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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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Madeleine de Peyrolles?«
    »Seit drei Jahren, Exzellenz.«
    »Wie habt Ihr sie kennen gelernt?«
    »Ich bin, wie gesagt, der Lehrling ihres Vaters.«
    »Aber wann habt Ihr sie zum ersten Mal getroffen?«
    »Sie kam jeden Tag an unseren Arbeitsplatz, um ihrem Vater etwas zu essen zu bringen.«
    »Ihr habt Unzucht mit ihr getrieben?«
    »Wir haben nur einmal beieinander gelegen.«
    »Aber laut Eurer eigenen Aussage habt Ihr gemeinsam mit ihr der Wollust gefrönt. Wie oft? Einmal? Zweimal? Ein Dutzend Mal? Fünfzig Mal? Hunderte von Malen?«
    »Ich habe es nicht gezählt, Exzellenz.«
    »Dann schätzt es.«
    Sicard blickte zu Père Michel, dem diese Art von Verhör Unbehagen zu verursachen schien. Zweifellos stellte sich der Priester die Frage, worin hier die Verbindung zur Ketzerei bestand.
    »Ich weiß es nicht«, brummte Sicard.
    »Als Ihr und sie dieses eine Mal miteinander verkehrtet – wurde der Akt in der natürlichen, von der Kirche erlaubten Stellung vollzogen?«
    Sicard wurde rot. Seine Augen funkelten zornig. »An meiner Liebe zu dieser Frau ist nichts Ketzerisches.«
    »Hat sie Euch auf unnatürliche Weise liebkost? Mit ihren Lippen, ihrer Zunge?«
    »Nein!«
    »Welche Versprechen habt ihr einander gegeben?«
    »Ist das für die Kirche von Interesse?«
    »Für mich ist alles von Interesse. Wie habt Ihr sie verführt, Sicard?«
    »Sie hat mich verführt.«
    »Sie hat Euch verführt?«
    »Ich will damit sagen, dass sie mich erwählt hat, warum, weiß ich nicht, aber ich bin froh darüber, denn ein Mann kann kaum hoffen, eine bessere Frau zu finden. Es ist unnötig, dass Ihr sie verfolgt!«
    »Ich verfolge nicht, ich führe eine Inquisition durch, und zwar nur dann, wenn die Kirche bedroht ist.«
    Sicard senkte den Kopf und versuchte, sich zu beherrschen, doch seine Schultern bebten vor Wut. »Gewiss, Euer Exzellenz«, stieß er mit rauer Stimme hervor.
    »Hat sie Euch die Wunden an ihren Händen und Füßen gezeigt?«
    »Ja, Euer Exzellenz.«
    »Hat sie Euch erzählt, woher sie stammen?«
    »Sie hat sich die Wunden selbst beigebracht.«
    »Das hat sie Euch gesagt?«
    »Ja, Exzellenz.«
    »Und warum hat sie sich diese Wunden zugefügt?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er. Das war eine Lüge.
    »War Euch bekannt, dass sie Kräuter für Zaubertränke sammelt?«
    »Mit den Kräutern heilt sie Fieber und Ausfluss.«
    »Ihr habt sie nie den Mond beschwören sehen?«
    »Nein!«
    »Schon gut«, sagte ich sanft. »Schon gut, ich glaube Euch.«
    Erleichtert ließ er die Schultern sinken.
    »Ihr müsst sie wirklich sehr lieben.«
    »Das tue ich, Exzellenz.«
    »Ihr Eintritt ins Kloster muss Euch das Herz gebrochen haben.«
    »Ich dachte, ich würde sterben.«
    »Ihr habt alles miteinander geteilt.«
    »Es gibt keine Gedanken oder Gefühle, die sie mir nicht mitgeteilt hat.« Sicard sah mir in die Augen und erkannte, dass ich ihm eine Falle gestellt hatte, in die er prompt hineingetappt war. Diesen Kunstgriff hatte ich schon viele Male zuvor angewandt. Der Verdächtige hält die Befragung für beendet, lässt alle Vorsicht fahren und redet wie ein Freund, nicht mehr wie ein Angeklagter.
    Wenn Madeleine de Peyrolles eine Ketzerin war und all ihre Gedanken und Gefühle ihrem Liebhaber mitgeteilt hatte, machte dies aus Sicard zwangsläufig einen Verschweiger und Verberger, vielleicht sogar ebenfalls einen Häretiker.
    Sein Schicksal lag nun in meiner Hand, und ich war versucht, sie zur Faust zu ballen. Pons blickte mich fragend an, er wartete auf die Anweisung, wie das Verhör zu protokollieren sei.
    Vielleicht sollte ich dies erklären. Die Antworten und Geständnisse der befragten Personen wurden nicht wortwörtlich mitgeschrieben, da dies zu lange gedauert und jede Diözese eine riesige Bibliothek benötigt hätte, um die Register zu beherbergen. Stattdessen wurden nur die wesentlichen Punkte notiert, und zwar in vorformulierten Sätzen.
    Die Beurteilung von Sicard Paylaurens’ Betragen und seiner möglichen Unschuld im Fall der Madeleine de Peyrolles lag ganz allein im Ermessen des Inquisitors, also in meinem.
    Die Bürde meiner Stellung lastete schwer auf meinen Schultern. Sie drückte mich nieder wie eine Schuld oder eine Sünde. Selbst wenn ich lediglich Sicards letzten Satz notieren ließ, hatte ich schon Grund genug, ihn in Arrest zu nehmen.
    Ich seufzte und stellte fest, dass meine Hände immer noch zu Fäusten geballt waren. Ich löste sie. »Ihr könnt gehen«, sagte ich zu Sicard und wandte mich

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