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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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in die Stadt ein und stellten fest, daß sie Mur-es-Werd genannt wurde. Es war wahrhaftig eine Stadt, nicht eine umwallte Zufluchtsstätte wie Ubidharm. Ihre Handelsverbindungen erstreckten sich Tausende von Kilometern die Küste des Meeres hinauf und hinab. Dies also war das Herz und das Blut von Mundus Lucifa, nicht der kleine Fleck von Bergdörfern. Kiril hatte noch nie von Mur-es-Werd gehört, auch nicht von dem Ozean jenseits davon, und seine Unwissenheit kam ihn hart an. Offensichtlich war sein Leben in Mediwewa in hohem Maße ein von der Außenwelt abgeschlossenes gewesen.
    „So ist es mit allen Obelisken-Ländern“, beruhigte ihn Bar-Woten. „Wenn die Wahrheit in Eurer Mitte sitzt, warum dann anderswo nach ihr Ausschau halten?“
    „Um der schieren Neugier willen“, brummte Kiril. „Immerhin ist das, was Ihr erfahrt, interessant und verrät Euch mehr über die Zweitgeborenen.“
    „Die Zweitgeborenen wollen gar nicht mehr über sich wissen“, sagte Barthel.
    Mur-es-Werd begann als eine Abfolge von Weingärten und Obsthainen. Mannigfaltige Früchte reiften hier, dergleichen sie noch nie zuvor gesehen hatten. Die Felder machten verstreuten Villen und einem zentralen Schrein Platz, der über einem Versammlungsplatz aufragte. Diese wiederum wichen alsbald den vertrauten Slums im Weichbild der Stadt mit ihren schmalen, gepflasterten Sträßchen, die sich auf jede erdenkliche Art hierhin und dorthin wanden, Würmern gleich, die sich durch Holz fressen. Der Gesamteindruck war nicht einer von Reinlichkeit, wie Ubidharm ihn ausstrahlte, sondern der von schnellem, pulsierendem Leben. Bisweilen waren die hygienischen Zustände beklagenswert, aber im Ganzen wohl auch nicht schlimmer als in manchen mediwewanischen Städten.
    Zum Mittelpunkt der Stadt hin stiegen niedrige Felshügel an, umgeben von einem Gürtel aus den zerbröckelnden Mauern von etwas, das einst eine eindrucksvolle Bastion gewesen sein mußte. Nur einige wenige Türme, massig und Respekt gebietend, waren noch in gutem Zustand. Rings um sie dehnten sich umwallte, mit Lucifaner Mandalas in Steingrau und Rot geschmückte Höfe.
    Kiril stellte rasch fest, daß der ihm geläufige Dialekt hier nahezu unbrauchbar war, weil das Wenige, was er kannte, nicht mit dem Patois des Nordens vergleichbar war. Trotzdem hatten sie nur geringe Schwierigkeiten – Touristen waren nicht unbekannt und auch nicht unwillkommen. Die Küste war so etwas wie ein Seebad.
    Bis zum Mittag waren sie zu dem Schluß gekommen, daß die Gegend längs der Strände ihnen nicht gemäß war. Laufend drängten sich dort neugierige Kinder um sie, die versuchten, ihnen allerlei Kinkerlitzchen und fade Speisen zu verkaufen.
    Bar-Woten blieb auf einem Damm stehen, der rücklings die Badestrände abschloß. Er beschattete sein Auge und schaute hinaus über die Bucht, wobei er sich einen Augenblick der Ehrfurcht gestattete. „Die Schiffe!“ sagte er. „Seht Euch nur die Schiffe an!“
    Barthel folgte des Beis Blickrichtung und spürte, wie seine Kehle sich zusammenschnürte. Sie waren riesig und doch so anmutig wie Seevögel. Nie zuvor hatte er größere gesehen. Er blickte Bar-Woten an und wußte, was der nächste Abschnitt ihrer Reise sein würde. „Ich mag Wasser überhaupt nicht, jedenfalls nicht zum drin Schwimmen“, sagte Barthel ruhig. Kiril lächelte, wurde dann schlagartig nüchtern, als er begriff, worauf der Khemite anspielte.
    „Da hinüber?“ fragte er Bar-Woten, indem er auf das unvorstellbare Blaugrün wies. Der Ibisier nickte.

 
     
9
     
     
    Ihre mediwewanischen Münzen waren willkommen, aber sie gingen rasch zur Neige, und ohne hinreichende Kenntnisse der Landessprache gab es für sie keine Möglichkeit, ihre Geldkatzen wieder aufzufüllen. Und dann war da noch die Angelegenheit mit der Seereise, die Bar-Woten mit jedem Tag mehr anpries. Seine Gefährten versuchten redlich, ihn zu ignorieren, aber letztlich blieb ihnen kein anderer Weg als der über das Wasser. Norden lag in jener Richtung, und nach Norden führte sie ihre Reise.
    Der erste Schritt, den sie unternahmen, war der Erwerb einer Reihe dünner alter Wörterbücher in einem Buchladen in Mur-es-Werd. Bar-Woten fand den altersschwachen Laden faszinierend. Kiril hingegen war alles andere als entzückt. Dort lagen Dutzende von Büchern herum, von denen er sich sicher war, daß sie sich nie und nimmer von Obelisken-Texten herleiteten – Werke über die Geschichte von Mundus Lucifa, kartenkundliche Schriften

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