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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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seines Stiefvaters aufstellen zu lassen. Nur eine von ihm selbst unterzeichnete Gedenktafel ließ Rudolf-August Oetker anbringen. »Den Opfern des Zweiten Weltkrieges unserer Stadt, unter ihnen mein zweiter Vater Richard Kaselowsky«, stand darauf. Die Tafel stieß aus zwei Gründen auf Kritik. Die einen fanden, Kaselowsky sei in der NS-Zeit Täter und nicht Opfer gewesen. Andere stießen sich daran, dass die Familie Oetker den öffentlichen Raum für ihr privates Andenken nutzte. Immerhin hatten sich die Stadt Bielefeld und der deutsche Fiskus an dem Museumsbau erheblich beteiligt. Oetker konnte seine Spende ja von der Steuer absetzen. Von den Baukosten in Höhe von 12,5 Millionen Mark zahlte er am Ende 4,6 Millionen Mark.

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|249| 18. »Ich musste retten, was zu retten war«
Arend Oetker saniert das Erbe seiner Mutter
    W enn die Leute über Ursula Oetker und ihre Familie sprachen, fiel schon mal das Wort von den »ärmeren Oetkers«. Meist war damit aber nur gemeint, dass die ältere Schwester Rudolf-August Oetkers ihre Beteiligung an der Nahrungsmittelfabrik aufgegeben hatte und sich auch von ihrem Besitz an den Reedereien getrennt hatte. Denn wirklich arm war auch dieser Teil der Familie niemals.
    Seit 1939 lebten die »ärmeren Oetkers« auf dem Rittergut Hornoldendorf bei Detmold, das einst der Familie von Hammerstein gehört hatte. Ernst Oetker bewirtschaftete den riesigen Agrarbetrieb. Das prächtige Herrenhaus des Guts liegt in einem Privatpark, der von einer meterdicken Mauer umgeben ist. In der Mauer steht an einer Stelle eine mächtige tausendjährige Eiche, die von zwei Seiten von den Steinen eingefasst ist. Es gibt einen Bach und einen großen Garten. Ein ungemein idyllischer Ort und zugleich ein idealer Platz für die fünf Kinder, die Ursula Oetker zwischen 1939 und 1949 zur Welt gebracht hatte.
    Der älteste Sohn machte den Eltern besonders viel Freude. Arend Oetker, der, noch vor dem Umzug auf das Rittergut, am 30. März 1939 in Bielefeld geboren worden war, war ein aufgewecktes Kind. Er war ein guter Schüler mit vielseitigen Interessen. Sein Deutschlehrer führte ihn in philosophische Gedankengänge ein. Oetker zeigte eine große musische Begabung. Er spielte Klavier, Querflöte und Horn und sang in einem Opernchor mit. Er war bei den Mitschülern beliebt, und sie wählten ihn zum Klassensprecher und zum Schulsprecher seines Gymnasiums. Schon früh hatte Arend Oetker den Wunsch, Unternehmer zu werden, und er hatte beste Voraussetzungen.
    |250| Ursula Oetker verfügte über einen ansehnlichen und vielfältigen Industriebesitz. Im Zuge der Vermögensteilung mit ihrem Bruder Rudolf-August Oetker und dem jungen Richard Kaselowsky hatte sie eine ganze Reihe von Unternehmensbeteiligungen übernommen. So kontrollierte sie beispielsweise die traditionsreichen Schwartauer Werke, an denen sich die Familie schon vor dem Krieg beteiligt hatte. Die Firma bei Lübeck, die aus einer chemischen Fabrik hervorgegangen war, hatte später neben Bohnerwachs auch Kunsthonig und Preiselbeerkompott zu produzieren begonnen. Anschließend hatten sich die Schwartauer Werke auf das Geschäft mit Marmelade konzentriert. Schon in den zwanziger Jahren hatten ihre Direktoren von englischen Marmeladeproduzenten Herstellungsverfahren gekauft.
    In Bielefeld besaß Ursula Oetker drei Viertel der Aktien der renommierten Kochs Adlernähmaschinen AG und 25 Prozent des Druck und Verlagshauses E. Gundlach, das von ihrem Halbbruder Richard Kaselowsky geführt wurde, der mit einem Anteil von 75 Prozent auch die Kontrolle über die Firma hatte. Ein Getränkehersteller in Buxtehude, die Altländer Gold GmbH & Co. KG, rundete den Firmenbesitz der »ärmeren Oetkers« ab.
    Für Arend Oetker bot sich ein weites Feld unternehmerischer Betätigung. Er entschied sich nach dem Abitur und der Militärzeit, die er als Leutnant der Reserve beendete, zunächst für eine praktische Berufsausbildung. Er wollte Berufserfahrung sammeln, bevor er ein Studium der Betriebswirtschaft begann. Der Industrieerbe fand 1960 Aufnahme bei einem der angesehensten deutschen Finanz- und Handelsunternehmen, der Hamburger Firma Münchmeyer & Co. Die Bewerberzahlen waren dort so hoch, dass die Prokuristen Anfragen von Vätern nach Ausbildungsmöglichkeiten für ihre Söhne üblicherweise mit der Frage quittierten: »Ist er denn schon geboren?«
    Für einen Oetker war es natürlich leichter. Das Unternehmen wurde von Alwin Münchmeyer geleitet, einem

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