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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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Geburtstagspartys, Schulprojekten und Ballettstunden würde sich nicht viel ändern. Zu kandidieren, solange die Kinder so jung waren, habe große Vorteile, sagte der Präsident später: Seine Töchter, damals acht und fünf, lasen noch keine Zeitungen und begriffen noch nicht wirklich, worum es ging.
    »Unsere Kinder gedeihen, wenn alles seinen normalen Gang geht, wenn für Stabilität und Beständigkeit gesorgt ist«, sagte Michelle Obama im ersten Wahlkampfsommer. »Wir überwachen das ständig: Wie geht es den Mädchen, ist alles in Ordnung? Jeden Tag checken wir das. Man kann nicht funktionieren, wenn es dem eigenen Kind nicht gutgeht.« Sie halte ständigen Kontakt mit den Lehrern, schaue immer wieder bei ihnen vorbei, um sich zu vergewissern, dass nichts falsch lief. Es sei den Mädchen völlig freigestellt, ob sie auf Wahlkampfreisen mitkommen wollten oder nicht, fügte sie hinzu, aber meistens kämen sie mit, um mit ihrem Vater zusammen sein zu können. Sie reisten in die Staaten mit, in denen schon früh Vorwahlen stattfanden, blieben aber in der Regel hinter der Bühne und vergnügten sich mit dem Inhalt einer rosa Tasche, in der sich unter anderem ein Nintendo DS , Malsachen und ein Uno-Spiel befanden.
    Doch Michelle wusste um die starke Wirkung ihrer Kinder auf Wähler, die sich mit der familiären Situation der anderen demokratischen Spitzenkandidaten nur schwer identifizieren konnten. Die Edwards schienen eine glückliche Ehe zu führen und hatten reizende Kinder, aber sie lebten in einem riesigen Haus auf einem über 250  Hektar großen Grundstück, sie nahmen ihre Kinder für die Dauer des Wahlkampfs aus der Schule und stellten Privatlehrer für sie ein. (Die Kinder wirkten oft gelangweilt und machten sich öffentlich Sorgen um ihren daheim gebliebenen Hund.) Die Ehe der Clintons war nicht gerade das normale Programm, die persönlichen Verletzungen hatten unübersehbar Spuren hinterlassen. Im Vergleich dazu führten die Obamas ein »normales« Leben, das näher dran war an der Lebenswirklichkeit ihrer Wähler. Am Abend vor ihrer ersten Fahrt nach New Hampshire holte sich Sasha einen Magen-Darm-Infekt, und Michelle blieb die ganze Nacht auf, wusch Sachen aus und fragte sich, ob sie am Morgen würden fahren können. Als sie in einem Interview davon erzählte, war sie wieder die ganz normale Mutter. »In ein paar Wochen fängt die Schule an«, sagte sie vor Wählern in Iowa, wenige Stunden vor dem so wichtigen Besuch der Familie auf dem großen Volksfest, der Iowa State Fair. »Ich muss noch Schuhe und Ringbücher besorgen.«
    Auf Fotos und in Videos wirken die rituellen Besuche von Präsidentschaftskandidaten auf der Iowa State Fair immer wie das reine Vergnügen, in Wirklichkeit ist es eine schweißtreibende, stark durchchoreographierte und reichlich beängstigende Angelegenheit. Der Kandidat und seine Familie begeben sich scheinbar völlig zwanglos auf einen ganz normalen Volksfestausflug, aber sie sind umgeben von einer Vielzahl an Mitarbeitern, Securityleuten, von weit mehr Reportern als Wählern und kräftigen Männern, die ihnen ihre Kameras vor die Nase halten. Es war glühend heiß, als die Obamas das Fest besuchten. Die meisten Bilder wurden von den Vertretern der Medien aufgenommen, einige aber auch von Wahlkampfmitarbeitern – für Direct Mailings und Werbespots. Sowohl Barack als auch Michelle zuckten zusammen, als sie sahen, wie Malia und Sasha behandelt wurden. »Kommt schon, lächelt mal schön!«, riefen die Reporter den beiden zu, als wären sie Starlets auf einem roten Teppich. Obama wirkte so irritiert und verärgert, dass seine Mitarbeiter fürchteten, er werde gleich auf die Fotografen losgehen. Aber er riss sich zusammen und setzte ein strahlendes Lächeln auf.
    »Urlaub ist was anderes«, flüsterte Michelle im Blitzlichtgewitter der Kameras.
    Die beiden Mädchen wirkten schüchtern und etwas verstört. Im Zelt der Schweinefleischerzeuger, einem der größten Industriezweige Iowas, saßen sie stumm und teilnahmslos da, während Hunderte von Menschen ihren Eltern dabei zuschauten, wie sie ihr Fleisch kauten. Beim Streichelzoo nahm niemand Notiz von den Ferkeln und Zicklein: Die süßen kleinen Wesen, um die sich alles drehte, waren Malia und Sasha. Nur die Fahrgeschäfte verschafften ihnen etwas Luft. Im Autoscooter hatten sie mit ihren Eltern großen Spaß, die Reporter blieben am Rand stehen, und kurz darauf stahlen sich die Mädchen mit Michelle zu anderen Attraktionen

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