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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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genug war, mich plötzlich vorsichtig werden zu lassen.
    »Was
kann ich für Sie tun?« fragte sie in dem gelangweilten Ton, der allen
Sekretärinnen in ihren Kursen als Grundregel beigebracht wird.
    »Was
kann schon ein großes, robustes Mädchen wie Sie für einen sexhungrigen
Invaliden wie mich tun?« sagte ich mit verwunderter Stimme. »Verlieren Sie
keine Zeit mit dummen Fragen, Süße, legen Sie Ihre Kleidung ab!«
    »Leider
haben Sie sich im Gebäude geirrt.« Sie lächelte liebenswürdig. »Die
Irrenanstalt des Countys befindet sich am anderen Ende der Stadt. Aber bleiben
Sie nur, wie Sie sind, Sir, und Sie werden in kürzester Zeit eine persönliche
Eskorte dorthin bekommen!«
    »Mein
Name ist Wheeler«, sagte ich erwartungsvoll. »Al Wheeler. Erinnern Sie sich an
mich?«
    »Nein«,
sagte sie beiläufig. »Sollte ich mich an Sie erinnern?«
    »Ich
bin der Held, der, als er einen Mörder fing, dabei schwer verwundet wurde«,
erklärte ich schüchtern. »Aber nun, und das wird Sie freuen, bin ich von meinem
Gefecht mit Gevatter Tod zurückgekehrt — die Chirurgen sagten übrigens, ich sei
bei weitem der tapferste Patient gewesen, den sie je hatten. Und nun bin ich
hier, um zu sehen, wie man einen Helden empfängt.«
    Annabelles
Lächeln war entschieden mitfühlend. »Das Irrenhaus liegt nach wie vor am
anderen Ende der Stadt«, sagte sie freundlich. »Aber ich glaube, wir können
Ihnen eine Zwangsjacke leihen, wenn das etwas nützt. — Oder haben Sie Ihre
eigene mitgebracht?«
    »Zumindest
rechne ich auf eine kleine Demonstration der Zuneigung bei meiner Rückkehr«,
knurrte ich, ergriff ihr Handgelenk und zog sie aus ihrem Stuhl heraus zu mir
her.
    Selbst
ein Lieutenant kann mißverstanden werden. Meine einzige
Absicht hatte darin bestanden, ihr einen Kuß zu geben, bevor sie Zeit hatte,
sich mit dieser tödlichen Waffe, dem eisernen Lineal, zur Wehr zu setzen, das
sie immer griffbereit auf ihrem Schreibtisch liegen hatte. Außerdem ist ein
Lieutenant kein Hellseher; er kann nicht ahnen, daß sich ein Zipfel ihres
Wickelrocks zufällig, aber fest in die eine Ecke ihres Stuhls verhakt hatte, so
daß sich, als ich sie vom Stuhl hochriß , der Verschluß löste und ich sie geradewegs aus ihrem Rock
zerrte.
    Alles
geschah so schnell, daß ich keine Gelegenheit hatte, mich an die veränderte
Situation anzupassen. In einer Sekunde war Annabelle noch sittsam in eine
einfache weiße Bluse und einen einfachen dunklen Rock gekleidet dagesessen — und
in der nächsten stand sie da in einer einfachen weißen Baumwollbluse und dem
aufregendsten und kürzesten Höschen, das ich je gesehen hatte. Vielleicht hatte
es ihr jemand aus Spaß zum Geburtstag geschenkt. Es bestand aus weißer Seide
und war reichlich mit Inschriften in hervorstechender schwarzer Schrift
versehen, wie; »Lach nicht, deine Tochter könnte drinnen stecken!« und »In der
Kürze liegt die Würze« und auch »Hier gefällt’s mir, hier bleibe ich.«
    Dann
sah ich, daß der Ausdruck des Entsetzens in Annabelles Gesicht dem einer
mörderischen Wut wich, und verlor schnell das Interesse in meinem literarischen
Streben.
    »Sie
Biest!« schrie sie leidenschaftlich, und plötzlich fuhr ihr linkes Bein hoch in
die Luft.
    Gleich
darauf knallte die Spitze ihres Schuhs bösartig gegen meinen Oberschenkel und ich
schrie schmerzerfüllt auf, während das Bein unter mir nachgab.
    »He!«
wimmerte ich. »Das war mein krankes Bein!«
    »Das
weiß ich«, knurrte sie, rote Wut in den Augen. »Ich habe mich daran erinnert!«
    Dann
blickte sie erneut an sich hinab, gab ein entsetztes Stöhnen von sich und
wandte sich schnell ab. Innerhalb von zwei Sekunden hatte sie ihren Rock vom
Stuhl befreit und rannte wie eine Wahnsinnige auf die Freistätte der
Damentoilette zu. Ich las die aufgedruckte Inschrift, die vergnügt im Rhythmus
des wohlgerundeten Hinterteils mithüpfte, bevor sie außer Sicht verschwand. Sie
hieß: »Schiele nicht, du widerlicher Strolch!«
    Ich
schaffte es, wieder auf die Beine zu kommen, und hinkte unter Schmerzen ins
Büro des Sheriffs. Lavers blickte von seinem
Schreibtisch auf, als ich hereinkam, und betrachtete mich stirnrunzelnd.
    »Ich
habe mich schon gewundert, daß meine Sekretärin morgens früh um zehn Uhr
aufschreit«, polterte er. »Nun kommt mir die Erklärung dafür: Wheeler ist
zurück!«
    »Vielen
Dank für Ihren herzerwärmenden Empfang, Sir«, sagte ich gefühlvoll.
    »Es
ist mir ein Vergnügen, Lieutenant.« Er entblößte seine

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