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Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour

Titel: Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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sprach überhaupt kein Englisch.
    Mein Onkel entschuldigte sich wieder für sein schlechtes Englisch. Ich hatte mein Deutsch nur aus einem Touristenführer und ich ärgerte mich immer, wenn sich jemand für sein schlechtes Englisch entschuldigte, wo ich doch noch nicht mal mit der Hälfte an Sprachkenntnissen aufwarten konnte.
    »Dein Englisch ist ausgezeichnet«, sagte ich, »entschuldige, daß ich nicht deine Sprache beherrsche.«

 

 

 

 

Ich habe mal Deutsch gekonnt, das war aber jetzt alles weg. Louisa kam mit Kuchen rein und allerlei Süßigkeiten. Es war Kaffeezeit. Die Wohnung war blitzblank, typisch deutsch wie auch der Kuchen und Kaffee. Ich erinnerte mich an meine Eltern, an meine Großmutter - damals hatte es auch immer Kaffee und Kuchen gegeben, dazu blütenweiße Tischdecken und Servietten, und das gute Silberbesteck und das gute Geschirr. Ferner verschiedene Sorten Brot und Fleisch und Butter. Es war die Zeit, wenn man sich zusammensetzte und freundlich plauderte; es war eine Pause im Daseinskampf; sie war notwendig und gut. Mein Onkel fing an, aus seinem Leben zu erzählen, von der Vergangenheit...
    »Siehst du das Haus da drüben?« Er zeigte auf die andere Straßenseite.
    »Dort habt ihr gewohnt... Du warst ein Wirbelwind... du kamst nie zur Ruhe... du kamst hier angerannt... >Onkel Hein! Onkel Hein!< riefst du mir immer zu...«
    Er drehte sich zu Linda Lee um:
    »Iß was, mein Kind. Du mußt essen!«
    Arme Linda Lee, sie aß nur Reformkost, sie mochte keine Süßigkeiten und keinen Kuchen.
    »Nun gut«, sagte sie, »aber nur ein kleines Stück...«
    »Möchtest du noch was haben, Henry?« fragte Onkel Heinrich. »Sicher, es schmeckt wirklich gut...«
    »Ich glaube, du willst ein Glas Wein?«
    »Ja, ich wollte schon welchen mitbringen, aber...«
    »Entschuldige mich einen Augenblick«, sagte Onkel Heinrich und ging in die Küche. Er kam mit einer Flasche Wein zurück. Er hatte den Korken wohl selbst rausgezogen. Louisa brachte die Weingläser. Louisa selbst trank keinen. Linda Lee auch nicht. Sie trank nicht tagsüber. Es tranken also nur mein Onkel und ich.
    »Drei Gläser am Tag gestatte ich mir«, sagte er.
    »Rauchst du?« fragte ich.
    »Nein, das habe ich mir mit 60Jahren abgewöhnt.«
    Er war ein Phänomen. Seine Haut war glatt, ohne jede Falte, und er hatte noch seine eigenen Zähne. Seine Augenbrauen waren buschig und seine Augen munter, ziemlich, und sein Kreuz war kerzengerade, und wenn er ging, so ging er frisch und zügig. Jeder Augenblick schien ihm Vergnügen zu bereiten. Ich war es, der müde war. Ich trank aus, und er goß nach.
    »Ist noch jede Menge da. Er ist gut, oder?«
    »Ja, danke...«
    »Ich habe noch mehr davon. Weißt du übrigens, daß ich deine Bücher lese? Ich mag sie. Ich mag sie alle, bis auf eins. Ich mag nämlich die Realität, das wirkliche Leben und was da so passiert. Was ich nicht mag, sind so erfundene Sachen. >The Fuck Machine< ist das Buch, das ich nicht mag...«
    »Geht klar, Onkel, wenn ich was geschrieben habe, versuche ich es zu vergessen. Nachher ist es mir egal, selbst wenn gesagt wird, es sei gut.«
    »Ich würde dir gern dein Geburtshaus zeigen«, sagte er, »es ist nicht weit von hier.«
    »Onkel, macht es dir was aus, fotografiert zu werden?«
    »Nein.«
    »Ich habe einen Freund, einen Fotografen, Michael heißt er, er ist mit uns nach hier gekommen. Er würde dich gern fotografieren... Er hat ein Auto gemietet... Danach können wir uns dann das Haus ansehen...«
    »Ja«, sagte er, »in Ordnung...«
    Ich hatte von dem Haus gehört, ich hatte gehört, es sei jetzt ein Bordell. Ob er das auch wußte?
    »Es steht jetzt zum Verkauf«, sagte Onkel Heinrich, »es haben ein paar Frauen drin gewohnt, aber die sind ausgezogen. Es steht jetzt zum Verkauf...«
    Es war ein hohes, schmales, gelbes Haus auf dreieckiger Grundfläche.
    »Siehst du das Fenster dort?« fragte mein Onkel.
    »Ja.«
    »Da bist du geboren. Das war das Schlafzimmer.«
    »Oh, das Haus steht zum Verkauf«, sagte Linda Lee, »komm, wir kaufen es!«
    Wir schauten uns eine Zeitlang um, dann sagte mein Onkel:
    »Also, dann los. Ich möchte dir noch zeigen, wo deine Eltern sich kennengelemt haben...«
    Wir stiegen also ins Auto und fuhren da hin.
    »Paß auf«, sagte mein Onkel, »die amerikanischen Soldaten waren hier unten einquartiert. Deine Mutter wohnte mit ihren Eltern dort oben, und ich habe sie oft besucht. Dein Vater war Sergeant und sprach perfekt deutsch. >Dieser hübsche

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