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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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er sich entschlösse zurückzugehen, dann würde die Vision enden und seine Fragen blieben unbeantwortet. Hier stehen zu bleiben und darauf zu warten, dass jemand anders mit ihm Kontakt aufnahm, erschien ihm jedoch ziemlich unheimlich. Da er darauf verzichten konnte, Bekanntschaft mit Truganost und dessen Gedanken zu machen, entschloss er sich, den Drachenhort zu betreten. Kaum hatte er die Entscheidung getroffen, glitt er auf den Eingang zu.
    Wie bequem. Wenn das auch in Wirklichkeit funktionieren würde, dann hätte ich mir einige Blasen an den Füßen erspart.
    In Gedanken versuchte er sich auszumalen, was ihn erwartete. Am liebsten wäre ihm gewesen, er käme in eine große Höhle und säße mit Gantruost am Feuer und sie brieten etwas Lamm. Dabei hätten sie alle noch offenen Fragen besprechen können, und zum Schluss hätten sie sich die Bäuche voll geschlagen, und er wäre mit einem wohlig satten Gefühl aufgewacht.
    Doch schon beim Betreten der Tunnel überfiel Mogda ein ungutes Gefühl. Er war nur einige Schritte gegangen, als er beschloss, diesem Albtraum zu entfliehen. Doch hinter ihm lag nicht mehr der Eingang, sondern ein weit verbreitetes Netz an Gängen. Umzudrehen schien ihm ziemlich sinnlos, also setzte er seinen Weg fort und folgte einer Biegung, die abrupt vor der Haupthöhle des Drachenhortes endete. Die Halle lag fast gänzlich im Dunkeln. Nur durch das Mondlicht waren die einzelnen Umrisse schemenhaft zu erkennen.
    »Ich freue mich, dich endlich einmal kennen zu lernen«, dröhnte eine Stimme aus dem Zentrum der Höhle. Ohne weiter nachzudenken, nahm Mogda Reißaus. Das war die Stimme eines Meisters. Egal, ob Wirklichkeit oder Traum, so etwas konnte nicht gut ausgehen. Vielleicht hatten die Nesselschrecken sogar die Möglichkeit, ihn in einem Traum zu töten. Es wäre schon schlimm genug, wenn sie seine Gedanken lasen. Er rannte immer weiter und änderte an jeder Weggabelung die Richtung. Am Ende eines langen Gangstückes öffnete sich der Tunnel wieder zur Haupthöhle. Im Durchbruch konnte er schemenhaft die Umrisse des Meisters erkennen.
    »Es hat lange gedauert, bis sich unsere Wege endlich trafen.«
    Mogda machte auf der Stelle kehrt und probierte eine andere Strecke aus. Seine Bewegungen schienen immer schneller zu werden. Er konnte weder bremsen noch anhalten. Die Tunnelwände rasten an ihm vorbei. Mit schier unglaublicher Geschwindigkeit hechtete er durch einen Durchbruch und gelangte wieder in den Hort. Nur diesmal nicht zu ebener Erde sondern in fast vierzig Fuß Höhe. Sein Fall war unaufhaltsam. Er versuchte, sich zu wenden und zu drehen, um möglichst auf den Beinen zu landen, aber er bekam keine Kontrolle über sich. Zehn Fuß vor dem Aufprall stand er kurz still in der Luft, um seinen Sturz danach ungehindert fortzusetzen. Bäuchlings krachte er auf die Erde.
    Zum Glück hatte das Schicksal sich für eine kleine Mulde entschieden, in der sich der rote Wüstensand gesammelt hatte, um seinen Sturz etwas aufzufangen. Zwei Schritt neben ihm ragte eine Gruppe spitzer Felsen in die Höhe, und direkt vor ihm lagen die Gruben der Gefängniszellen. Mogda blieb einen Augenblick liegen, um sich zu besinnen. Anscheinend hatte er sich nichts gebrochen. Langsam erhob er sich und klopfte den Staub von sich herunter. Außer einer unangenehmen Verspannung war er unverletzt. Nicht einmal die kleinste Abschürfung war zu sehen.
    »Ich sehe schon, du hast einen Sinn für dramatische Auftritte. Ich bin beeindruckt. Deinen Artgenossen ist vollkommen fremd, sich richtig in Pose zu werfen, aber anscheinend hast du, dank deines neuen Halsschmuckes einiges dazugelernt.«
    Die Stimme kam aus einer der Gefängnisgruben vor ihm.
    Nun kam es darauf an. Entweder er befand sich in einem Traum, und der Meister konnte ihm nichts anhaben, oder ... oder aber er war verloren.
    Die erste Möglichkeit gefiel ihm wesentlich besser.
    »Na, da wollen wir doch mal sehen, was für einen Halsschmuck ich dir verpassen kann. Meine Hände würden sich sicherlich gut um deinen dünnen Hals machen. Oder was meinst du, Fischgesicht?«
    Mogda ging furchtlos auf eine der Gruben zu, in der er den Meister vermutete. Am Rand blieb er stehen und sah die ausgestreckte Hand des Nesselschreckens auf sich gerichtet. Aus seinen Fingern züngelten kleine Flammen, die sich zu einem Strahl verbanden und ihm entgegenschossen. Innerhalb eines Augenblickes war Mogda von einem regelrechten Inferno eingehüllt. Er spürte die unsagbare Hitze auf

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