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Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour

Titel: Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Dutzend Systeme, mit denen ich gewann, und ein Dutzend, mit denen ich verlor, aber ich hatte bei alldem eine Methode, und die basierte auf Zahlen und dem Totalisator. Ich kam mir vor, als würde ich in einen dunklen Schrank spucken und versuchen, das Auge einer Maus zu treffen. Ich setzte also auf die sechs auf Sieg, warum auch immer, und ich führte bis vier Galoppsprünge vor dem Ziel, und dann zog Lindas Pferd vorbei.
    Sie hüpfte von einem Fuß auf den anderen:
    »Juchhu«, legte sie los, »juchhe, haha!«
    »Was für ne Scheiße«, sagte ich.
    Vor dem nächsten Rennen hatte einer der Deutschen was rausgekriegt.
    »Nach den ersten paar Minuten, wenn die Schalter geöffnet sind, geben sie den Betrag durch, der auf jedes Pferd gewettet wurde.« Wir warteten also auf die Durchsagen und schrieben uns auf, wieviel auf jedes Pferd gesetzt worden war. Aber damit konnte ich auch nichts anfangen. In Amerika ist das so, daß das gute Geld normalerweise erst spät reinkommt, und man nimmt das mit seinen Zahlen und den Chancen zusammen und versucht, das gute Geld von dem der Masse zu trennen. In Amerika ist es immer das gleiche: die Insider nehmen es von den Massen und stecken es sich in die eigene Tasche, steuerfrei. Sie gewinnen nicht jedes Rennen, aber sie gewinnen drei von vier, und dadurch, daß ich die Rennen beobachte, die Chancen im Auge behalte und mich nicht an das halte, was die Öffentlichkeit denkt und der tägliche Rennbericht über die Rennen des Pferdes schreibt, bin ich immer ganz gut gefahren beim Rennen. Es hat mich auch 20 Jahre gekostet, mein System rauszufinden, und nun stand ich da in Deutschland, spielte blind und hoffte darauf, Glück zu haben.
    Wir wetteten immer weiter, Linda hatte Glück, wenigstens ein bißchen, ich konnte nicht allzuhoch wetten, der Buchmacherplatz war übertrieben provinziell, ich kam gar nicht richtig in Fahrt. Die Deutschen hatten gemeint, mir würde es Spaß machen, mich einfach so auf der Rennbahn rumzutreiben und die Pferde zu beobachten. Die Pferde waren mir scheißegal; sie sahen schön aus und schissen das Stroh voll, das war alles, was ich wußte.

 

Ich ging zum Rennen, um zu versuchen, aus den Fabriken rauszukommen, aus dem US-Postdienst rauszukommen. Ich ging zum Rennen, um zu überleben. Die Deutschen hatten meine Geschichten gelesen und gemeint, ich fände es ganz gut, mich auf Rennbahnen zu amüsieren, etwa so, wie einige Leute sich in ihrem Garten amüsieren oder ihre Autos auf Hochglanz bringen. Der ganze Tag war mir also vermasselt, und die Kameras liefen, und man hielt mir das Mikro unter die Nase, und das einzige, was ich den ganzen Tag sagte, war:
    »Großer Gott, was ist das hier flir eine Scheiße, völlig witzlos. Das hat hier überhaupt keinen Zweck. Genausogut können wir in einer Folterkammer zusammen mit dem Arschloch von Teufel stekken...«
    Als schließlich alles vorbei und die Kameras weg waren und wir beim Trinken waren, kam so ein junger Bursche und hielt mir ein Mikro ins Gesicht, das Tonband lief und lief, und er fragte mir Löcher in den Bauch, wollte mir was Tiefgründiges entlocken: »Sind Sie der Ansicht, daß es sich lohnt zu leben?«
    »Nicht mit diesem Mikro in meinem Gesicht, du Wichser...« »Hassen Sie Frauen?«
    »Nicht so sehr wie Kinder.«
    »Was bedeutet > Lebern?«
    »Verneinung.«
    »Und Freude?«
    »Masturbieren.«
    »Und das Wesentliche?«
    » 50 % Rabatt.«
    Ich weiß nicht mehr genau, wie diese Nacht endete, bis auf eine Sache, daß es da nämlich eine ganz schmale, steile Treppe gab, die man runter mußte, wenn man pinkeln wollte, und daß sie das Telefon jedesmal auf halber Treppe stehen ließen, zur Gedächtniskontrolle. Aber alles in allem war es ganz gut da, die Getränke liefen gut, aber am nächsten Tag holten sie mich früh raus und plazierten mich auf einen Balkon mit Blick über die Stadt, es war scheißkalt, und ich hatte einen Kater und ließ mir ein Bier kommen und dann noch eins, und ich saß da und pulte das Etikett von der Flasche und kuckte runter und dann sah ich das Mikrofon, und dann fing die Kamera wieder an zu surren, und mir gegenüber saß mein lieber Freund Thomas, verkatert, und er fing an:
    »Nun, was hältst du von Deutschland?«

21
    Wir gingen uns den Dom anschauen, er beeindruckte mich irgendwie, das war schon eine Architektur, und wir gingen rein, und es regnete leicht (draußen), und drinnen roch es etwas nach Pisse, und das Innere war noch beeindruckender als das Äußere, es ging hoch

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