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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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Robinson dazu bereit, für eine dreimonatige Probezeit ins Weiße Haus zu ziehen. [12] Sie wollte der Familie bei der Eingewöhnung helfen und sich vergewissern, dass ihre Enkelinnen sich wohl fühlten. Vielleicht werde sie den Präsidenten und die First Lady auch ein oder zwei Mal auf eine diplomatische Mission begleiten, mit ihnen in der Air Force One fliegen und bei der Begrüßungszeremonie auf dem Flughafen die berühmte Treppe hinuntersteigen. Dann würde sie endlich mal etwas von der Welt sehen. Marian Robinson war nie zuvor außerhalb der Vereinigten Staaten gewesen.
    ***
    Am Tag der Amtseinführung kamen der neue Präsident und die First Lady spät nach Hause – die Parade hatte länger gedauert als erwartet –, und sie waren völlig durchgefroren. Aber sie hatten keine Zeit zu verschnaufen. Vor ihnen lagen zehn Antrittsbälle, und ihnen blieb weniger Zeit, sich dafür fertig zu machen, als einem Teenager vor dem Highschool-Abschlussball. Malia und Sasha hingegen hatten an dem Abend mehr Gelegenheit, sich mit ihrem neuen Zuhause anzufreunden, als ihre Eltern: Das Personal hatte für die beiden eine Schnitzeljagd durch das historische Gebäude vorbereitet, und als sie den East Room betraten, standen die Jonas Brothers leibhaftig vor ihnen, um für sie und ihre Freundinnen ein Privatkonzert zu geben.
    Währenddessen hetzten die Obamas von einem Ball zum nächsten. Sie mussten zehnmal zu dem Stück »At Last« von Etta James tanzen, sich zehnmal denselben Text anhören. Aber was man im Fernsehen davon zu sehen bekam, war umwerfend, einer jener seltenen Momente, in denen präsidiale Symbolik, persönliche Geschichte und die Gefühle der Nation aufeinandertreffen und miteinander verschmelzen. Die Obamas waren noch jung, Michelle Obama sah in ihrem langen weißen Kleid aus wie eine Braut, und was die beiden erreicht hatten, war gewaltig. Sie hatten es geschafft, Amerikas Farbige hatten es geschafft, das ganze Land hatte es geschafft. Die Popsängerin Beyoncé Knowles, die den Obamas ein Ständchen brachte, kämpfte mit den Tränen. »Life is like a song«, sang sie, »here we are in Heaven.«
    Um ein Uhr nachts kehrten die Obamas ins Weiße Haus zurück zur eigentlichen Feier, einer privaten Party für Angehörige, engste Freunde und Verbündete – in den Räumen für offizielle Feierlichkeiten im Erdgeschoss, nicht in der Wohnung, die sie immer noch nicht richtig zu Gesicht bekommen hatten. Zahlreiche Prominente, darunter Oprah Winfrey und Gayle King, waren ebenso anwesend wie Vertreter der neuen Regierung, die Verwandten der First Lady aus Chicago und die besten Freunde des Präsidenten, Marty Nesbitt und Eric Whitaker mit ihren Frauen. Wynton Marsalis spielte eine Jazzballade. Eines der wichtigsten Gesprächsthemen war die Frage, wie man den Mann, der am Morgen seinen Amtseid abgelegt hatte, künftig anzureden habe. Fremde und Kollegen aus dem Westflügel würden natürlich »Mr. President« sagen, und Vernon Jordan, ehemaliger Clinton-Berater und Verwandter von Valerie Jarrett, war der Meinung, dass alle anderen es ebenfalls so halten sollten. »Diesen Respekt müssen Sie dem Amt zollen«, hatte er Eric Whitaker bereits am Nachmittag erklärt.
    Aber der neue Präsident hatte Nesbitt und Whitaker eine besondere Aufgabe zugedacht: Sie sollten dafür sorgen, dass er ein normaler Mensch blieb, solange er im Amt war. Sie waren keine Politiker, sie waren Schwarze in einem Meer aus weißen Beratern, Politfreaks und Washingtoner Lobbyisten, ein Geschäftsmann aus dem Mittleren Westen und ein Arzt. Sie waren Freunde, die Obama gern mal auf die Schippe nahmen und mit ihm Basketball spielten. Die beiden standen dem Präsidenten so nahe, dass sie bei der Amtseinführung Ehrenplätze neben Jill Biden, der Ehefrau des Vizepräsidenten, erhielten. Sie würden zwar in Chicago wohnen bleiben, hatten jedoch mit den Obamas abgemacht, dass sie in der ersten Zeit ein paar Wochenenden mit ihnen im Weißen Haus verbringen würden. Es war nicht das erste Mal, dass sie als privates Bollwerk fungierten: Während der Aufregung um die umstrittenen Äußerungen von Jeremiah Wright jr., dem Pastor der Trinity United Church of Christ, deren Mitglied auch Barack Obama ist, hatten Valerie Jarrett und die beiden abwechselnd den Kandidaten auf Wahlkampftour begleitet und so dafür gesorgt, dass er immer einen Freund in der Nähe hatte. Und jetzt bat der Präsident der Vereinigten Staaten sie, ihn weiterhin Barack zu nennen.
    Irgendwann

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