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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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ausgeruht und gegessen habt, habt ihr genügend Zeit, um mich zu bewundern. Margarete kann aus der Schüssel essen, die dort am Boden steht, ihr anderen eßt in euren hübschen Ställen – ich meine Zimmern. Und der tapfere Roadstrum wird mit mir essen und mich unterhalten.”
    „Ein Weib, eine Puppe, ein Traum”, sagte Captain Puckett bewundernd.
    Sie mochten die Dame.
    „Okay, Mädchen”, sagte Captain Roadstrum, als sie allein waren.
    „Ich habe ein paar Fragen an dich. Sie sind klar und präzise, und ich verlange klare und präzise Antworten.”
    „Ich bezweifle, ob du die Antworten verstehen wirst”, warnte ihn Änea. „Ich habe erkannt, daß du ein ganz gewöhnlicher, einfältiger Mann bist, wir aber haben einen übernatürlich hochentwickelten Intellekt. Da ist es schwer, sich miteinander zu verständigen.”
    „Wer sind diese ‚wir’, die einen übernatürlich hochentwickelten Intellekt haben?”
    „Nur noch ich. Mein Vater ist schon vor einigen Jahrhunderten gestorben.”
    „Dann ist es nicht schwer, einen hochentwickelten Intellekt zu haben.”
    „Das stimmt. Ich beherrsche sämtliche Wissenschaften, und mein Wissen reicht so weit über alle wissenschaftlichen Erkenntnisse hinaus, daß man meine wissenschaftlichen Arbeiten als Magie bezeichnet. Ich manipuliere Noumena, wobei ich Monaden als Eintrittspunkte betrachte, die tangential zum Hyplomorphismus stehen. Und was das Paradox der Primäressenz angeht, die in der Quiddität enthalten ist, das heißt, die größere in der kleineren, so habe ich da eine eigene Lösung gefunden. Die Schwierigkeit ist lediglich, Kontingenz nicht mit Akzidenz zu verwechseln. Hast du mich verstanden?”
    „Klar. Du bist eine Hexe.”
    „Sehr richtig. Aber die Bezeichnung gefällt mir nicht. Sie ist äußerst unwissenschaftlich. Denn ich bin keine gewöhnliche Hexe. Ich habe in Salamanca, der verborgenen Stadt, studiert.”
    „In Salamanca, der Untergrund-Schule der Hexenkunst? Aber die lag doch auf der Erde?”
    „Nur einer der Zugänge befindet sich auf der Erde, Roadstrum. Weißt du denn nicht, daß die Untergrund-Welten von vielen Planeten geteilt werden? Es gibt nur einen einzigen Untergrund, ein riesiges Untergrund-Reich, und es ist lediglich ein Trick, den Planeten zu bestimmen, an dem man an die Oberfläche zurückkommen will. Das ist auch der Grund, warum der Innenraum jedes Planeten soviel größer ist als seine Oberfläche. Du läßt dich von der Gestalt dieser kleinen Kugeln täuschen, auf denen alle Dinge leben und sich bewegen. Du siehst das Universum verkehrt herum. Du siehst die Globen als enthaltend und nicht als enthalten. Ich werde dich lehren, die Dinge richtig zu sehen, wenn du mir gefällst.”
    „Dann fangen wir gleich damit an.”
    „Ich bin eine vollkommene Wissenschaftlerin, Roadstrum. Die Wissenschaft hat sehr darunter gelitten, daß man ihren Namen auch auf die Mechanik angewandt hat, das mißratene Stiefkind der Wissenschaft. Alles Materielle ist an sich schon eine Beleidigung für den ernsthaften Wissenschaftler. Wir können die Materie nicht für immer verschwinden lassen, aber wir können wenigstens die Illusion schaffen, als ob sie verschwunden wäre. Für meine Zwecke ist das sogar besser. Alle Materie kann verändert und modifiziert werden, solange sie subjektiv bleibt. Belassen wir es dabei.”
    „Ja, belassen wir es dabei, Änea.”
    „Diejenigen, die meine Wissenschaft nicht verstehen, mögen sie Magie oder Hypnose oder Illusionismus nennen. Sie ist aber in Wirklichkeit nur meine Projektion totaler Subjektivität. Ich werde eins meiner Geschöpfe holen, damit du siehst, was ich meine.”
    „Tu das, Mädchen, tu das”, sagte Roadstrum fröhlich. „Weiß Gott, ich fühle mich so lustig wie ein ganzer Stall voll Affen.”
    Änea ließ ihn allein, und ihr Gesang erfüllte die Hallen, als sie gegangen war. Es waren prächtige Hallen, riesenhaft und mit kostbarem Marmor getäfelt. Kein Riß, kein Spalt, kein noch so winziger Fehler war zu sehen.
    Aber wenn man sie völlig subjektiv anblickte und wünschte, daß sie nicht gar so perfekt wären? – Richtig, jetzt sah man, daß der Marmor ganz und gar nicht perfekt war. Es war eigentlich überhaupt kein Marmor, sondern ganz gewöhnlicher Kalkstein. Nein, nicht einmal das. Es waren gekalkte Lehmziegel.
    Roadstrum trat mit dem Fuß gegen die Wand, und ein großer Teil von ihr stürzte zusammen.
    „Donnerwetter”, sagte Roadstrum überrascht. „Ich kann also auch

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