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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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Reichsmark herab. »Eine krasse Form der Bereicherung«, urteilt der Historiker Frank Bajohr, der den Vorgang in den Akten des Hamburger Staatsarchivs entdeckte.
    Elli Lipmann erhob im Juli 1940 Einspruch. »Wenn der Käufer Oetker, von dem nicht bezweifelt werden kann, dass er ein sehr wohlhabender Mann ist, sich den Luxus des Ankaufs von RM 58000 erlauben wollte, dürfte keine Veranlassung vorliegen, diesen Kaufpreis noch herabzusetzen«, schrieb ihr Anwalt Ernst Kaufmann, der Jude war und sich daher nur noch »Konsulent« nennen durfte. Aber die Behörde lehnte ab.
    Man kann darüber spekulieren, ob Oetker das Grundstück der Lipmanns vielleicht deshalb billiger erhielt, weil sich die Staatspartei erkenntlich zeigen wollte für die Überlassung der
Westfälischen Neuesten
Nachrichten.
Dafür spricht, dass der Genehmigungsbescheid über den Grundstückskauf zeitlich zusammenfällt mit dem vollständigen Übergang der Oetker-Anteile in NSDAP-Besitz.
    Ob Rudolf-August Oetker plante, das Grundstück bebauen zu lassen oder den Garten und den Tennisplatz selbst zu nutzen, ist nicht bekannt. Schon bald nach dem Kauf wurde er zur Wehrmacht nach Berlin eingezogen. Im Jahr 1940 tat Rudolf-August Oetker Dienst beim Oberkommando des Heeres, wie aus einer Firmenchronik hervorgeht. Daneben arbeitete der Juniorchef aber auch noch im Berliner Büro der Firma Dr. August Oetker. Diese Firmenvertretung pflegte die Kontakte zu den amtlichen Stellen und hatte dafür zu sorgen, dass den Oetker-Betrieben in Bielefeld und Hamburg die benötigten Rohstoffe zugeteilt wurden. Vom Berliner Büro aus wurden aber auch beinahe sämtliche Auslandsaktivitäten des Oetker-Konzerns gesteuert.
    In der Zeit des »Dritten Reiches« war die Firma Oetker in Berlin nur durch dieses Lobby-Büro vertreten, das von dem Prokuristen Hans Crampe geleitet wurde. Dort wurde unter anderem geplant, wie sich das Unternehmen in den von der Wehrmacht besetzten Ländern etablieren konnte. »Die Entwicklung der politischen Verhältnisse |172| während des Krieges brachte es mit sich, dass ein großer Teil des europäischen Auslandes in der Ernährungswirtschaft stark von Deutschland abhängig ist. Unter diesen Verhältnissen hat die Berliner Stelle eine außerordentlich große Bedeutung für alle Oetker-Unternehmungen«, heißt es in der Firmenchronik von 1941. Deren Verfasser mochte aber nicht ins Detail gehen, »zumal sich begreiflicherweise die Firma Dr. August Oetker gerade in manchen von diesen Ländern infolge der politischen Umgestaltung vor ganz neue Aufgaben gestellt sieht«.
    Im weiteren Verlauf des Kriegs kam Rudolf-August Oetker schließlich zur Waffen-SS. Unter welchen Umständen er sich dieser Truppe anschloss, ist nicht geklärt. Der Unternehmer selbst hat sich öffentlich niemals dazu geäußert. Durch Dokumente ist belegt, dass der Konzernerbe am 22. März 1942 in die Waffen-SS aufgenommen wurde.
    Die Waffen-SS bildete ab dem Sommer 1940 eine selbstständige militärische Organisation, die an der Front und in den besetzten Gebieten zum Einsatz kam. Anfänglich bestand sie aus der so genannten SS-Verfügungstruppe und den Totenkopfverbänden, die die Wachmannschaften der Konzentrationslager stellten. Nach dem Polenfeldzug hatte Himmler begonnen, die Waffen-SS massiv auszubauen. Gegen Ende des Kriegs sollte die Truppe annähernd eine Million Mann zählen, zehnmal so viel wie 1940. Erst seit 1943 wurden auch Wehrpflichtige eingezogen. Im März 1942 müsste sich Oetker also freiwillig zur Waffen-SS gemeldet haben.
    Die Waffen-SS unterstand Hitler persönlich und nicht dem Oberkommando der Wehrmacht, ihre Soldaten kämpften aber taktisch im Rahmen des Heeres. Die Soldaten dieser Truppe galten als besonders furcht- und erbarmungslos. Zahlreiche Angehörige der Waffen-SS begingen Kriegsverbrechen, und ganze Einheiten beteiligten sich auch an den Einsatzgruppen, die für den Mord an den Juden eingeteilt waren.
    Gleichwohl meinen Fachleute und Historiker heute, dass die Waffen-SS nicht mit der SS gleichgesetzt werden dürfe. »Als Garde der Partei konzipiert, für den fanatisch-erbarmungslosen Krieg der Weltanschauungen und Eroberungen trainiert, rückte die Waffen-SS im Laufe der Jahre immer deutlicher von dem Himmler-Orden ab«, schreibt |173| etwa Heinz Höhne. »Der Alltag des Zweiten Weltkriegs verwandelte die Legionäre des Reichsführers in fast normale Soldaten, kaum zu unterscheiden von den Angehörigen der Wehrmacht.«
    Wenn die Zeitungen in den

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