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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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so wenig über die Männer, mit denen er reiste! Besser, den Mund zu halten und erst einmal zu sehen, was sie von sich aus zu erzählen bereit waren.
    Ein Zittern ließ seine Hände versagen. „Warum?“ fragte er sich im Stillen. „Warum habe ich mich den Wölfen ausgeliefert?“ Dann, mit einem heimlichen Blick dann oben: „Und warum Du?“
    Weil er liebte. Seine Liebe würde nicht innehalten, das Innerste seines Herzens zu zerfleischen und Feuer unter seinem Gehirn zu entfachen. Auf, voran! forderte sie. Und er schritt voran.

 
     
6
     
     
    „Man nennt es das Uhuru-Massiv“, sagte Kiril. „Eigentlich müßte es hier einige kleine Städte und Forts geben, aber ich sehe keine.“
    „Sie könnten längs der Kammlinien und in den Tälern verborgen sein“, sagte Bar-Woten. „Ich sehe keinerlei Straßen. Keine Pfade.“
    „Der Handelsverkehr von Mediwewa kommt hier nicht durch. Vielleicht gibt es keine.“
    „Habt Ihr Euch je mit Lucifanern unterhalten?“ fragte der Ibisier.
    „Nicht oft. Ich war sehr jung, als wir zur Westgrenze reisten. Sie trauen Obelisken-Nationen nicht sehr.“
    „Sie fühlen sich benachteiligt, hm?“
    Barthel widersprach dem heftig. „Vielleicht glauben sie, daß wir irregeleitet sind. Es gibt auf den Obelisken viel, was zweifelhaft ist.“
    Bar-Woten nickte und schürzte die Lippen. „Möglicherweise werden wir dort auf etwaige Empfangskomitees treffen, wo die beiden Plateaus sich teilen, in dem Spalt dazwischen. Wenn Ihr sagt, sie seien für gewöhnlich nicht feindselig, sollten wir sie auch nicht mit gezogenen Waffen begrüßen. Aber keine höfliche Gesellschaft wird etwas dagegen haben, wenn wir unsere Hände auf den Griffen behalten.“
    Kiril ging neben dem Pferd des Ibisiers, als sie sich der Kluft näherten. Ein schmales Flüßchen rieselte schlammig in der Mitte des Wadis, aber grotesk geformte Grate und Rinnen, die parallel dazu verliefen, ließen vermuten, daß es sich in einen mächtigen Wasserlauf verwandelte, wenn Regenfälle kaskadenartig von den Gebirgsflanken herabstürzten. Die Pferde suchten sich vorsichtig ihren Weg über den zerschründeten Grund. Bar-Woten ließ den Blick nicht von den Säulen aus blankgescheuertem, weichem Stein, die mauergleich den Paß zu beiden Seiten säumten. Sie waren kurz vor dem Felsenanstieg unter den Plateauflächen, als Stimmen aufklangen. Ihre Besitzer waren nicht zu sehen.
    „ Ua hight thee? “ fragte eine.
    Kiril runzelte angestrengt die Stirn, als er versuchte, den Dialekt, ausgehend von seinen Studien des Obelisken-Englisch, zu verstehen. Er kannte das Wort hight, eine Frage nach dem Namen, den jemand führte. Davon ausgehend erschloß er den Rest. „Wir sind drei aus Mediwewa“, antwortete er. „ Trithi de Mediwewa! “
    Sie setzten ihren Aufstieg fort, bis sie auf gleicher Höhe mit dem Plateau waren. Hinter einem Felsgrat vor ihnen konnten sie drei Gesichter sehen, die ihnen entgegenspähten. „Euer Ansinnen!“ begehrte eines davon zu wissen.
    „Durch Mundus Lucifa zu reisen. Wir sind Gelehrte.“
    „Eure Studiengebiete?“
    „Volksbräuche“, sagte Bar-Woten mit gedämpfter Stimme, indem er den Blick auf seine Satteltaschen senkte und sie lässig umordnete.
    „Volksbräuche und Mythen!“ antwortete Kiril.
    „Was könnten Obelisker von einem unwissenden Land begehren?“
    „Natürlich Wahrheit“, antwortete er und hoffte inständig, die richtige Erwiderung auf die formelhafte Rede gefunden zu haben. Sie hatten es hier nicht mit schlichten Barbaren zu tun. Die Grenzwächter von Mundus Lucifa waren besonders geschult und unterwiesen.
    „Kommt näher. Ihr habt Beglaubigungsschreiben?“
    Des Lucifaners Beherrschung der mediwewanischen Sprache war vollendet. Er hatte nicht den geringsten Akzent.
    „Keine Beglaubigungsschreiben“, sagte Kiril. „Unsere Studien finden keine Gnade in Mediwewa. Wir benutzen nicht die Obelisken-Texte.“
    Zwei Abteilungen zu je drei Berittenen galoppierten von beiden Seiten heran, um eine Eskorte zu bilden. Die drei hinter dem Grat traten hervor und kamen näher, um sich zu den Fremden zu gesellen. Die Wächter trugen sorgsam mit Perlen verzierte Halbstiefel, hohe Gamaschen aus Lederflickwerk, beschlagene Felltaschen mit grobem Schottenkaro und metallene Käppis, auf denen zur Verzierung Muster in einem Alphabet eingraviert waren, das Kiril nicht erkannte. Ihre Hemden waren khakifarben mit viereckigen, gebauschten Taschen. Bandeliere hingen von ihren Schultern und hielten

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