Die Nymphe Eva
Zähne und vermittelte
mir dadurch eine erstaunlich lebensechte Vorstellung eines prähistorischen
Säugetiers von der Sorte, die zum Glück längst ausgestorben ist.
»>Endlich
wieder zurück<, wäre wohl die korrekte Formulierung gewesen«, knurrte er.
»Sie halten mich doch wohl nicht für naiv genug, um all den Unsinn zu glauben,
den Ihre Märchenfee bei mir über Sie verbreitet hat, nämlich daß Sie wirklich
eine ganze Woche Erholung brauchten, nachdem Sie bereits diese zweite Woche im
Krankenhaus herausgeschunden hatten?«
»Natürlich
nicht, Sir.« Ich lächelte tapfer, obwohl ich das schmerzliche Stöhnen, das sich
von meinen Lippen löste, nicht unterdrücken konnte.
»Was
ist denn jetzt wieder los?« krächzte er.
»Nichts,
Sir«, versicherte ich ihm und preßte mutig die Lippen zusammen. »Nur ein
kleiner Rückfall. Zwei weitere Wochen im Krankenhaus würden die Sache in
Ordnung...«
»Schon
gut!« Er rammte eine Zigarre zwischen die Zähne, und sowie seine Augen hinter
dem brennenden Zündholz aufblitzten, hatte ich das häßliche Gefühl, er sah mich im Geiste als eine Art männlicher Jeanne d’Arc .
»Lucas
kommt übermorgen vor Gericht«, sagte er plötzlich.
»So
bald schon?« Ich war ehrlich überrascht.
»Der
Staatsanwalt hat achtundvierzig Stunden, nachdem Sie Lucas erwischt hatten, die
Anklage eingereicht«, brummte er. »Ich habe ihn aus schierer Verzweiflung so
gedrängt, daß er frühzeitig den Prozeß in Gang brachte, und merkwürdigerweise
hat Lucas’ Anwalt bisher keinen Einspruch erhoben.«
»Wieso
Verzweiflung?« fragte ich.
»Von
dem Augenblick an, als Polnik den Kerl in jener Nacht
hierherbrachte, war Lucas verschlossen wie eine Auster«, sagte Lavers düster. »Deshalb sind wir mit dem Schmuckdiebstahl
nicht weitergekommen. Nichts hat sich in der Zeit, als Sie weg waren,
herausgestellt. Dane Garow wird nach wie vor vermißt . Meine einzige Hoffnung ist, daß Lucas, wenn er
sein Urteil hört, vielleicht weich wird und auspackt.«
»Sie
haben also hieb- und stichfeste Beweise gegen Lucas?« sagte ich.
»Was
sonst?« Lavers ’ Gesicht hellte sich bei dem Gedanken
ein wenig auf. »Die Kugel, die wir in dieser Wohnung aus der Decke gruben, paßt
genau zu der, die Sie in Ihrem Bein hatten und zu denen, welche Murphy aus Sam
Fletchers Leiche herausholte. Sie wurden alle aus derselben Pistole
abgeschossen — aus der Waffe, die Lucas bei sich trug, als Sie ihn festnahmen.«
»Was
ist mit den Kugeln, die im Rücken des Wachmanns steckten?« fragte ich.
Der
Sheriff versank schlagartig wieder in Düsterkeit und Verzagtheit. »Sie stammten
aus einer anderen Pistole; Lucas muß sie, nachdem er den Wachmann erschossen
hatte, weggeworfen oder versteckt und dann eine andere benutzt haben. Aber das
bedeutet, daß wir keine sichere Verbindung zwischen ihm und dem Einbruch
herstellen können. Wie ich schon sagte, drängte ich aus reiner Verzweiflung auf
eine baldige Verhandlung.«
»Wer
verteidigt Lucas?« fragte ich.
» Cranston !« fauchte Lavers . »Es muß
ein Vermögen kosten, den Spitzenverteidiger der Westküste anzuheuern.«
»Henry Cranston «, sagte ich nachdenklich. »Er steht jedenfall im Ruf, seine Prozesse auf jede erdenkliche Weise
zu gewinnen. Und wenn das bedeutet, daß dabei der Ruf einiger respektabler
Bürger flöten geht, so ist das eben Pech. Nicht wahr?«
»Das
habe ich auch gehört«, sagte der Sheriff kurz.
»Macht
sich der Staatsanwalt seinetwegen Sorgen?«
»Nein,
davon hat man kein Wort gehört«, brummte er. »Der Staatsanwalt ging gestern ins
Krankenhaus und ließ sich seine Gallenblase herausnehmen. Deshalb hat der
Stellvertretende Staatsanwalt, Ed Levine, den Fall übernommen. Ed ist ein sehr
intelligenter junger Mann, soviel ich gehört habe, und wie dem auch sei, selbst
ein Genie wie Cranston wird nicht in der Lage sein,
die Aussagen der Ballistik-Experten zu widerlegen.«
»Vermutlich
nicht«, sagte ich. »Levine wird mich für den Prozeß nicht brauchen. Oder?«
»Ich
werde mich bei ihm erkundigen, aber wahrscheinlich nicht«, pflichtete Lavers bei. » Polnik war
derjenige, der Lucas beschattete, als er an diesem Nachmittag damals mit
Fletcher verschwand. Der Rest ist Sache der Experten.«
»Also
kann ich mich um die anderen kümmern«, sagte ich. »Wie geht es denn Herb
Mandel?«
»Er
wohnt nach wie vor im selben Hotel, mehr weiß ich auch nicht.« Er zuckte die
Schultern.
»Und
Josie Fletcher?«
»Sie
ist noch in derselben Wohnung, aber
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