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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sagte Ursadan. »Seht ihr den fetten Oger dort unten, der es sich auf dem Stamm gemütlich gemacht hat?«
    Zögernd blickten die Männer den Hang hinunter und suchten nach dem angegebenen Ziel, das sich der Aufmerksamkeit eines Zuschauers durch seine Größe nicht entziehen konnte. Oglar saß nach wie vor auf dem Stamm und war dazu übergegangen, sich die schmutzigen Füße zu reiben.
    »Was würdet ihr mit jemandem machen, der seine Aufgaben nicht ernst nimmt und jede Gelegenheit nutzt, sich vor der Arbeit zu drücken?«, fragte Ursadan und labte sich an ihrer offensichtlichen Angst.
    Die Männer zuckten die Achseln. Ursadans Geduld neigte sich dem Ende zu. Er verabscheute jeden, der es nicht fertigbrachte, seine Meinung zu äußern, egal, ob der Grund dafür Angst oder Speichelleckerei war. Sein eigenes Verhalten in Gegenwart der Meister klammerte er großzügig aus dieser Betrachtung aus.
    »Wenn ich noch ein einziges Mal keine vernünftige Antwort von euch bekomme, werde ich die beiden Weibchen vor euren Augen töten«, drohte er. »Also.«
    Die Männer suchten verzweifelt nach einer Antwort, mit der sie sich selbst keinen Strick drehen würden. Einer der Männer nahm all seinen Mut zusammen und sagte im Flüsterton: »Ich würde ihn auf halbe Ration setzen.«
    »Das nützt nichts, dann stiehlt er den anderen das Essen«, tat Ursadan den Vorschlag ab. »Weiter!«
    Ein anderer fasste sich ein Herz. »Ich würde ihn fortschicken.«
    »Hüttenbauer, was seid ihr nur für armselige Kreaturen. Kennt man bei euch keine vernünftigen Methoden, jemanden zu bestrafen?«
    Die drei Männer schauten zu Boden.
    »Ich sage euch was. Diese Oger sind so dickhäutig, dass nur Schmerz für sie eine Bestrafung darstellt. Alles andere prallt an ihnen einfach ab. Ich gebe euch eine Chance, die Freiheit wiederzuerlangen. Jeder von euch bekommt eine Armbrust mit einem Bolzen. Jeder, der einen Oger trifft, kann gehen und die Weibchen mitnehmen. Die, die nicht treffen, verfüttere ich an die Oger.«
    Ursadan gab Anweisung, den Männern Armbrüste zu übergeben. Eine Traube von Orks stand um die Gefangenen herum. Sie waren begierig darauf, sich das Schauspiel mit anzusehen.
    Die Männer nahmen die Waffen entgegen. An ihren verunsicherten Blicken erkannte man, dass sie nie zuvor so eine Art Waffe in den Händen gehalten hatten.
    »Ich gebe euch den Rat, näher heranzugehen. Der Oger da ist zwar groß, aber lasst euch nicht von dem massigen Körper täuschen. Oger können sehr flink sein.«
    Die Männer beherzten diese Worte und schlichen, zwischen den Steinen Deckung suchend, nach unten.
    Oglar hatte seinen Platz noch immer nicht verlassen und machte auch keine Anstalten dazu.
    Die Armbrustschützen näherten sich unter gegenseitiger Absprache bis auf dreißig Schritt. Hier konnten sie hinter einem Stapel mit rund einem Dutzend Baumstämmen in Deckung gehen. Die Orks spielten mit. Niemand verriet die drei. Nur die anderen Oger wunderten sich über die Hüttenbauer mit ihrer Bewaffnung, aber nicht so sehr, dass sie etwas gesagt hätten.
    Die Männer tauschten untereinander Blicke aus, um sich zu vergewissern, dass alle bereit waren loszuschlagen. Sie wussten, sie hatten nur diese eine Chance, und sie mussten gleichzeitig angreifen. Es war so gut wie unmöglich, mit den schweren Armbrüsten auf einen anstürmenden Oger anzulegen und dabei noch genug Ruhe zu bewahren, um den Bolzen ins Ziel zu bringen. Sie teilten sich hinter den Stämmen auf und stützten die Waffen beim Anlegen auf die Stämme. Unvermittelt und wahrscheinlich aus Versehen löste sich bei einem der Männer die Arretierung der Waffe, und der Bolzen krachte los. Für den Schützen fast unverständlich, traf er sein Ziel.
    Der Bolzen bohrte sich tief in Oglars Hüfte und ließ ihn herumfahren. Mit schmerzverzerrtem Gesicht machte er den Schützen ausfindig und rannte humpelnd auf ihn zu. Der Mann stieß die Armbrust weg und erklomm in seiner Panik den Stapel Holzstämme. Oglar war fast heran, als ein weiterer Bolzen dicht neben seinem Kopf in die Stämme einschlug. Der andere Schütze hatte sich auf der gegenüberliegenden Seite zwischen einigen Felsen in Deckung gebracht.
    Oglar schenkte ihm keine weitere Beachtung und setzte dem Mann über ihm nach, der gerade versuchte, die andere Seite des Stapels zu erreichen. Er bekam den Fuß des Mannes zu fassen und zog ihn wieder herunter. Oglar hob ihn am Fußgelenk in die Höhe und schleuderte ihn mehrmals mit Wucht auf den Stapel.

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