Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
Vom Netzwerk:
Hamburger Kaufmannsfamilie. Ihr Onkel, der Bankier Alwin Münchmeyer, zählte als langjähriger Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages zu den einflussreichsten Männern der deutschen Wirtschaft. Dessen Tochter Birgit war damals schon verheiratet. Unter dem Namen ihres Mannes Breuel sollte sie es später noch zu beträchtlichem Einfluss bringen.
    Als Rudolf-August Oetker und Maja von Malaisé zusammenkamen, wurde eine Verbindung in den besten Kreisen geschlossen. Die Münchner
Abendzeitung
schwärmte vom »Flirt der großen Familien«. Zwei Jahre nach dem ersten Treffen war Hochzeit in Hamburg. Jetzt war Oetker, der fünffache Vater, bereit, sich erneut zu binden. Am 8. Februar 1963 heiratete der Konzernherr seine Maja im Hamburger Stadtteil Nienstedten. Der Altersunterschied der Brautleute war beträchtlich. Oetker war 46, seine Frau 28.
    »Warum hatte sich Oetker für Maja von Malaisé so sehr interessiert?«, fragte sich Ruth Pinnau später in ihren Lebenserinnerungen. »Ich glaube, das Prestige der Familie seiner neuen Braut war ausschlaggebend, weil ganz nach dem Geschmack des Konzernherrn.« Oetkers Faible für Aristokraten war ihr auch bei anderen Gelegenheiten aufgefallen. »Nichts bewunderte er so sehr wie den Adel. Ein großer Name imponierte ihm unendlich. Alles, was aus dieser Ecke kam, genoss seine ganze Aufmerksamkeit und Referenz.« Dass sein Großvater, der Kommerzienrat August Oetker, nicht geadelt worden war, habe Rudolf-August als »bedauerliches Manko« empfunden.
    In Bielefeld erwartete Maja Oetker keine leichte Aufgabe als Stiefmutter von fünf Kindern. Immerhin blieb ihr der Vorwurf erspart, |242| schuld daran zu sein, dass Oetker geschieden war. »Ich musste mich Gott sei Dank nie rechtfertigen«, offenbarte sie 35 Jahre später der Journalistin Dagmar von Taube in einem Interview. »Trotzdem, Stiefmutter sein ist eine tragische Rolle. Auch für die Stiefkinder. Das braucht Zeit und Geduld.«
    Maja Oetker war nur sechs Jahre älter als die älteste Tochter ihres Mannes aus erster Ehe. Und so geschah es, dass Rosely Oetker bereits zwei Jahre nach ihrem Vater heiratete. Die junge Frau, die bei ihrer Großmutter in Rendsburg und in Internaten aufgewachsen war, hatte in Innsbruck studiert und unter ihren Kommilitonen den Unternehmenserben Folkart Schweizer kennen gelernt. Die Trauung fand im September 1965 nicht weit von Oetkers Villa »In de Bost« statt. Der Vater sah die Wahl seiner Tochter mit Wohlgefallen, verband doch die Ehe zwei traditionsreiche Industriedynastien miteinander. Die Familie Schweizer besaß in Schwaben eine Lederfabrik. In der Oetker-Firmenzeitschrift hieß es über Folkart Schweizer anerkennend: »Auch er entstammt einer alten Unternehmerfamilie, die seit mehreren Generationen in Murrhardt in Württemberg einen ansehnlichen Industriebetrieb besitzt und leitet.«
    Im Hause des Vaters trafen dagegen zwei Welten aufeinander. Rudolf-August Oetker scheint in den sechziger Jahren einige Zeit gebraucht zu haben, um sich in die Rolle des Ehemanns der Maja von Malaisé einzufinden: »Durch die Heirat mit ihr erhöhte sich sein Selbstwertgefühl, obwohl es ihm am Anfang schwer fiel, seinen provinziellen Lebensstil abzulegen und einen dem Stand seiner aparten jungen Frau angemessenen Stil zu pflegen«, beobachtete Ruth Pinnau. »Typisch für seine ›Anpassungsschwierigkeiten‹ war, dass er die von Maja ausgewählten Kleider zurückgehen ließ, weil sie ihm zu teuer waren.«
    Bei allem Geiz im Kleinen lebte Rudolf-August Oetker durchaus auf großem Fuß. Neben dem Stammsitz in Bielefeld und der Elbvilla in Hamburg unterhielt er zumindest zeitweilig Nebenwohnsitze auf der Nordseeinsel Juist sowie in London, die von Hausdamen betreut wurden. Schon früh hatte sich Oetker auch in Argentinien eine Hacienda |244| zugelegt. In späteren Jahren sollten noch ein Farmhaus in Namibia und ein Sommerhaus in Long Island bei New York dazukommen. In Bielefeld begnügte sich der Konzernherr mit einem ehemaligen Gartenhaus, das im Laufe der Jahre freilich eine Vielzahl von Um- und Anbauten erfuhr.
    »Ein Flirt der großen Familien« jubelte die Münchner
Abendzeitung
bei der
Heirat von Rudolf-August Oetker und Maja von Malaisé.
    |244| Als Oetker im Sommer 1969 mit seiner Frau mehrere Monate in Argentinien verbrachte, mutmaßten Beobachter, der Industrielle könnte sich auf Dauer im Ausland niederlassen. Oetker fühlte sich zu dieser Zeit von der Politik im Stich gelassen. Der

Weitere Kostenlose Bücher