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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schläger handelte. Hundert Schritt hinter ihnen ließ jemand eine Metallstange an der rauen Fassade der Häuser entlangtanzen. Das klingelnde Geräusch kam immer näher.
    Hagrim legte den Kopf schräg nach hinten und flüsterte: »Tarbur, es gibt Ärger. Wir könnten deine Hilfe gebrauchen.«
    Die Wachsdecke flog schwungvoll über den Rand des Karrens. Tarbur schob sich zur Ladeklappe des Wagens und ließ seine Beine herunterbaumeln. Dann richtete er den Oberkörper auf. Hagrim und zwei weitere Bettler hatten alle Mühe, die Deichsel nach unten gedrückt zu halten. Zu ihrem Glück erhob sich Tarbur sofort. Er stand breitbeinig hinter dem Wagen und hielt die schwere Axt mit einem Arm über seinem Kopf. Die Drohgebärde fruchtete. Ihre Verfolger kamen ins Stocken. Unruhige Stimmen wurden laut.
    So wie es aussah, hatten ihre Anführer den Totschlägern bewusst verschwiegen, wer ihre Opfer waren. Um den Preis für ihre Schandtat zu drücken, hatte man ihnen lieber etwas von Bettlern und Minnesängern anstatt von fast vier Schritt großen, schwer bewaffneten Monstern erzählt. Die Tatsache, dass Tarbur blind war, war wohl niemandem aufgefallen und hätte auch nur eine untergeordnete Rolle gespielt.
    Sie dürfen sich auf keinen Fall zurückziehen, dachte Hagrim. Sonst kommen sie später wieder, um sich zu rächen. Und dann stünden ihnen kein Tarbur mehr zur Seite, und die Bettler würden einer nach dem anderen abgeschlachtet werden. Erst dann würde der Auftrag für die Drillinge beendet sein.
    So gern er sich diesem Kampf auch entzogen hätte, es blieb ihm keine andere Wahl. Er riss Tirgel die Holzforke aus der Hand, preschte einige Schritt auf den Tempel zu und schleuderte das Arbeitsgerät mit aller Kraft auf einen der Angreifer. Die Forke flog unruhig und der Schaft vollführte kreisende Bewegungen. Jeder Beobachter ging davon aus, der Angriff wäre zum Scheitern verurteilt. Die Flugbahn, wenn man sie überhaupt so nennen konnte, glich der eines zu weichen Weidenzweiges, der durch die Wucht des Wurfes seine gerade Form einbüßte. Niemand hielt es für nötig, dem Wurfgeschoss überhaupt auszuweichen. Im Gegenteil, der Angriff wurde sogar lauthals verhöhnt bis ... bis sich die zwei Forkenenden fast einen Fuß tief in den Bauch des Mannes bohrten, den Hagrim zuvor als einen der Drillinge erkannt hatte. Er sank auf die Knie, wobei der Schaft den Boden berührte, und schrie schmerzerfüllt um Hilfe. Schlagartig wandelte sich die Situation. Aus den halbherzigen Drohgebärden wurde eine blutige Straßenschlacht, in der es nur ums Überleben ging. Von drei Seiten stürmten die Angreifer auf die Bettler zu. Die wiederum versuchten ihre Gegner möglichst auf Abstand zu halten.
    Tarbur stand mit dem Rücken zum Karren und attackierte alles und jeden, der in seinen Wirkungskreis geriet. In der ersten Hitze des Gefechtes versuchten immer wieder vereinzelt Leute an ihm vorbeizuschlüpfen, um die dahinter stehenden, schlecht organisierten Bettler anzugreifen. Sie wurden rasch eines Besseren belehrt. Tarburs Reichweite und seine schnellen Reflexe ließen keinen Durchbruch zu. Mehrfach traf die Breitseite der Axt seine Gegner in Brust oder Rücken. Knochen splitterten, Rippen brachen, und die Wucht der Treffer beförderte die Gegner zu Boden, wo Tarbur sie mit bloßen Füßen endgültig zermalmte. Nach kurzer Zeit wagte es niemand mehr, dem Koloss zu nahe zu kommen, geschweige denn, ihn direkt anzugreifen.
    Die anderen hatten es nicht so leicht. Hagrim, der die einzige Waffe besaß, die sich für einen echten Kampf eignete, hatte mehr damit zu tun, seinen Leuten beizustehen, als selbst auszuteilen. Immer wieder beobachtete er, wie das letzte Stück Spieß, Lattenzaun oder Knüppel aus den Händen seiner Freunde geschlagen wurde und sie schutzlos ihrem Gegner ausgeliefert waren. Hagrim versuchte zu helfen, wo es ging. Tirgel wollte gerade den Lastkarren erklimmen, um eine bessere Position zu haben, als ein Angreifer ihm ein Kurzschwert in den Rücken bohrte. Er rutschte von der Kante und landete mit dem Gesicht auf dem Pflaster, wo er von seinem Gegner weiter mit Fußtritten malträtiert wurde, während dieser schon den nächsten Mann attackierte.
    Hagrim stürmte mit Gebrüll auf ihn zu, was die Konzentration des Schurken kurzzeitig störte. Sein Gegenüber blockte den Schlag mit einem Heuballenstecher und verkeilte seine Hand darin. Hagrim war mit zwei schnellen Schritten heran und trennte den Arm des Mannes kurz unterhalb des

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