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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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einem Interview. Aber wer würde ein solches Bedürfnis schon öffentlich eingestehen? Es ist schwer vorstellbar, dass sich ein Mensch ohne einen übersteigerten Geltungsdrang eine solche Unmenge von Aufgaben auflädt.
    Wenn er danach gefragt wurde, hat Arend Oetker immer vehement bestritten, dass sich in seinen zahlreichen Prestigeposten der Ehrgeiz dokumentiere, es seinem Onkel und dessen Familie in Bielefeld zu beweisen. Dass seine Mutter bei der Aufteilung des Erbes den Kürzeren |320| gezogen hatte, ist offensichtlich. Ursula Oetker und ihr Mann Ernst Oetker hatten auch keine glückliche Hand bei der Verwaltung des Erbes bewiesen. Nur durch die Sanierungsarbeit Arend Oetkers hatte das Vermögen erhalten werden können. Da liegt die Annahme durchaus nahe, dass Arend Oetker aus einer familiären Dynamik heraus auf die Bühne des öffentlichen Lebens getreten ist – dass es diesem Doktor Oetker mit seiner Ämterfülle darum ging und geht, sich selbst als eine Marke im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.
    Keine Unternehmerdynastie ist politisch so aktiv wie die Oetkers, allen
voran BDI-Vizepräsident Arend Oetker.
    |320| Ohne Zweifel profitierte er seinerseits von der Marke Dr. Oetker. Es ist leicht nachzuvollziehen, was diejenigen, denen Arend Oetker seine Ämter verdankt, bewegt haben mag, für ihn zu votieren. Arend Oetker trägt einen Namen, der jedermann in Deutschland geläufig ist. Anders als Flick und Krupp ist der Name überdies geschichtlich kaum belastet. Der Unternehmer ist klug, gebildet und auf dem gesellschaftlichen Parkett gewandt. Er verfügt über Witz und Charme. Sein großes Privatvermögen macht ihn unabhängig. Und weil er sich aus dem operativen Management seiner Firmen zurückgezogen hat, muss niemand damit rechnen, dass er eine Aufgabe aus geschäftlichen Motiven übernähme.
    Arend Oetker ist überdies eine recht imposante Erscheinung, die von der Journalistin Krisztina Koenen vor Jahren in einem Porträt für das
Frankfurter Allgemeine Magazin
treffend beschrieben wurde: »Er sieht aus wie der englische Lord, in dessen Rolle Filmschauspieler gerne schlüpfen: hoch gewachsen, das Gesicht schmal und lang, eisblaue Augen, zurückhaltend elegant gekleidet. Seine Ausdrucksweise ist gewählt, meist leicht belustigt, manchmal wieder unerwartet hart, aber immer zum Zuhörer und sich selbst Distanz wahrend – bis zur Undurchsichtigkeit. Arend Oetker ist ein guter Schauspieler, und so ist es freilich möglich, dass auch der Lord nur eine der vielen Rollen aus seinem umfangreichen Repertoire ist.«
    Daneben ist Arend Oetker offenbar ein guter Vermittler unterschiedlicher Interessen. Das scheint ihm im Blut zu liegen. Gewerkschafter, die mit ihm auf der Gegenseite zu tun hatten, beschrieben ihn später als verbindlich und zuverlässig. Die auf Ausgleich zielende Art |321| mag Oetker sich bei Otto Wolff von Amerongen abgeguckt haben. Der Kölner Unternehmer, der fast 20 Jahre als Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages amtierte und ein Wegbereiter des Osthandels war, verstand es meisterlich, eine Atmosphäre aufgeräumter Lockerheit zu erzeugen. Und wie Oetker heute ließ auch Otto Wolff in seiner großen Zeit kaum eine Gelegenheit aus, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
    Die TV-Moderatorin Sabine Christiansen klagte dem
manager
magazin
einmal darüber, dass viele Wirtschaftsführer zu feige seien, bei politischen Fragen öffentlich Position zu beziehen. Als sie in ihrer Sendung auf Wunsch von Wirtschaftsleuten über die wirtschaftlichen Folgen des deutsch-amerikanischen Zerwürfnisses wegen des Irakkrieges reden wollte, habe keiner der Herren selbst vor die Kamera gewollt. Christiansen: »Das war für mich eine große Enttäuschung. Nur Arend Oetker war bereit, zu kommen.«
    Der Unternehmer hat es nicht weit von zu Hause bis zum Fernsehstudio an der Gedächtniskirche. Um seine vielen Verpflichtungen erfüllen zu können, veränderte Arend Oetker noch mit 62 Jahren seinen Lebensmittelpunkt. 2001 zog er mit seiner zweiten Frau, der 15 Jahre jüngeren promovierten Kunsthistorikerin Brigitte Oetker, und den Kindern aus Köln nach Berlin. Seit Bonn nicht mehr Hauptstadt ist, spielt sich Oetkers Verbandsarbeit vorwiegend in Berlin ab. Der Unternehmer erwarb eine repräsentative Villa im Grunewald. Auch Oetkers Holdinggesellschaft verlagerte ihren Firmensitz vom Rhein an die Spree.
    Arend Oetkers jüngerer Bruder hat ebenfalls ein Ehrenamt übernommen, das ihm in Kreisen der

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