Die Obamas
gewesen sei.
Einige Wochen später hatten Malia und Sasha auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten, der zur besten Sendezeit übertragen wurde, ihren bis dahin größten Auftritt. Nach der Rede ihrer Mutter betraten sie die Bühne, und die drei sprachen per Videokonferenz mit Barack, der mit Wählern in Kansas City am Bildschirm saß. Die Berater waren geteilter Meinung darüber gewesen, ob die Sache womöglich zu sentimental sei, aber auch diesmal waren die Mädchen ein großer Erfolg. (Das sei das Paradoxe an den Obama-Mädchen gewesen, meinte David Axelrod später: Gerade weil man sie vor dem Scheinwerferlicht bewahrt habe, gerade weil sie keine einstudierten Rollen spielten, wirkten sie so bezaubernd.)
In der Wahlnacht, wenige Wochen danach, überzog ein Heer von Ehrenamtlichen mit Wählt-mich-Broschüren den Bundesstaat Florida, das Zünglein an der Waage, um die Wähler gezielt zu mobilisieren. Darin fand sich auch ein Hochglanzfoto des Kandidaten – mit Sasha im Arm. Obama, der seinen Wahlkampf mit dem Vorsatz begonnen hatte, seine Kinder möglichst aus allem herauszuhalten, nutzte auf der Zielgeraden ihre Wirkung.
Doch danach setzte nicht nur für Barack Obama, sondern für die ganze Familie die Phase der Isolation ein, die das Präsidentenamt naturgemäß mit sich bringt. Michelle begrenzte den Kreis der Kinder, mit denen Malia und Sasha spielen durften; sie kamen nur noch mit ihren engsten Freunden zusammen. Ein Konzert, das Malias Klasse mit der Fünftklässlerband gab, musste zweimal stattfinden. Das erste Mal wie üblich in der Mandel Hall, doch da der designierte Präsident Schulkonzerte nicht mehr ohne massive Sicherheitsvorkehrungen besuchen konnte, gaben die Kinder das zweite Konzert in einem Klassenzimmer – vor einem Publikum, das nur aus drei Personen bestand: Barack, Michelle und Sasha.
Und kaum war die Familie nach Washington umgezogen, verließen viele der Kinder, die unbedingt mit Malia hatten Fußball spielen wollen, den Verein wieder.
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Im Weißen Haus fanden die Obamas einen Kompromiss für das Problem der Zurschaustellung ihrer Kinder: Die Mädchen wurden strenger geschützt als je zuvor. Als abstrakte Figuren aber spielten Malia und Sasha nun eine wichtige Rolle in der politischen Rhetorik ihres Vaters.
Präsidentenkind zu sein war immer eine extreme Erfahrung, so rauschhaft wie beängstigend. Grover und Frances Cleveland (zwischen 1885 und 1897 zwei Mal US -Präsident) waren so entsetzt darüber, wie grob Touristen mit ihren beiden kleinen Kindern umgingen, dass sie aus dem Weißen Haus auszogen und sich einige Kilometer weiter nördlich in der Connecticut Avenue niederließen. Caroline Kennedy besuchte ihre eigene private Vorschule im Wintergarten im ersten Stock, so dass die Privatsphäre der Familie gewahrt blieb. (Dass die Kennedys diese »Schule« später auch für die Kinder von ein paar schwarzen Beamten in der Administration zugänglich machten, wurde als Eintreten für Bürgerrechte interpretiert. [57] ) Chelsea Clinton indes wurde in der Comedy-Show
Saturday Night Live
und auch von John McCain öffentlich durch den Kakao gezogen. Und als US -Truppen 2003 den Schlupfwinkel der Söhne Saddam Husseins stürmten, fand man darin Fotos von Jenna und Barbara Bush. [58]
Für die Obama-Mädchen existierte ein ausgeklügeltes Protokoll, das sie so weit wie möglich schützen sollte. In den ersten Monaten der Amtszeit hatte Robert Gibbs wochenlang mit den Chefs der Fernseh- und Rundfunkgesellschaften und anderen Medienvertretern darüber verhandelt, wie und wann die Mädchen fotografiert und gefilmt werden durften. Wenn die beiden ihre eigenen Sachen machten, also etwa bei einem Schulkonzert mitwirkten oder mit einer Freundin und deren Mutter Eis essen gingen, waren sie tabu. Schnappschüsse bei offiziellen Veranstaltungen im Weißen Haus, beim Ostereierrollen zum Beispiel, waren dagegen erlaubt. Auf Reisen mit ihren Eltern durften sie nur dann gefilmt oder fotografiert werden, wenn Barack Obama mit im Bild war. Eine Aufnahme von Malia und ihrem Vater, wie sie in einer Buchhandlung auf Martha’s Vineyard stöberten, war für das Weiße Haus in Ordnung; ein Foto, auf dem Malia mit ihrer Mutter den Hund spazieren führte, nicht. Dass Aufnahmen von den beiden gemacht oder verbreitet wurden, war natürlich nicht zu vermeiden, aber für diese Fälle gab es wirksame Sanktionen: Washingtoner Klatschkolumnisten oder Fotografen, die Sasha beispielsweise bei Freizeitaktivitäten
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