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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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drohen, einschüchtern oder erpressen. Er wollte ein Problem endgültig lösen.
    »Wenn das so ist, haben wir keine Zeit zu verlieren«, befahl Hagrim. »Wir müssen raus aus der Kanalisation und Gidwick im Tempel stellen, bevor sie uns aufscheuchen. Tirgel, du läufst los und trommelst alle von uns zusammen, egal ob Bettler, Hausierer, Ansucher oder Vagabund, wir brauchen jeden Mann. Sag ihnen, es geht um die Bestie aus der Kanalisation. Wir treffen uns in einer Stunde am Hinterhof der alten Gerba. Von da aus ist es nicht mehr weit zum Tempel, und wir fallen nicht so auf. Und sag ihnen, sie sollen sich Waffen besorgen.«
    Hagrim überlegte, ob er noch etwas vergessen hatte, bis ihm das selbstgefällige Lächeln von Tirgel auffiel, der keine Anstalten machte, sich in Bewegung zu setzen.
    »Was ist los, worauf wartest du?«, schnauzte Hagrim ihn an.
    »Ich hab schon eine Waffe für deinen neuen Freund besorgt«, sagte Tirgel stolz.
    Die beiden verängstigten Bettler standen noch immer geschützt im Durchbruch. Sie reichten einen in Lumpen eingewickelten Gegenstand zu Tirgel durch. Er stellte ihn vor sich ab und entfernte das Tuch. Zum Vorschein kam eine sechs Fuß große Zieraxt aus Ebenholz und Bronze.
    »Die haben wir ...«
    »Bitte sag es mir lieber nicht«, unterbrach Hagrim ihn. Er schleifte sie zu Tarbur, der vorsichtig Griff und Klinge betastete.
    »Das keine richtige Waffe«, grummelte der Oger.
    »Vielleicht nicht, aber du sollst ja auch keinen Krieg gewinnen, sondern nur eine Amphibie töten, und dafür dürfte es reichen«, erklärte Hagrim.
    Tarbur gab sich damit zufrieden und hoffte, dass die Waffe wenigstens einen Schlag aushielte, ohne dass die Klinge zersprang oder der Griff abbrach.
    Es war nicht sonderlich weit bis zum Ausstieg. Um nicht Gefahr zu laufen, mit ihren Häschern zusammenzustoßen, schlichen sie im Dunkeln umher und lauschten in jeden Seitengang. Hagrim erklomm gerade den Schacht nach oben, als im Innenhof Stimmen ertönten. Er verhielt sich ruhig und wartete ab. Kurz darauf rollten mehrere Männer einen schweren Lastkarren auf die Ausstiegsluke.
    Einer der Männer betonte, dass das Gewicht reichen würde, um den Ausstieg zu versperren. Dann verschwanden sie wieder in eine Seitengasse. Hagrim lauerte noch einige Augenblicke unter dem Deckel, bis er sicher sein konnte, dass sie alle weg waren, und versuchte dann mehrmals erfolglos, die Luke zu öffnen.
    »Hier ist eher Kraft als Geist gefordert. Würdest du ...«
    Noch bevor er die Aufforderung beenden konnte, hatte Tarbur schon den Arm ausgestreckt und drückte gegen das Metall. Rumpelnd rollte der Wagen über das Pflaster und kam drei Schritt weiter wieder zum Stillstand.
    »Danke.«
    Sie kletterten in den Hinterhof, wobei Tarbur mehrere Anläufe brauchte, um sich durch den engen Schacht zu manövrieren. Der Lastkarren bot ihnen genügend Schutz vor den Blicken der Anwohner. Hagrim hockte sich hinter den Wagen und wollte abwarten, bis die Verstärkung eintraf, während sich Tarbur auf der Ladefläche verschanzte. Er zog sich eine gewachste Decke über, die jemand auf dem Wagen hatte liegen lassen, damit ihn auch aus den oberen Etagen der umliegenden Häuser niemand sah. In dieser Position verharrten sie rund eine halbe Stunde völlig lautlos.
    Eine kleine Gruppe Männer bewegte sich auf den Hinterhof zu. Ihre Umrisse wurden schemenhaft durch die dahinter liegenden beleuchteten Fenster sichtbar. Viele von ihnen humpelten, oder ihre Bewegung war durch ein anderes Gebrechen eingeschränkt.
    »Hagrim, bist du hier?«, ertönte eine Stimme aus der Menge, deren Sprecher jedoch nicht auszumachen war.
    Hagrim stand auf und gab sich zu erkennen. Mit einer kleinen Bronzelaterne beschaute er sich die armselige Gruppe von gescheiterten Existenzen. Die Leute, denen Hagrim Kampferfahrung zugetraut hätte, waren aus dem Alter heraus, um sich noch mit jemandem messen zu können. Die jüngeren von ihnen waren nicht grundlos Angehörige dieser Kaste. Die meisten von ihnen waren schon froh, wenn sie sich von einer Taverne zur nächsten bewegen konnten. Hagrim fragte sich, ob sie alle gekommen waren, um ihnen zu helfen, oder ob sie nur dem Schauspiel beiwohnen wollten, einen Oger zu sehen.
    »Sind das alle?«, fragte er empört.
    »Es tut mir leid.« Tirgel löste sich aus der zweiten Reihe und trat nach vorn. »Ich konnte nicht alle aufspüren, und viele haben gesagt, dass sie damit nichts zu tun haben wollen.«
    »Nichts zu tun haben wollen?«, fragte

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