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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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Wasserwerken nach. Die Familie wohnte in einer kleinen Wohnung in einem Mietshaus, wo die Kinder im einzigen Schlafzimmer und die Eltern im Wohnzimmer schliefen. Marian Robinson war eine zielstrebige Mutter, die eigens an der Schule ihrer Kinder aushalf, um ein Auge auf sie zu haben. Ihr Mann war eigensinnig, stolz und zäh. Trotz seiner Behinderung fuhr er später sogar regelmäßig mit dem Auto von Chicago nach Princeton, nur um seinen Sohn Craig Basketball spielen zu sehen. Bei seiner Ankunft musste er jedoch entsetzt feststellen, dass der Parkplatz mit Kies bedeckt war, so dass sich sein Rollstuhl nicht manövrieren ließ.
    Als Tochter Michelle aufs College kam, nahm Marian Robinson wieder eine Arbeit als Sekretärin an, auch, um die Medikamente für ihren Mann bezahlen zu können. Und weil sie beiden Kindern ein Studium in Princeton ermöglichen wollten, verschuldeten sich die Robinsons auf viele Jahre. In Fraser Robinsons letzten Lebensjahren verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide. Eines Tages rutschte er im Schnee aus; es habe Stunden gedauert, bis ihn jemand fand, sagte Michelles Bruder. Der Gesundheitszustand ihres Vaters habe dazu beigetragen, erzählte Michelle später, dass sie zu einer geradezu besessenen Planerin wurde: Wenn man mit einem behinderten Vater in Chicago unterwegs war, stets darauf bedacht, Peinlichkeiten und Notfallsituationen zu vermeiden, durfte man nichts dem Zufall überlassen. Nachdem Fraser Robinson 1991 einen Zusammenbruch erlitten hatte, standen seine Frau und seine Kinder vor der Entscheidung, die lebenserhaltenden Maßnahmen abzustellen. Barack Obama, der damals noch nicht mit Michelle verheiratet war, reiste eigens aus dem weit entfernten Cambridge an, um der Familie beizustehen.
    Obwohl ihr Schwiegersohn eine steile Karriere in der Politik machte, blieb Marian Robinson ein unpolitischer Mensch. Als jedoch Barack 2004 für den US -Senat kandidierte, freute sie sich wie ein kleines Mädchen darauf, ihre Heldin Hillary Clinton kennenzulernen. Zu Beginn von Barack Obamas Präsidentschaftswahlkampf wachte Marian Robinson immer noch jeden Morgen in demselben kleinen Haus auf, in dem sie zuletzt mit ihrem Mann gewohnt hatte, fuhr nach Downtown Chicago, trank bei McDonald’s einen Kaffee und ging zu ihrer Arbeit als Chefsekretärin bei einer Bank. Sie war genauso direkt und korrekt wie ihre Tochter, und sie brachte ihren Enkelinnen bei, Erwachsene mit »Mr.« und »Mrs.« anzureden und sich immer höflich zu bedanken. Freilich war ein Interview mit ihr, das man für Wahlwerbezwecke aufgenommen hatte, nicht zu gebrauchen, weil sie zu unverblümt ihre Meinung geäußert hatte.
    Zu Beginn des Wahlkampfs war sie in einem Interview für Oprah Winfreys Zeitschrift
O
gefragt worden, ob sie ins Weiße Haus ziehen werde, sollte ihr Schwiegersohn die Wahl gewinnen.
    »Darauf kann ich verzichten«, sagte Robinson damals noch. »Wenn man bei den Kindern einzieht, kriegt man zu viel mit.«
    Der Journalist wies sie darauf hin, dass das Weiße Haus groß sei. »Dafür kann es gar nicht groß genug sein«, entgegnete Robinson.
    Als Barack Obama in seiner Hotelsuite die Wahlberichterstattung verfolgte, umklammerte er haltsuchend die Hand seiner Schwiegermutter, während er zum Wahlsieger erklärt wurde. Ein paar Stunden später beim Festakt im Grant Park wollte Marian Robinson, so erinnern sich Freunde, durch die Absperrung gehen. Ihre Miene war eindeutig: Ich bin dreiundsiebzig, ich habe in meinem Leben schon einiges erlebt, und ich soll hinter diesem Ding bleiben? Der Secret Service ließ sie passieren.
    Die Beziehung zwischen der First Lady und ihrer Mutter ist ausgesprochen eng. »Die beiden können sich mit einem Blick verständigen«, so Susan Sher, Michelle Obamas ehemalige Chefin im Krankenhaus, die inzwischen in der juristischen Abteilung des Weißen Hauses arbeitete. Mitarbeiterinnen fiel auf, dass Michelle Obama ihrer Mutter so nahesteht, wie man es bei erwachsenen Töchtern nur selten erlebt. Keine der üblichen Mutter-Tochter-Querelen trübt das Verhältnis zwischen den beiden Frauen. In Interviews betont die First Lady denn auch, wie sehr ihre Mutter sie unterstützt, ihr Kraft und Mut zuspricht und sie vom politischen Trubel ablenkt. Und Valerie Jarrett meint, sie habe nie erlebt, dass Marian Robinson »zu einem politischen Ereignis Stellung in den Medien genommen hätte. So vermeidet sie es, Druck auf die First Lady auszuüben.«
    Schließlich erklärte sich Marian

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