Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
Wirtschaft Ansehen verschafft. Seit 1998 ist Roland Oetker Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. Dieser Verband, der nach eigenem Bekunden die Interessen von Kleinaktionären vertritt, ist mit 25000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung privater Anleger in Deutschland.
Hauptberuflich arbeitet Roland Oetker als aktiver Investor seines privaten Vermögens und dem weiterer Mitglieder seiner Familie. Über |322| eine eigene Gesellschaft, die Roland Oetker Industrieverwaltungs (ROI) GmbH mit Sitz an der Düsseldorfer Königsallee, beteiligt sich der Jurist und Ex-Banker an Unternehmen, von denen er sich überdurchschnittliche Gewinnchancen verspricht. Dabei steigt Oetker mal bei traditionsreichen Firmen wie Klöckner ein, mal steckt er sein Geld in junge Unternehmen wie die GPC Biotech AG oder das Start-up Single TV.
Ende der achtziger Jahre stieg Roland Oetker auch bei der Verseidag in Krefeld ein, an der bis dahin nur Mitglieder der Krefelder Oetker-Linie beteiligt gewesen waren. Dieser Aktienkauf war, soweit bekannt, das erste Mal, dass die beiden unabhängig voneinander operierenden Familienzweige Geschäfte miteinander machten.
Das Textilunternehmen Verseidag, das 1920 aus dem Zusammenschluss der Krefelder Firma Deuß & Oetker und einiger anderer Fabriken in der Region entstanden war, hatte nach dem Krieg eine wechselvolle Entwicklung genommen. Obwohl die Fertigung in den Fabriken stark rationalisiert worden war und die Zahl der Mitarbeiter zwischen 1960 und 1974 von 5800 auf 2 400 gefallen war, hatte die Verseidag im Wettbewerb mit Anbietern in Hongkong und Taiwan bald nicht mehr bestehen können. Das Krefelder Unternehmen hatte die Produktion von Kleider- und Schirmstoffen ganz aufgeben müssen und sich auf Krawattenstoffe, hochwertige Heimtextilien und Industrietextilien wie Transportbänder konzentriert.
Zu den Aktionären zählten die Brüder Rudolf Oetker, Dieter Oetker-Kast und Peter Oetker aus der Krefelder Linie des Clans. Dieter Oetker-Kast saß im Aufsichtsrat der Verseidag. Im Hauptberuf kümmerte sich dieser Unternehmer um die Verpackungsfirma Casimir Kast, die die Familie seiner Mutter vor nicht weniger als 450 Jahren als Holzwirtschaftsbetrieb gegründet hatte.
Roland Oetker kaufte Ende der achtziger Jahre ein Paket der Verseidag-Aktien, das einem Anteil zwischen zehn und 25 Prozent entsprach. Einen Teil dieser Papiere übernahm Oetker aus dem Besitz seiner Verwandten. Bei seinem Einstieg kündigte der neue Investor an, dass er die Beteiligung an dem Textilunternehmen als eine Daueranlage |323| betrachte. Mit seinem Engagement wolle er verhindern, dass die Verseidag in die Hände eines ausländischen Konzerns falle.
Als Roland Oetker bei der Verseidag einstieg, hatte die Firma einen Umsatz von rund 340 Millionen Mark und nach Jahrzehnten des Personalabbaus noch rund 1200 Beschäftigte. Immerhin war die Krise, in die die Firma durch die Konkurrenz aus Fernost geraten war, überwunden und das Unternehmen wirtschaftete wieder mit Gewinn. Bald begann eine neue Blüte. Die Verseidag konzentrierte sich ganz auf die Produktion so genannter technischer Textilien, wie sie als Förderbänder auf Flughäfen, als Stadiondächer, Filter und Segeltuche zum Einsatz kommen, und hatte mit dieser Spezialisierung einen unerwartet großen Erfolg.
Andere Konzerne, die in derselben Branche tätig waren, begannen, sich für das Krefelder Unternehmen zu interessieren. Ursprünglich war Roland Oetker mit der Absicht angetreten, die Unabhängigkeit der Verseidag zu sichern. Aber nach zehn Jahren entschloss er sich dann doch, Kasse zu machen. 1998 verkaufte Oetker seine Verseidag-Anteile in Höhe von mittlerweile knapp 34 Prozent an die niederländische Gamma Holding, die sich schon seit Jahren um eine Übernahme bemüht hatte. Gleichzeitig trennte sich auch Oetkers Mutter Ursula von einem kleinen Aktienpaket der Textilfirma. Die Niederländer machten auch den Kleinaktionären ein attraktives Übernahmeangebot und verleibten sich die Verseidag völlig ein. Der Deal brachte Roland Oetker einen Erlös von mehr als 50 Millionen Euro ein, sorgte aber auch für beträchtlichen Unmut in der Verwandtschaft. Der Verkauf des Unternehmens an den niederländischen Konzern wurde ihm verübelt.
Wegen des Verseidag-Verkaufs und anderer Aktiengeschäfte bekam Roland Oetker beträchtlichen Ärger mit der Staatsanwaltschaft. Die Düsseldorfer Anklagebehörde ermittelte gegen ihn im
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