Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
näher. Es schienen drei Hüttenbauer zu sein. Tarbur hielt den Atem an, um sich nicht zu verraten. Er hörte ein schabendes Geräusch neben seinem Kopf und spürte die Wärme einer Lichtquelle an seinem Gesicht.
    »Siehst du es, Hagrim? Was ist das?«
    »Bei den Göttern, natürlich sehe ich ihn. Das ist ein Oger.«
    »Was macht der hier unten?«
    »Tot herumliegen, würde ich sagen. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das der, den sie in den Bergen gefangen genommen hatten. Vor ein paar Tagen konnte er flüchten. Nicht allzu weit, wie es scheint.«
    »Was meinst du, gibt es eine Belohnung für ihn?«
    »Ich weiß nicht, sie haben nichts davon gesagt. Ich glaube, sie haben auch nicht damit gerechnet, dass jemand aus der Stadt ihn tötet.«
    »Woran ist er wohl gestorben?«
    »Keine Ahnung. Vermutlich nicht an Altersschwäche.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Am besten schauen wir mal nach, ob er irgendetwas von Wert dabei hat, bevor wir seinen Fund melden.«
    »Vielleicht können wir ihn ja verkaufen?«
    »Ja natürlich, ich sehe schon den Aushang: Verkaufe kaum benutzten Oger mit kleinen Schönheitsfehlern. Bitte melden in der Kanalisation. Was für ein Plan soll das denn sein?«
    Tarbur spürte, wie das Ende eines Seils seinen Oberschenkel berührte. Schweres Atmen war zu hören und das ungeschickte Abstützen von Füßen an der Grubenwand. Jemand sprang neben ihm ins seichte Abwasser.
    »Sei bloß vorsichtig, vielleicht hatte er irgendeine Krankheit«, hörte er eine Stimme von oben sagen.
    Der Hüttenbauer musste direkt neben ihm stehen.
    »Ja, es scheint, er hatte eine Allergie gegen Dolche im Schädel.«
    Tarbur spürte, wie jemand mit einem Finger gegen seine Schläfe drückte. Jetzt kam es darauf an, den Hüttenbauer sicher zu packen. Tarbur durfte ihn auf keinen Fall töten oder entkommen lassen. Beides würde bedeuten, dass sie ihn in der Grube niedermetzelten. Er spürte den Atem des Hüttenbauers an seiner Schulter.
    Jetzt ging alles sehr schnell. Tarbur packte mit dem einen Arm den Fuß des Mannes und versuchte mit dem anderen, seine Kehle zu greifen. Das hilflose Zappeln des Mannes zeigte ihm, dass seine Aktion geglückt war. Der Hüttenbauer röchelte schwerfällig vor sich hin, während die beiden anderen mit panischem Geschrei zurück in die Kanalisation flüchteten.
    Die Geisel erschlaffte in seinen Händen. Tarbur hoffte, dass nur sein Widerstand gebrochen war, und nicht sein Rückgrat.
    »Hüttenbauer, wie dein Name?«
    Es dauerte einen Augenblick, doch dann drang eine flüsternde Antwort an Tarburs Ohren.
    »Hagrim. Ich heiße Hagrim.«
    »Hagrim, gut. Du mir helfen.«
    Anstatt Einsicht zu zeigen oder sich der Situation zu ergeben, überschüttete Hagrim ihn mit einem Redeschwall.
    »Ich, ich hab einen Dolch auf deine Kehle gerichtet. Wenn du mich nicht sofort freilässt, dann ... dann werde ich dich töten. Wir sind zu dritt und du ... du bist allein und verwundet und unbewaffnet. Meine Freunde sind unterwegs und holen die Stadtwachen. Du solltest lieber schnell flüchten. Wenn du mich loslässt, dann zeige ich dir den Ausgang. Hast du gehört?«
    Tarbur nahm keine Notiz von den Drohungen. Anscheinend hatte sein Gefangener schon bemerkt, dass er blind war. Hüttenbauer ließen sich die eigenartigsten Geschichten einfallen, um ihr Leben zu retten. Mit gezogenem Dolch hätte er schon in seiner Panik zugestoßen. Die anderen beiden würden noch einige Zeit angsterfüllt umherirren, bevor sie Alarm schlugen.
    »Kein Ausgang, ich suche Meister«, sagte er.
    »Was für einen Meister?«, fragte Hagrim verwirrt.
    »Du gesehen Mann mit schwarzem Umhang in Kanalisation?«
    »Nein, aber man erzählt sich von einem Wesen hier unten mit schwarzer Haut, langen dürren Fingern und Tentakeln im Gesicht. Es frisst die Gehirne seiner Opfer. Mehrere von den Bettlern werden schon vermisst.«
    »Das der Meister. Wo kann ich finden?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wer weiß dann?«
    »Die, die ihn gesehen haben, sind aus der Kanalisation geflüchtet und nicht wieder hier heruntergestiegen. Sie haben sich im Tempel in Sicherheit gebracht und wollen erst zurückkommen, wenn dieses Geschöpf tot ist. Priester Gidwick hat ihnen Hilfe angeboten.«
    »Du holen diesen Priester.«
    »Das geht nicht. Er würde nie in die Kanalisation kommen.«
    »Holen den Priester«, wiederholte Tarbur die Anweisung etwas unbeherrschter.
    »Gut, gut, ich werde dir helfen«, besänftigte Hagrim ihn. »Wir haben auch alle Angst vor diesem

Weitere Kostenlose Bücher