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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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Mitarbeiter Jesse Jackson im Auge behalten, um zu verhindern, dass er bei Obamas Anblick den Arm zu einer triumphierenden Geste hochriss, ein Bild, das vermutlich am nächsten Tag auf allen Titelseiten zu sehen gewesen wäre.) Die Obamas reisten in einem Wohnmobil, um zu demonstrieren, wie nett, wie normal und wie eng sie mit Illinois verbunden waren. »Obama beginnt seinen ›Familienurlaub‹ am Samstag, dem 31 . Juli, und beendet die Reise am 4 . August, seinem Geburtstag, mit einer Grillparty«, hieß es in der Presseerklärung. Unterwegs schnitt Obama diverse Einweihungsbänder durch und besuchte ein Volksfest, Naturparks und ausgefallene Sehenswürdigkeiten wie das Grab eines vom Blitz erschlagenen Elefanten. Bei jedem Halt waren Wähler eingeladen, ihn persönlich zu treffen.
    »Die Idee, die Wahlkampftour als Familienurlaub zu planen, stieß bei den Obamas nicht von Anfang an auf Gegenliebe«, erinnerte sich Kevin Thompson, der dem Kandidaten als persönlicher Berater zur Seite stand. »Michelle konnte es kaum glauben.«
    Als der Kandidat selbst erschöpft aus Boston vom Parteitag zurückkam und erfuhr, was ihn in der folgenden Woche erwartete, war er einem Nervenzusammenbruch nahe. So hatten ihn seine Mitarbeiter noch nie erlebt. »Was zum Teufel macht ihr mit mir?«, schrie er Jeremiah Posedel, der den größten Teil der Reise geplant hatte, am Telefon an. Aber es war nichts mehr zu machen, alles war bereits organisiert.
    Als Obama auf dem Flughafen von Springfield landete, um die Reise anzutreten, wurde er nur von einem einzigen Fan begrüßt, einem Kind, das ein ramponiertes Schild hochhielt. Er entspannte sich sichtlich. »Nein, Barack, da drüben«, sagte ein Mitarbeiter und drehte ihn in die andere Richtung, wo vierhundert Menschen in Jubel ausbrachen. Bald zeigte sich, dass der ehrgeizige Terminplan nicht einzuhalten war, weil bei jedem Halt so viele Menschen den Mann sehen wollten, der die Bostoner Rede gehalten hatte. Veranstaltungen, für die eine Dreiviertelstunde eingeplant war, zogen sich über zweieinhalb Stunden hin. Der Kandidat musste sich von Frau und Kindern trennen; die Mädchen waren noch zu klein, um zehn Kundgebungen, Essen und Meet-and-Greets pro Tag durchzustehen. Michelle, Malia und Sasha fuhren mit dem Wohnmobil weiter und machten täglich nur ein paar Veranstaltungen, während Baracks Bus in dem vergeblichen Versuch, den Zeitplan einzuhalten, mit hundertachtzig Sachen über die Highways raste.
    In diesen hektischen Tagen wurde den Obamas eines klar: Barack würde kein typischer US -Senator wie Paul Simon oder Richard Durbin sein, der in öffentlichen Verkehrsmitteln fuhr oder durch den O’Hare-Flughafen spazierte und dabei nur hin und wieder höflich gegrüßt wurde. Die Berater hatten recht behalten: Die Obamas als Familie waren politisch Gold wert. Selbst in den weißesten Teilen von Illinois hatte der Anblick der beiden artigen schwarzen kleinen Mädchen eine unglaubliche Wirkung auf die Menschen. Sie wollten die Obama-Kinder anfassen, mit ihnen spielen, ihnen Fragen stellen. »Das öffnete Barack und Michelle die Augen«, sagte Thompson. »Sie erkannten, dass ihre Kinder so etwas wie Promis waren.«
    Sasha war gerade erst drei geworden.
    Auch zu Hause in Chicago hatten die beiden Mädchen an Popularität gewonnen.
    Die Mannschaften in Malias Fußballverein hatten bis dahin eher Mühe gehabt, die Spielerinnen für eine Mannschaft zusammenzubekommen. Zu Beginn des neuen Schuljahres im Herbst wollten Dutzende von Eltern ihre Kinder für Malias Team anmelden, so einer der Betreuer.
    Als zwei Jahre später der Präsidentschaftswahlkampf begann, waren die Obamas fest entschlossen, ihre Kinder aus dem Rummel herauszuhalten. Michelle begann sich umzuhören. Sie sprach mit Tipper Gore, sie verabredete sich zum Lunch mit Maggie Daley, der Frau des Bürgermeisters von Chicago, und mit Penny Pritzker, einer Geschäftsfrau, deren Kinder in einer sehr reichen Familie aufgewachsen waren. Mit ihnen beriet sie sich, wie man erreichen konnte, dass Malia und Sasha am Boden blieben. Vor allem Daley warnte sie vor dem »Schokoriegelproblem«, wie Pritzker dieses Phänomen nannte: Was tun, wenn jemand den Kindern Gefälligkeiten, Leckereien oder irgendetwas Besonderes anbot, um an die Eltern heranzukommen?
    Die einzige Lösung: Man musste sie abschirmen und sicherstellen, dass ihr Leben intakt blieb. Dad würde unterwegs sein, Mom würde zu Hause bleiben, und in der Welt der Kinder mit ihren

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