Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
Frühjahr 2000 wegen des Verdachts des Insiderhandels mit Aktien. Der Umfang der Geschäfte bewegte sich angeblich im Millionenbereich. Fahnder durchsuchten Wohnräume und Büros von Roland Oetker und vier anderen Beschuldigten und stellten dabei zahlreiche Unterlagen sicher.
|324| Im Fall Roland Oetkers, für den der Verdacht als DSW-Präsident besonders peinlich war, erwies sich schon bald dessen Unschuld. Die Untersuchungen haben ergeben, dass er seine Aktienkäufe auf der Basis von öffentlich zugänglichen Informationen getätigt habe, teilte Roland Oetker mit. Im Oktober 2000 stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein.
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|325| 23. »Noch mal etwas anderes machen«
Drei Oetker-Frauen in der Politik: Maja, Rosely, Alexandra
M aja Oetker war niemals der Typ Industriellengattin, der sich hinter hohen Hecken in einer Villa verschanzt und das schöne Nichtstun genießt. Als sie Rudolf-August Oetker Anfang der sechziger Jahre kennen lernte, hatte sie ein Lehramtsstudium hinter sich und arbeitete beim Goethe-Institut in New York. Sie war klug, ehrgeizig und meinungsfreudig.
Schon bald nach der Hochzeit wurde deutlich, dass Maja Oetker nicht zu den Frauen gehörte, die ihre Ansichten für sich behalten. Als der Journalist Peter Brügge 1966 in einer aufsehenerregenden Serie im
Spiegel
das Leben und Wirken der Reichen in Deutschland darstellte und sich dabei auch Rudolf-August Oetker vornahm, reagierte sie mit einem langen Leserbrief. Sie unterstellte der Redaktion die Absicht, »Neid, Missgunst und Verachtung für eine kleine Gruppe hart arbeitender Menschen zu erregen, die am Wiederaufbau unseres Vaterlandes wesentlich beteiligt waren und die heute seine Wirtschaft weitgehend tragen«.
Mit einigem Scharfsinn analysierte die 32-jährige Unternehmergattin, dass Brügge bei seinen Unternehmerporträts mit verschiedenen Ellen gemessen hatte. Der Autor hatte jene Geldgewaltigen bespöttelt, die einen hohen Aufwand für Kultur, Kunst und Repräsentation trieben, zugleich aber auch solche, die sich ausschließlich für ihre Fabriken interessierten, einen puritanischen Lebensstil pflegten oder gar geizig waren. Maja Oetker forderte die Magazinmacher auf, den angemessenen »Lebensstil der Reichen und Unternehmer« zu definieren und ihnen ein »Vorbild zu nennen oder zu entwerfen«. Die Frau des Konzernfürsten |326| versprach: »Wenn es uns imponiert und gefällt, werden wir ihm gern und dankbar nacheifern.«
Für sich selbst wählte Maja Oetker schon bald nach der Geburt ihres ersten Sohnes Alfred Oetker im Jahr 1967 eine karitative Aufgabe. In Bielefeld gründete sie eine Ortsgruppe des Kinderschutzbundes und übernahm auch deren Vorsitz. Die junge Mutter sah von ihrem arbeitslustigen Mann zu dieser Zeit nicht viel. Rudolf-August Oetker lebte ganz für seinen Unternehmerberuf. Wenn er aus der Firma nach Hause kam, brachte er noch Arbeit mit – und ein großes Bedürfnis nach Ruhe. »Nach dem Abendessen, das habe ich mit meiner Frau ausgemacht, muss ich noch eine Stunde oder, wenn ich früh nach Hause komme, noch zwei Stunden haben, in denen nicht gesprochen werden darf«, sagte er.
Die Interessen der Oetker-Gattin waren breiter gestreut als die ihres Mannes. Maja Oetker lud regelmäßig Wissenschaftler oder Politiker zu Gesprächsabenden nach Hause ein. Den typischen Ablauf solcher Besuche schilderte der Konzernherr, der gegenüber Intellektuellen skeptisch eingestellt war, in der für ihn typischen Adenauer-Ausdrucksweise: »Die kriegen erst was Gutes zu essen und dann werden irgendwelche Probleme diskutiert.« Eine der wesentlichen Erkenntnisse, die der Unternehmer aus den von seiner Frau initiierten Runden zog, war die Beobachtung: »Professoren sind ein komisches Volk.«
Sehr viel irritierender als manche Akademiker fand Rudolf-August Oetker die von ihm so genannten »Tunix-Leute«. In diese Kategorie fiel bei ihm die Bewegung der Grünen, die 1979 erstmalig ins Bielefelder Stadtparlament einzogen. Dort bildeten sie mit der SPD eine Koalition und betrieben eine Politik, die Oetker und anderen Bielefelder Wirtschaftsleuten missfiel. Die bürgerlichen Opponenten sahen wenig Chancen, mit der CDU allein dem Treiben im Rathaus ein Ende zu machen. So gründeten sie eine neue konservative Kommunalpartei: die Bürgergemeinschaft für Bielefeld (BfB). Als die Truppe 1989 zur Kommunalwahl antrat, stand auf Platz zwei der Liste eine Hausfrau mit einem allseits bekannten Namen: Maja
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