Die Obelisken von Hegira
wenig beeindruckend; dann unter dem Kragstein des Torbogens hindurch. Sie hielten an einem roten Ziegelbauwerk, das Kiril sofort als Zollhäuschen oder Wachlokal oder beides zugleich erkannte.
Man bedeutete ihnen, abzusteigen und die Wache zu betreten. Das Innere war schlicht und sauber, mit einem blankgescheuerten Schieferboden und Möbeln, die aus runzeligem Holz und Rohrgeflecht verfertigt waren. Der diensthabende Offizier – ohne Käppi, aber dafür mit einer grünen Schärpe, die er um den Hals trug wie ein Prälat – musterte sie ausdruckslos und unterhielt sich mit ihrer Begleitmannschaft. Er nahm den Wächter mit der Rosette mit sich in einen gesonderten Raum.
Einen Moment später kamen sie wieder zurück, und der Offizier streckte Barthel seine Rechte entgegen; offensichtlich begann er mit dem Dunkelhäutigsten, um sich dann abwärts vorzuarbeiten. „Willkommen im Lande des Lichts“, sagte er. Er war hochgewachsen und schwarz, mit einem sich borstig sträubenden Schnurrbart und einem Kopf, der kahlgeschoren war bis auf drei eng geflochtene Streifen, die sich vom Nacken bis zum Scheitel hinzogen. „Wer führt diese Gruppe?“ Er blickte erwartungsvoll auf Barthel. Der junge Mann stotterte und wollte schon auf Bar-Woten deuten.
„Keiner“, antwortete der Ibisier. „Wir reisen als Gleiche. Wir wissen Euer Willkommen zu schätzen.“
„Ich höre, Ihr seid Obeliskengelehrte – Leser, nehme ich an.“
Kiril entschied, daß eine leicht abgewandelte Art von Wahrheit am besten war. „Ich bin ein Leser“, sagte er. „Eigentlich sogar ein Scrittori. Aber wir sind nicht hierhergekommen, um zu predigen.“
„Nein.“ Der Offizier ging zu einem schweren hölzernen Kabinett mit flachen, waagerechten Schubladen und öffnete eine davon. Er zog einen niedrigen Stapel von Formularen heraus und nahm eine Schilfrohrfeder aus einem Faß auf dem Pult. „Ich muß den Grund Eures Aufenthalts im Lande des Lichts wissen. Eure Namen, woher Ihr kommt – Pashkesh, habe ich recht?“ fragte er Barthel. Der Khemite nickte. „Und wohin Ihr innerhalb des Landes reisen wollt. Wenige Mediwewaner überschreiten diesen Abschnitt der Grenze. Kein einziger seit fünf Jahren. Und einige – äh – Ibisier sind kürzlich hierher geflüchtet. Dreißig oder vierzig, um genau zu sein.“
Bar-Woten nickte beiläufig. „Wir hörten von der endgültigen Ausmerzung dieses Übels“, sagte er. „Wo ein Fluß im Boden versickert, müssen einige Tropfen übrigbleiben.“
„Ein besonders schmutziger und widerwärtiger Fluß, was das betrifft.“ Die Augen des Offiziers musterten ihn aufmerksam. „Was wart Ihr in Mediwewa, mein Herr?“
„Ballonbauer. Ich ging in Minora in die Lehre, ganz in der Nähe von Madreghb, und ich ging mit meinen Gefährten fort, um einer drohenden …“ Er stockte und räusperte sich, „Erstarrung meines Denkens zu entkommen.“
„Wir haben Mitgefühl mit den Obeliskern“, sagte der Offizier, während er geschwind etwas auf eines der Formulare kritzelte. „Kein Verständnis für sie vielleicht, aber Mitgefühl. Oh, wir fürchten ihre Prediger hier keineswegs! Für gewöhnlich sind sie diejenigen, die etwas zu fürchten haben. Die Menschen von Ubidharm sind Bergbewohner, meine Herren, ein stolzer, eigensinniger Menschenschlag. Missionare, die sich unbeliebt machen, halten sich nicht lange. Oft müssen wir uns bei ihren Heimatländern entschuldigen.“
Die Formulare waren bereits übersetzt, und es dauerte nur wenige Minuten, die verlangten Informationen einzutragen. Der offizielle Papierkram war erfreulich kurz. Als das erledigt war, wurde ihnen ein kurzer Eid abgenommen – zuerst im örtlichen Dialekt, dann in einer Übersetzung –, und man händigte ihnen ihre Pässe aus.
„Ihr werdet Euch bei der Torwache einer jeden Stadt und eines jeden Dorfes melden, die Ihr besucht. Hier gibt es ja nicht viele, aber wenn Ihr weiter nach Westen kommt, werdet Ihr die Papiere benötigen. Falls Ihr vorhabt, die Berge zu überqueren und in den Norden zu reisen, werdet Ihr Euch vielleicht neuerlich registrieren lassen müssen – ich weiß es nicht. Das nördliche Land des Lichts unterscheidet sich sehr vom Süden. Und ich würde Euch nicht empfehlen, jetzt über die Berge zu gehen. Um diese Jahreszeit ist’s eine rauhe Reise. Wir lassen Euch nicht verfolgen, aber wir haben ein gutes Semaphoren-System. Irgendwelchen Ärger, und wir schicken die Miliz, mit nicht immer angenehmen Folgen. Wir vertrauen jedoch
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