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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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erhoben sich Hagrims Freunde.
    Sie starrten verängstigt zur eindrucksvollen Gestalt Tarburs. Auch seine Gefährten hatten zuvor noch nie einen Oger gesehen.
    »Er benötigt unsere Hilfe«, sagte Hagrim. »Er will die Bestie aus der Kanalisation töten. Er sagt, sie ist sein Meister.«
    Die Bettler sahen sich gegenseitig an.
    »Und was will er dann von uns?«
    »Er ist blind, und wir müssen ihn führen. Außerdem braucht er Informationen von Priester Gidwick.«
    Wieder sahen sie sich erstaunt an. Es war eine Art Kommunikation der Hilflosigkeit.
    »Ich laufe nicht mit einem blinden Monster durch die Kanalisation, um eine sehende Bestie zu finden«, kam die trotzige Antwort.
    Hagrim spürte die Anspannung in Tarburs Griff. Man hatte dem Oger beigebracht, während einer Verhandlung das zu tun, wofür er da war - Eindruck zu schinden und den Mund zu halten. Leider beherrschte er das wesentlich besser, als seine Gefühle im Zaum zu halten. Augenblicklich versuchte Hagrim, die Gemüter zu beruhigen.
    »Ich werde ihn führen. Ihr müsst nur den Priester mit einer überzeugenden Geschichte hier herunterlocken. Einer von euch geht los und sagt, dass ich krank bin und nicht laufen kann, dann wird er bestimmt kommen.«
    Sie entschlossen sich, Priester Gidwick noch diese Nacht zu holen, denn sie hatten nicht genügend Vorräte, um Tarburs Hunger zu stillen, und keiner von ihnen wusste, was er essen würde, wenn kein Fladenbrot mehr da war.
    Sie betrauten Dürck damit, nach dem Priester zu suchen. Er war von allen außer Hagrim am besten geeignet Gidwick eine Geschichte aufzutischen und ihn hier herunterzulocken. Hagrim erklärte, die anderen blieben als Pfand zurück, wobei er darauf achtete, nicht das Wort Geiseln zu benutzen.
    Stunden des Wartens vergingen. Keiner sprach mehr als nötig. Tarbur war sich nicht ganz sicher, ob der Hüttenbauer, den sie losgeschickt hatten, auch wiederkommen würde. Der Mensch hatte einen sehr verstörten Eindruck gemacht, als er losgegangen war. Im Grunde genommen war es Tarbur auch egal. Er würde den Meister suchen, ob mit oder ohne Hilfe, und er würde ihn finden.
    Müdigkeit überkam ihn. Die drei Freunde von Hagrim kauerten nach wie vor in einer Ecke und versuchten krampfhaft, die Köpfe oben zu halten, um nicht einzunicken. Hagrim schien mehr die Kälte zuzusetzen.
    Schritte näherten sich: zwei Personen, die achtlos durch das knöcheltiefe Wasser wateten.
    Kurz vor dem Eingang machten sie Halt.
    »Hier ist unser Versteck, Priester Gidwick. Soll ich vorgehen?«, erklang Dürcks Stimme.
    Die Frage blieb unbeantwortet, stattdessen hörte man ein leises Röcheln und einen Körper, der ins Wasser kippte.
    Augenblicklich war Tarbur hellwach. Irgendetwas stimmte nicht. Ob die anderen auch etwas bemerkt hatten, konnte er nicht sagen. Wieder näherten sich Schritte. Diesmal war es nur eine Person, und sie kam durch den Verbindungsgang. Dann wurde es still.
    »Es scheint so, als ob meine Nachlässigkeit mir beinahe zum Verhängnis geworden wäre«, sagte eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Jetzt wusste Tarbur auch, was seine Sinne so gereizt hatte, es waren nicht nur die Geräusche, es war dieser Geruch. Es roch nach dem Meister.
    »Ich sehe mit Freude, dass du mir ein wenig Nahrung zusammengetrieben hast, Tarbur. Dennoch kann ich nicht darüber hinwegsehen, dass du dich beharrlich geweigert hast, zu sterben. Diese Flausen muss ich dir austreiben.«
    Wie von einer Geisterhand am Schopf gezogen, wurde einer der Bettler in die Mitte des Raumes geschleift. Er stieß in seiner Panik etliche Fässer und Kisten um. Mit den Händen umklammerte er die eigene Kehle, als ob er eine Schlinge um den Hals lockern wollte. Er wand sich hin und her wie ein Wurm am Haken.
    Einer seiner Kameraden wurde gleichzeitig an der hinteren Wand emporgehoben. Er strampelte vergebens mit den Beinen. Sein Kopf wurde immer wieder mit Wucht gegen die Wand geschleudert. Dann sank der Körper langsam wieder zu Boden. Noch immer wurde sein Kopf gegen die Wand gedrückt und hinterließ einen blutigen Streifen am Fels.
    Kurze Zeit später lagen beide Männer tot am Boden. Der dritte hatte sich hinter den umgestürzten Fässern verschanzt. Hagrim und Tarbur saßen eng an die Wand gepresst nahe am Eingang. Im Gegensatz zu Hagrim, der vor Angst ganz starr war, konzentrierte sich Tarbur voll auf seine verbliebenen Sinne.
    Hagrims letzter noch lebender Gefährte sprang kurz hinter den Fässern auf und warf ein altes Küchenmesser in die

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