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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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einfach überwinden. Unsere Bewegungen waren mechanisch, er drang schnell in mich ein und ich nahm seinen Samen auf.
    Das war alles. Es folgten keine geflüsterten Zärtlichkeiten, keine Worte der Versöhnung oder des Trostes. Vermutlich sollte ich froh sein, dass er mich wieder zu seiner Frau gemacht hatte.
     
    *
     
    Mein Falke hockte auf der hohen Lehne meines Stuhls. Der Mönch betrachtete ihn mit einer gewissen Angst in den Augen, wozu er auch allen Grund hatte, denn der Vogel war darauf abgerichtet, auf meinen Befehl hin zu töten. Die Falknerkunst besteht darin, diese wilden Jäger dazu zu bringen, menschlichen Pfiffen und Gesten zu gehorchen. Dieses außerordentliche Kunststück ist nur durch unzählige Stunden der Dressur und durch große Geduld zu erreichen.
    »Ihr habt Vergnügen an der Jagd, Madame?«
    »In dieser Gegend wird man bereits mit einer Vorliebe für die Jagd geboren.«
    »Ich habe sie nie als eine weibliche Kunst betrachtet.«
    »Das liegt womöglich daran, dass Ihr aus dem Norden stammt.«
    »Ihr irrt Euch. Ich wurde in Carcassonne geboren und habe dort meine Jugend verbracht, ehe der Herr mich zu höheren Aufgaben rief.«
    Er muss meinen fragenden Blick gesehen haben, doch er geruhte nicht, mir mehr über sein bisheriges Leben zu erzählen. Stattdessen lächelte er und genoss es, ein wenig Macht über mich zu besitzen – auch wenn sie lediglich darin bestand, meine Neugierde schüren zu können.
    »Derlei Vögel haben mich schon häufig in Erstaunen versetzt«, sagte er. »Sie sind wilde Geschöpfe und können dennoch so weit gezähmt werden, dass sie sich den Befehlen der menschlichen Stimme beugen.«
    »Die Abrichtung eines Falken erfordert große Sorgfalt und die unermüdliche Arbeit vieler Falkner, die selbst eine jahrelange Ausbildung durchlaufen haben. Eine Aufgabe, die Eurer Berufung nicht unähnlich ist, Vater Subillais.«
    Ein kurzes Lächeln und Nicken als Erwiderung, auch wenn er sich offenbar nicht sicher war, ob ich mich womöglich über ihn lustig machte.
    »Seht Ihr die kleinen Glöckchen an seinen Füßen? Sie tragen das Familienwappen meines Mannes. Selbst wenn der Falke so hoch fliegt, dass wir ihn nicht mehr sehen können, ist ihr Läuten noch zu hören. Genau wie Ihr müssen auch wir stets wissen, wo sich unsere Schützlinge befinden und was sie tun.«
    »Ihr wollt unsere Aufgabe, Seelen zu retten, doch hoffentlich nicht mit der Kaninchenjagd vergleichen.«
    Ich genoss es, ihn zu ködern. Ich musste den Verstand verloren haben. »Unserer Ansicht nach ist der Falke ein edles Tier, Vater. Wenn dieser Falke hier stirbt, finden seine Futternäpfe, sein Geschirr und seine Kapuze niemals bei einem zweiten Vogel Verwendung. Selbst dieser Handschuh gehört ausschließlich zu ihm.«
    »Ihr werft ihn also weg, wenn der Vogel stirbt?«, erkundigte er sich und sah den Handschuh bewundernd an.
    »In der Tat.«
    »Und dennoch ist er mit Gold und Silber bestickt. Schätze, mit denen besser die Armen gespeist würden.«
    »Arme wird es immer geben, ebenso Kranke und Lahme. Aber Ihr werdet diesseits von Toulouse keinen zweiten Falken wie diesen finden.«
    Er lächelte, jedoch nur mit dem Mund. Ich war selbst schockiert über die Kühnheit, mit der ich das Wort an einen Inquisitor richtete. Vielleicht tat ich es aus Verärgerung, weil Vater Subillais mich darum betrogen hatte, sein Begräbnis ausrichten zu dürfen. Außerdem hatte der Knochensetzer mir zugeflüstert, dass sich Subillais während Vater Donadieus Aufenthalt in Beausaint mit Schaum vor dem Mund in seinem Bett gewälzt hatte. Vater Arnaud hatte daraufhin eine Zeitlang befürchtet, dass unser heiliger Inquisitor selbst von Dämonen besessen war.
    »Ich habe Seigneur Raymond gebeten, die Bevölkerung davor zu warnen, jenen Teich der Madonna aufzusuchen, wie sie ihn nennen.«
    »Die Söldner sagten, Ihr hättet in einer der Höhlen dort eine Grabstätte entdeckt und ihnen befohlen, es zu zerstören. Auch von einer Inschrift war die Rede.«
    »Es handelte sich um heidnische Symbole, Madame. Zeichen des Teufels.«
    »Glaubt Ihr, dass das Mädchen von diesem Grabmal wusste?«
    »Irgendjemand muss davon gewusst haben, Madame. In der Nähe fand ich frisches Kerzenwachs und Opfergaben.«
    Ich sah ihm direkt in die Augen. Sollte er doch denken, was er wollte. Mein Gatte war schließlich immer noch der Seigneur in dieser Gegend.
    »Habt Ihr das Mädchen schon befragt?«
    »Noch nicht. Allerdings verfügen wir nun bereits über drei

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