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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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sie sich beruhigt hatte – zur Sicherheit der anderen Gefangenen und zur Züchtigung der Dämonen in ihrem Leib.
    Die Wachen schleiften sie zur Tür hinaus und die Stufen zum Gewölbe hinunter, während sie unaufhörlich kreischte. Nachdem sie fort war, herrschte lange Zeit Schweigen in der Wachstube.
    »Was soll ich notieren, Vater?«, erkundigte sich Pons schließlich.
    »Haltet fest, dass diese Frau gestanden hat, mit Dämonen Unzucht getrieben zu haben, und dass sie das Zeichen auf dem Leib trägt. Des Weiteren, dass Madeleine de Peyrolles Kräuter für sie gesammelt hat, um widerliche Hexentränke damit zu brauen. Und dass Agnes Roiand glaubt, dass Madeleine de Peyrolles von Dämonen besessen ist.«
    »Sie ist keine glaubwürdige Zeugin«, protestierte Bruder Donadieu.
    »Es liegt an mir, dies zu beurteilen.« Ich wandte mich an Pons und den Priester. »Habt Dank für Eure Anwesenheit. Ihr könnt nun gehen.«
     
    *
     
    Lasst mich einige Worte über Bruder Donadieu sagen.
    Ich wusste nicht recht, was ich von ihm halten sollte. Er war jung und besaß Verstand. Als ich zwei Jahre zuvor nach Toulouse gekommen war, hatte man ihn mir wärmstens empfohlen. Er verfügte über erstklassige Referenzen der Universität, wo er sich besonders bei gelehrten Streitgesprächen ausgezeichnet und eine große Anhängerschaft um sich geschart hatte.
    Doch von Zeit zu Zeit blickte ich ihn an und war mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob seine Erhebung in die höheren Ränge unseres Ordens klug gewesen war.
    Nachdem wir die Wahnsinnige aus dem Kloster befragt hatten, drängten sich mir einmal mehr Zweifel auf. Unerklärlicherweise schien Bruder Donadieu mit ihrem Geständnis unzufrieden zu sein. Aus seinen Einwänden schloss ich, dass meine Anweisungen für Pons’ Protokoll nicht seiner eigenen Meinung entsprachen.
    Als wir allein waren, sprach ich ihn darauf an. »Was hast du, Bruder?«, fragte ich ihn.
    »Ich muss zugeben, dass ich nicht weiß, warum du so gehandelt hast. Du hast diese arme Frau ohne Grund verurteilt.«
    »Was ich auch tue – es geschieht zum Wohl ihrer Seele.«
    Sein Schweigen war Widerspruch genug. Diese Herausforderung konnte ich nicht übergehen.
    »Ist diese Agnes denn etwa nicht besessen? Hat sie denn nicht ganz freiwillig gestanden, dass sie mit dem Teufel geredet hat und jede Nacht mit Dämonen schläft?«
    »Sie äußert diese Dinge ohne jegliche Gerissenheit. Der Teufel würde sich niemals so leicht zu erkennen geben. Sie ist eher umnachtet als böse.«
    »Du warst es, der sie im Kloster unter Arrest nahm.«
    »Inzwischen glaube ich, dass dies ein Fehler war. Ihr Aussehen hat mich erschreckt und mir Furcht eingeflößt. Jetzt verstehe ich, dass sie lediglich … einfältig ist.«
    »Und was ist mit dem Mal auf ihrem Leib?«
    »Könnte es nicht eher ein Zeichen von Heiligkeit sein?«
    Ich war dermaßen amüsiert, dass es mir nicht gelang, ein Lächeln zu unterdrücken, obgleich ich kein Mann bin, der solchen Regungen leicht nachgibt.
    Meine Reaktion hatte nur zur Folge, dass Bernard wütend wurde. »Christus forderte die Menschen auf, barmherzig zu sein! Wir zeigen wenig Güte, wenn wir sie als Teufelsanbeterin verdammen, nur weil sie jede verrückte Fantasie ausspricht, die ihr durch den Kopf schießt, wie ein … wie ein Kind!«
    »Güte, Bruder? Ist das alles, worauf wir hoffen sollten? Lediglich Güte?«
    »Ist Güte denn keine Tugend?«
    »War unser Erlöser gütig, als er die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel jagte? Mit Güte begegnen wir den Schwachen und denjenigen, die unserer Nächstenliebe bedürfen. Sollen wir sie auch auf die Feinde der Kirche anwenden? Auf jene, die ihr schaden wollen? Ist es das, was du möchtest?«
    »Agnes Roiand ist nicht unser Feind.«
    »Sie schläft mit dem Teufel und sieht Dämonen in der Luft. Wie kannst du da behaupten, sie sei nicht unser Feind?«
    »Ich glaube es nicht.«
    »Was glaubst du nicht? Dass es Dämonen gibt, oder dass Agnes Roiand sie herbeirufen kann?«
    Er antwortete nicht.
    »Bernard, möchtest du, dass die Kirche eine Niederlage erleidet, nur weil wir Menschen wie Agnes nicht mit der nötigen Strenge behandeln? Bedenke, was vor weniger als einem Menschenalter hier geschehen ist! Das Volk kam vom rechten Glauben ab, und die Häresie gedieh in dieser Gegend wie Unkraut in einem vernachlässigten Garten. Die Menschen werden zu ihren gottlosen Wegen zurückkehren, wenn wir nicht sorgfältig unsere Arbeit tun.«
    »Sie hat noch nicht einmal

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