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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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seiner Kleidung trage, sowohl auf der Brust als auch auf dem Rücken. Außerdem sollen all seine Besitztümer dem Königlichen Verwalter, der für beschlagnahmte Güter zuständig ist, übergeben werden. Wir mahnen ihn, kraft des von ihm abgelegten Eides die Buße zu vollenden …«
    Maurand fiel auf die Knie und riss den Mund auf, als hätte ihm jemand ein Messer in die Eingeweide gestoßen. Dann begann er zu schreien, was den Seigneur immerhin endgültig aufweckte und die unruhige Menge noch weiter aufstörte.
    Mari de Vezay wurde als rückfällige Ketzerin verurteilt. Unglücklicherweise war sie im Kerker gestorben. Ich ordnete an, ihren Leichnam zu verbrennen und die Asche in den Wind zu streuen. Es gab keine andere Möglichkeit. Ich würde für ihre Seele beten.
    Madeleine de Peyrolles war nicht zum Ketzergericht gebracht worden, da sie immer noch bei Wasser und Brot im murus strictus über ihre Sünden nachdenken musste.
    Agnes Roiand trat als Letzte vor.
    »… Wir erachten es angesichts des freiwilligen Geständnisses von Agnes Roiand als erwiesen, dass sie mit dem Teufel verkehrt hat, dass sie Zaubertränke gebraut und Hexerei betrieben hat, dass sie von vielerlei Dämonen besessen ist, was sich auch in ihrem unzüchtigen Benehmen in aller Öffentlichkeit zeigte. Daher überstellen wir sie den weltlichen Behörden, die das Todesurteil aussprechen und vollstrecken werden.«
    Anschließend verlas Pons noch einige weitere Anordnungen, darunter die Exkommunikation mehrerer Bürger, die es vorgezogen hatten, zu fliehen, statt sich unserem Urteil zu unterwerfen, sowie die Exhumierung verschiedener Ketzer, die in geweihtem Boden begraben worden waren.
    Ich bemerkte, dass ein erwartungsvolles Zittern durch die Gemeinde ging. Die Einwohner von Saint-Ybars mochten uns hassen, doch die Aussicht auf eine Hinrichtung rief freudige Erregung in ihnen hervor, besonders, da es sich um dieses grässliche Ungetüm von Nonne handelte, das von jedermann verabscheut wurde.
    »So geschehen in Saint-Ybars, in der Kirche der Heiligen Maria Magdalena, im Beisein von Roger Albioni, dem Abt des Klosters von Couiza, von Père Michel, dem Priester der Kirche der Heiligen Maria Magdalena in der Diözese von Toulouse, von Bertrand de Serres, dem Kanonikus, von Raymond, dem Herren von Saint-Ybars, und von Pons de Roaix, dem Notar für die Inquisition.«
    Als wir die Kirche verließen, bedachte Bernard mich mit einem vorwurfsvollen Blick.
    Leider muss ich sagen, dass ich meinem Vikar nicht mehr vertraute. Ich wünschte mir, wieder in Toulouse zu sein, denn ich hatte Angst. Die Mächte der Finsternis drangen von allen Seiten auf mich ein.
    Mein Ordensbruder hatte einem unserer Diener einen Brief anvertraut, den dieser zusammen mit anderen Schriftstücken dem Legaten in Toulouse überbringen sollte. Doch der treue Diener händigte den besagten Brief stattdessen mir aus. Als ich ihn las, blutete mir das Herz. Bruder Donadieu behauptete darin, dass ich mich nicht an die Vorschriften gehalten hätte, die jeder Inquisitor von ketzerischer Verderbtheit zu beachten hatte. Darüber hinaus schrieb er, ich hätte den Bürger Aimery Maurand ohne angemessenen Grund foltern lassen und mit meinen Handlungen die Grenzen der Maßregelung überschritten.
    Bernard ging sogar so weit, die Ansicht zu äußern, dass meine Verletzung meinen Verstand beeinträchtigt hatte. Aber wie konnte das sein, da doch mein Bein verwundet worden war und nicht mein Kopf?
    Ich war sicher, dass er nur aus Sorge um mich und die Heilige Inquisition so gehandelt hatte. Ich glaubte immer noch, dass keine Bosheit in ihm steckte. Nichtsdestotrotz erstaunte es mich, wie er solche Unwahrheiten verbreiten konnte. Maurand war nicht gefoltert worden, auch wenn Bruder Bernard Euch etwas anderes erzählen würde. Als ich Maurand das Register vorlegte, das ich aus Toulouse mitgebracht hatte, und ihn mit den Beweisen konfrontierte, legte er freiwillig ein Geständnis ab.
    Ich erkannte, dass es ein Fehler gewesen war, Bruder Donadieu mehr zu geben, als ihm zustand. Ich hatte ihn behandelt wie einen Sohn, und er vergalt es mir, indem er meine Bemühungen untergrub und die Stellung der Kirche dort in den Bergen gefährdete.
    Mir war inzwischen klar geworden, dass er sich nicht für die Aufgaben eines Inquisitors eignete. Er besaß einen ausgezeichneten Verstand, der im theologischen Disput oder in der Auslegung und Erläuterung großer Werke von unschätzbarem Nutzen war. Aber ein Inquisitor muss

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