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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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zunächst alle Anteile, die sie zuvor direkt oder indirekt an einzelnen Unternehmen der Oetker-Gruppe gehalten hatten, wieder in die Dr. August Oetker KG ein. Anschließend erhielt jeder der Nachkommen einen Anteil von 11,75 Prozent an dieser Konzernobergesellschaft. Zugleich erhielten die mehr als 20 Enkel Rudolf-August Oetkers Unterbeteiligungen an den Kommanditanteilen ihrer Eltern, mit denen sie jeweils einen Gesellschafterstamm bilden.
    |376| Der Patriarch selbst behielt bei der Transaktion sechs Prozent des Kapitals und auch den Vorsitz des Beirats der KG. In diesem Aufsichtsgremium tagen unter seiner Regie bis auf weiteres die älteste Tochter Rosely Schweizer, sein Neffe Roland Oetker sowie Beiersdorf-Chef Rolf Kunisch und Henkel-Chef Ulrich Lehner. Die Runde kommt viermal im Jahr zu festen Terminen zusammen, an denen die Manager der Oetker-Gruppe dem Beirat alle bedeutenden Investitionen zur Genehmigung vorlegen müssen.
    In dem Aufsichtsgremium findet sich, ungewöhnlich für die deutsche Industrie, kein Banker. Alle Mitglieder sind entweder selbst Familienunternehmer oder aber Manager bedeutender Familienkonzerne. Da der nicht an der Bielefelder Unternehmensgruppe beteiligte Roland Oetker in dieser Hinsicht als Außenstehender gilt, ist es auch bemerkenswert, dass die Eigentümerfamilie nicht die Mehrheit der Kontrolleure stellt. Das soll auch in Zukunft so bleiben.
    Dem Konzernsenior fällt es schwer, die Macht völlig aus der Hand zu geben. Während sein Stiefbruder Richard Kaselowsky 1995 den Vorsitz des Beirats an dem Druckereiunternehmen E. Gundlach an seine Tochter Ingeborg von Schubert abgegeben hat, kam für den Oetker-Patriarchen ein solcher Schritt nicht in Frage. Zur Befriedigung im Alter trägt bei ihm nicht wenig die Tatsache bei, dass ihn niemand in Pension schicken kann: »Wenn man erst die 70 überschritten hat, fällt es einem schwer, sich zurückzuziehen«, hat er einmal in heiterer Selbstironie gesagt und hinzugefügt: »Außerdem fällt es dann den leitenden Mitarbeitern schwer, es einem zu sagen.«
    Den Nachkommen Rudolf-August Oetkers wird es aber nicht erlaubt sein, mit annähernd 90 Jahren eine solche Funktion wahrzunehmen. Die geltende Unternehmensverfassung sieht vor, dass auch Beiratsmitglieder aus der Familie dem Gremium nur bis zu ihrem 70. Lebensjahr angehören dürfen. Im operativen Geschäft ist bei Oetker spätestens mit 65 Jahren Schluss. Diese Regeln sind Teil des Gesellschaftervertrages, der Ende 1998 geschlossen und später ergänzt wurde.
    Wenn Rudolf-August Oetker eines Tages stirbt, wird das Familienunternehmen in eine ganze neue Phase seiner Geschichte eintreten. Es |377| wird dann nicht mehr von einer einzigen Person dominiert werden, wie das zu Lebzeiten des Firmengründers Dr. August Oetker und in den Nachkriegsjahrzehnten der Fall war. Das Oetker-Reich wird auch nicht von zwei Oberhäuptern regiert werden, wie das bis zum Tode Caroline Oetkers und ihres Stiefschwiegersohnes Richard Kaselowsky der Fall war. Nach Rudolf-August Oetkers Tod werden sich acht Familienstämme das Eigentum an dem Konzern gleichberechtigt teilen.
    Die Familie hat vorgesorgt, dass die Zahl der Gesellschafter nicht so schnell wächst wie etwa bei den Henkels, wo heute einige Dutzend Nachfahren am Vermögen beteiligt sind, oder bei den Werhahns in Neuss, wo es mehr als 200 sind. Bei den Oetkers gilt, dass jeder Stamm nur einen Vertreter in die Gesellschafterversammlung der August Oetker KG schicken darf. Vereinbart wurde zudem, dass kein Familienstamm seine Anteile an Außenstehende verkaufen kann, ohne sie vorher den anderen sieben Stämmen anzubieten. Dabei steht das Vorkaufsrecht den übrigen Gesellschaftern zu jeweils gleichen Teilen zu.
    Bei den Familienstämmen, aus denen sich der Bielefelder Zweig des Oetker-Clans heute zusammensetzt, handelt es sich um die acht Kinder, die aus den drei Ehen des Firmenpatriarchen Rudolf-August Oetker hervorgingen, und um deren Familien. Dabei sind einige seiner Enkel älter als seine jüngsten Kinder.
    An erster Stelle ist der Konzernlenker August Oetker zu nennen, der 2000 mit 56 Jahren doch noch zu einem »Doktor Oetker« wurde. Die Universität Witten-Herdecke hat ihm den Titel ehrenhalber verliehen. Der Konzernchef hat sechs Kinder. Seine ältesten Söhne haben ihre ersten Schritte in Oetker-Unternehmen schon hinter sich. Dabei wählte Philip Oetker die Nahrungsmittelsparte zum Feld seiner Betätigung, während sein jüngerer Bruder Alexander

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