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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schwärze des Durchgangs. Schon auf halber Strecke stoppte der Dolch in der Luft und fiel einfach zu Boden.
    »Dafür wirst du büßen, Hexenpriester«, schrie er.
    »Meister kann nur töten, wenn er Gegner sieht«, rief Tarbur in den Raum hinein.
    Der Bettler startete eine Salve von Beschimpfungen, von denen etliche selbst Hagrim neu waren.
    Tarbur nutzte das Geschrei des Mannes aus, um Hagrim einige Anweisungen zuzuflüstern, von denen dieser nicht sonderlich begeistert war.
    Dennoch zog Hagrim eine Flasche Rotwein, die er schon halb geleert hatte, aus der Tasche, entfernte den Korken und nahm einen kräftigen Schluck. Er schloss die Flasche und stand dicht an der Wand auf. Dann holte er tief Luft und schloss kurz die Augen. Er rannte zwei Schritte und sprang kopfüber in die Mitte des Raumes. Im Flug warf er die Flasche, so zielgenau er konnte, in den Durchgang. Das Glas zersplitterte, kurz bevor es den Raum verließ, an einer unsichtbaren Wand. Tarbur schnellte vor und peitschte mit dem langen Kettenende ins Dunkel. Die Kettenglieder schlugen mehrfach Funken an den Felswänden, dann trafen sie irgendetwas in der Schwärze.
    Gebannt starrte Hagrim in den Durchgang. Nichts passierte. Sie wurden weder von unsichtbaren Händen angegriffen noch von einer Feuergarbe geröstet.
    »Meister weg«, sagte Tarbur.
    Hagrim kam wieder auf die Beine, machte zwei Schritte auf seine Laterne zu, hob sie auf und hielt sie in den Gang. Der Meister war verschwunden. Auf dem Boden lag eine abgetrennte, schwarze langfingrige Hand.
    »Woher wusstest du das?«, fragte Hagrim erstaunt.
    »Konnte hören und riechen«, sagte Tarbur, der weiterhin am Boden hockte.
    »Nein, ich meine, dass er verschwinden würde.«
    »Ist Schutzzauber von Meister. Wenn schwer verletzt, sie zurück in Sicherheit.«
    »Wie sollen wir ihn dann umbringen?«, fragte Hagrim.
    »Nicht verletzen, gleich töten.«

24
Sandleg
 
    Seit vier Tagen waren sie fast ununterbrochen auf den Beinen. Zweimal mussten sie ihr Lager vorzeitig abbrechen, weil die Sandläufer ihnen gefährlich nahe kamen.
    Durch den Zwischenstopp in Osberg hatte der Schattenwurm anscheinend kurzweilig ihre Spur verloren, holte aber schnell wieder auf. Egal welches Tempo sie vorlegten, ihr unermüdlicher Verfolger ließ sich nicht abhängen. Die einzige Chance zur Flucht, die sie hatten, lag im Wasser. Besser gesagt, in einer Reise auf dem Wasser.
    Oger waren normalerweise nicht dafür geschaffen, mit Schiffen zu reisen, doch war ihre derzeitige Lage alles andere als normal. Die größte Schwierigkeit bei dieser Reise bestand darin, ein Dutzend Oger auf ein Schiff zu schleusen, und zwar heimlich; wenn nämlich der Kapitän erführe, was für eine Fracht er da transportierte, standen die Chancen gut, dass er vor Schock verfrüht ins Jenseits übertrat.
    Mogda fand sich recht schnell damit ab, auf dem Seeweg zu reisen. Bei den anderen brauchte es etwas mehr Überzeugungsarbeit. Sie hatten sich daran gewöhnt, Wasser als ihren natürlichen Feind anzusehen. Es gab für sie keinen Grund, dieses Element zu schätzen. Im Wasser bewegte man sich langsamer, es war kalt, es schmeckte nicht sonderlich, und als Jungoger wurde man von seiner Mutter dazu gezwungen, sich damit zu waschen. Alles in allem gute Gründe, um Wasser hauptsächlich als Strafe anzusehen. Aber ihr unerbittlicher Verfolger und das Versprechen, nicht schwimmen zu müssen, reichte aus, sie zu überzeugen, dieses gewiss unsichere Transportmittel doch zu nutzen, um die Insel Wasserzahn zu erreichen.
    Momentan lag die größte Schwierigkeit darin, kein Aufsehen zu erregen. Sie mussten Gehöfte großzügig umgehen und reisenden Händlern ausweichen. Die meilenweiten Umwege kosteten sie viel Zeit und Kraft. Je länger sie sich im Freien aufhielten, desto größer war die Gefahr, entdeckt zu werden. Ein Trupp Soldaten, der sie jagte, würde ihren Plan auf jeden Fall vereiteln.
    Mogda hasste die Vorstellung, mitten im Feindesland gleichzeitig von Orks, Dämonen und Menschen gejagt zu werden, ohne einen handfesten Plan zu haben. Momentan lenkte ihn jedoch Cindiels neue Leidenschaft von seinen Befürchtungen ab. Sie saß die meiste Zeit der Reise auf seinem Nacken und studierte dabei das dicke Zauberbuch ihrer Großmutter. Als Ablage nutzte sie seinen fast kahlen Schädel. Mogda war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, jemandem huckepack zu transportieren, der vielleicht gerade versuchte, eine Feuersäule aus dem Nichts hervorzuzaubern. Ihm fiel wieder

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