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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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seiner Haut und schrie peinerfüllt auf.
 
    Eine volle Ladung kühles Salzwasser brachte ihn zurück in die reale Welt. Noch immer hatte er den Geruch von sengendem Fleisch in der Nase, doch die Vision begann bereits zu verblassen. Seine Verwundungen schmerzten wie am Tag zuvor. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte er in seine Umgebung. Er blickte in die Gesichter von Cindiel und Rator. Im Hintergrund lugte der Kopf von Kapitän Londor hervor, in sicherem Abstand.
    »Mogda, wir sind hier. Du hattest einen Albtraum. Komm zu dir.« Cindiel tupfte ihm das Gesicht ab. Rator stellte den leeren Eimer ab.
    »Das war kein Traum. Das war eine Vision«, wisperte er kaum verständlich.
    »Was hast du gesehen?«, wollte Cindiel begierig wissen.
    »Frischen Braten«, entgegnete er lächelnd.
    »Er fantasiert. Vielleicht ist er verrückt geworden«, rief Londor von hinten mit aufgeregter Stimme.
    Cindiel machte sich daran, ihre Hände auf Mogdas Verletzungen zu legen, und summte dabei eine sich immer wiederholende Melodie. Mogda sah die Anstrengung in ihrem Gesicht. Der Schmerz der Schnittwunden verging in kürzester Zeit, und übrig blieb nur ein dumpfes Pochen. Ein Gefühl, das zwar unangenehm war, ihn aber nicht in seiner Bewegung einschränkte.
    »Cindiel, bringst du mir etwas zu essen? Und nimm den Kapitän mit. Er kann dir tragen helfen.«
    Cindiel verstand sofort.
    »Und?«, fragte Mogda, als er mit Rator allein war.
    Rator schaute zornig zu ihm herab.
    »Ettins hatten Recht. Verräter unter uns. Matscha in Falle getappt, hat genommen falsches Amulett. Hat auch genommen falschen Dolch. Dann er davongeschlichen wie Dieb.« In seiner Stimme lagen Verachtung und Enttäuschung. Er zeigte in Richtung des Festlandes.
    »Wissen es die anderen schon?«
    »Ja, musste sagen. Sie nicht verstanden, warum wir kämpfen.«
    »Gut«, sagte Mogda und stand vorsichtig auf. Mit der Hand tastete er nach dem echten magischen Amulett, das er, durch sein gewaltiges Kinn kaum sichtbar, nach wie vor um den Hals trug. »Die Ettins haben mir einige Dinge erklärt. Wir sollten das gemeinsam besprechen.«
    Rator blickte ihn ungläubig an. Die Träume, die er hatte, verliefen für gewöhnlich anders. Als Mogda aufstand, kam Cindiel ihm schon mit einen übervollen Teller Essen vom Vorabend entgegen.
    Sie versammelten alle um sich, sogar die Seeleute: Ihre Angst, sich unter die Oger zu mischen, war nicht so groß wie die, sich einem ihrer Befehle zu widersetzen.
    »Wir müssen uns aufteilen«, begann Mogda. »Wie ihr wisst, haben wir die Arkan-Oger oder Ettins, wie sie sich nennen, gefunden. Sie haben heute Nacht im Traum noch einmal zu mir gesprochen. Sie sagten, das Kleine Volk in den Bergen spielt eine wichtige Rolle in den Plänen der Meister. Wir sollen mit ihnen sprechen. Ihr müsst herausfinden, was das Kleine Volk weiß. Ich kann euch leider nicht weiter begleiten. Mein Weg führt mich woandershin. Wenn ihr wisst, was dort vorgeht, dann sendet einen vom kleinen Volk in die Stadt der Hüttenbauer, um sie zu warnen. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Der Krieg wird bald beginnen, und ich möchte dann nicht auf der falschen Seite stehen.«
    Rator nickte nur und gab so seinen Leuten das Zeichen zum Aufbruch. In Londors Gesicht war deutlich zu sehen, dass es ihm nicht gefiel, die Oger wieder zurückzufahren. Aber wen scherte schon Londors Gesichtsausdruck.
    Mogda sammelte noch ein wenig Proviant ein und belud eines der Rettungsboote mit den Bündeln. Cindiel und Rator kamen auf ihn zu. Beide trugen einen Beutel über den Rücken, der zu ihrer jeweiligen Körpergröße passte.
    »Keine großen Abschiedsworte«, mahnte Mogda sie. »Ich freue mich, dass ihr euch Gedanken um meinen Proviant macht, aber ich habe alles dabei. Ich werde euch bestimmt bald wiedersehen.«
    »Gewiss«, sagte Cindiel, »es sei denn, du sitzt beim Rudern hinten. Wir kommen mit dir mit.«
    »Ich schulde ihr. Gehe hin, wo geht sie hin«, erklärte Rator kurz.
    Mogda war erleichtert, nicht allein reisen zu müssen. Außerdem kannte er die Beharrlichkeit der kleinen Cindiel. Sich momentan auf eine Auseinandersetzung mit ihr einzulassen, würde zu viel Zeit kosten und Matscha einen zu großen Vorsprung ermöglichen. Bei Rator und ihm war sie sicher. Jedenfalls im Augenblick.

33
Strafexpedition
 
    Ursadan saß etwas erhöht zwischen den Felsen und schaute dem geschäftigen Treiben unten im Tal zu. Der Platz war nicht unbedingt der bequemste, aber von hier aus hatte er den besten

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