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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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der Ork übereifrig.
    »Hier, fang!«, rief Ursadan und warf ihm den Wasserschlauch zu.
    »Setz deine Marke hinein!«, befahl er.
    »Was soll ich Hauptmann?«
    »Du sollst Wasser lassen gehen, in den Schlauch.«
    Die Orkwache schaute Ursadan leicht verwirrt an, ging dann aber einige Schritte hinter einem Felsen in Deckung. Es dauerte nur einen Augenblick, dann trat er wieder hervor.
    »Hauptmann Ursadan, ich kann leider nicht«, sagte er in weniger eifrigem Tonfall.
    Augenblicklich schmerzte Ursadans Wunde über seinem Auge wieder. Er spürte, wie die Hitze in sein Gesicht stieg.
    »Das ist ein Befehl. Falls es dir einfallen sollte, den Schlauch lediglich halb voll zu machen, werde ich dich von deinem guten Stück befreien und daraus einen Wasserschlauch für Kobolde machen. Haben wir uns verstanden?«
    Schweigsam verschwand der Ork wieder hinter dem Felsen.
    Ursadan wunderte sich über seine eigenen Worte. Sie glichen schon fast der Art und Weise, in der die Meister sprachen.
    »Randvoll, Hauptmann«, meldete sich die Wache stolz zurück.
    »Gut gemacht!«, lobte Ursadan ihn. »Jetzt geh da runter und gib den Schlauch dem fetten Oger da unten auf dem Baumstamm.«
    Der Ork setzte ein gehässiges Lächeln auf, aber in seinen Augen spiegelte sich auch ein Funken von Angst wider. Angst davor, von dem Oger für die Gemeinheit bestraft zu werden, bevor er ihm sagen konnte, dass der Befehl von Hauptmann Ursadan gekommen war. Oger waren hinsichtlich ihrer Gewaltbereitschaft nicht besonders zimperlich.
    Ursadan beobachtete, wie der Ork den Wasserschlauch nach unten brachte. Er wechselte einige Worte mit Oglar, der nicht sonderlich schnell reagierte. Doch dann nahm der Oger den Schlauch mit einer Dankesgeste entgegen und leerte ihn in einem Zug. In wenigen Augenblicken war die Orkwache zurückgekehrt.
    »Was hat er gesagt?«, wollte Ursadan wissen.
    »Soweit ich es verstanden habe, Hauptmann, hat er sich für den Wein bedankt.«
    Das war nicht zu fassen. Diese Kreaturen waren selbst zu dumm, als dass man ihnen einen Denkzettel verpassen konnte. Wie sollte man so jemandem Disziplin beibringen? Schlimm genug, dass sie die Hälfte der Befehle nicht verstanden. Aber eine so raffinierte Demütigung nicht zu erkennen, wies auf Schwachsinnigkeit hin. Ursadan merkte, wie der Druck in seinem Kopf wieder anstieg. Seine Wunde begann zu nässen.
    Er schickte die Wache missmutig zurück und setzte sich, um erst einmal wieder zur Ruhe zu kommen. Der Ärger über den misslungenen Streich wollte aber nicht aus seinem Kopf weichen.
    Von der Bürde der Verantwortung erschöpft, schloss er die Augen und döste vor sich hin.
    »Hauptmann Ursadan, wir haben fünf Gefangene gemacht«, riss ihn eine Stimme aus dem sanften Schlaf.
    Es dauerte einen Moment bevor er aus seinen Gedanken wieder zurück in die Wirklichkeit gelangte und die Zusammenhänge begriff. Verärgert schaute er hoch.
    Agrunth, einer der fähigsten Orks, die ihn hierher begleitet hatten, stand vor ihm und machte Meldung. Er bildete mit fünf weiteren die Patrouille, die Ursadan ausgeschickt hatte.
    »Was für Gefangene?«, fragte Ursadan.
    »Alles Hüttenbauer, Hauptmann. Drei Männchen, ein Weibchen und ein Junges. Sie waren dabei, Edelsteine aus dem Fluss zu schürfen. Wir haben sie ohne Widerstand festnehmen können. Sollen wir sie töten?«
    »Ja, macht das«, antwortete Ursadan rasch. Doch dann kam ihm eine bessere Idee.
    »Warte noch«, rief er Agrunth zurück. »Bring sie her zu mir. Ich will sie vorher noch befragen.«
    Die Gefangenen wurden ihm vorgeführt. Man hatte sie an den Händen provisorisch mit einem Strick zusammengebunden.
    Vor Ursadan wurden die fünf Gefangenen aufgereiht. Sie waren dreckig und trugen abgerissene Kleidung. Einer der Männer hatte eine stark blutende Platzwunde an der Stirn.
    »Widerstandslos?«, fragte Ursadan.
    »Ein Unfall, Hauptmann«, antwortete Agrunth mit unbewegter Miene.
    Ursadan betrachtete seine Beute, einen nach dem anderen. Die drei Männchen schienen recht kräftig gebaut zu sein, zumindest für Hüttenbauer. Die anderen beiden waren Weibchen, wovon die eine noch sehr jung war und die andere trächtig zu sein schien.
    Ursadan packte einen der Männer am Unterkiefer und drückte seine Wangen zusammen. Er überprüfte sein Gebiss wie ein Händler auf dem Viehmarkt.
    »Ihr seht kräftig aus«, sagte er zu den Männern und inspizierte einen nach dem anderen. »Seid ihr Jäger?«
    Die Männer schüttelten die Köpfe.
    »Ist auch egal«,

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