Hexe bezeichnet worden. Man hat Euch sagen hören, die Welt müsse vom Teufel erschaffen worden sein, da es so viel Leid in ihr gebe. Ihr werdet ebenfalls bezichtigt, im Kloster Beausaint eine Ziege das Vaterunser gelehrt zu haben.«
    Die letzte Anschuldigung war dermaßen närrisch, dass ich zu lachen begann – kein frohes Lachen, wie ich es als Kind gekannt hatte, sondern ein schrilles, furchtsames Kichern. Offensichtlich hatten sie Agnes all diese irrsinnigen Aussagen abgepresst.
    Vater Subillais runzelte die Stirn und warf dem Notar einen Blick zu. Sogar Bernard starrte mich mit finsterem Gesicht an, bis ich mich wieder in der Gewalt hatte.
    »Madeleine de Peyrolles, man hat Euch Zaubersprüche an den Erzfeind richten hören. Des Weiteren folgert aus Eurem Umgang mit Agnes Roiand ganz klar, dass Ihr dieser beim Sammeln von Kräutern und beim Brauen von Tränken zu Zwecken der Hexerei geholfen habt. Agnes Roiand hat Euch gewisse häretische Aussagen zugeschrieben. Der Verdacht gegen Euch hat sich erhärtet.«
    »Ich habe nichts von all den Dingen getan, derer Ihr mich anklagt.«
    Mein Inquisitor lächelte matt. »Keine Angst, wir wollen Euch nicht schaden. Wir sind hier, um Eure Seele zu retten und Euch zurück auf den Weg Gottes zu führen.«
    »Ich habe diesen Weg nie verlassen. Warum wollt Ihr mir nicht glauben?«
    »Gesteht Eure Sünden und schwört der Ketzerei ab, dann wird die Kirche Euch wieder mit offenen Armen empfangen.«
    »Aber ich bin unschuldig!«
    »Trotz all Eurer Unschuldsbeteuerungen – ich kenne Euch, Madeleine de Peyrolles. Ich habe mich schon oft mit Euch befasst. Ihr seid verwirrt, Ihr seid vom Erzfeind getäuscht worden. Gesteht und wascht diesen Makel ab, damit Ihr dem Tag des Jüngsten Gerichts mit Zuversicht entgegenblicken könnt.«
    Einen Moment lang war ich versucht, nachzugeben. Es würde so viel leichter sein, zu gestehen, als sich ihnen weiterhin zu widersetzen! Und Bernard würde gewiss dafür sorgen, dass meine Strafe milde ausfiel.
    Doch ich war unschuldig. Wut über diese Ungerechtigkeit gärte in mir und gab mir die Kraft, ihnen zu trotzen.
    »Wünscht Ihr Vergebung, Madeleine de Peyrolles?«
    »Ja, Vater.«
    Er begann zu lächeln.
    »… aber nur für die Sünden, die ich begangen habe. Wenn man mir etwas vergibt, was ich gar nicht getan habe, scheint mir das selbst eine Sünde zu sein.«
    Seine Miene verfinsterte sich. »Nun gut. Wenn der Esel das Zuckerbrot nicht will, wird er eben die Peitsche zu spüren bekommen.«
    Er nickte den Soldaten zu, die mich daraufhin wieder fortschleiften. Ich hatte keine Ahnung, was mir als Nächstes bevorstand. Unwissenheit ist manchmal ein Segen.

BERNARD
    Der ermordete Priester war auf dem Kirchhof von Redaux in einer großen Grabstätte beigesetzt worden, für die der Seigneur bezahlt hatte. Vater Guillaume lag kaum einen Monat darin, da brachen unsere Diener das Grab auf, schlangen ein Seil um den Leichnam, befestigten das andere Ende an einem Sattelknauf und schleiften

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