Die Oger - [Roman]
erleichtert stoppte der Tross. Die Oger suchten sich sofort einen Platz, an dem sie sich ausruhen konnten, da niemand wusste, wie lange sie Rast machen würden.
Tastmar und Rolgist, zwei junge Oger aus den östlichen Randbereichen Nelbors, legten sich in den Schatten der Katapulte.
Stillschweigend reichte Tastmar einen halb gefüllten Holzkrug, den er zuvor selbst angesetzt hatte, an Rolgist. Dieser schüttelte abweisend den Kopf.
»Du krank?«, fragte Tastmar. »Du nicht trinken, nicht essen und nicht reden seit drei Tagen.«
»Ich nicht krank. Bin schuldig«, erwiderte Rolgist.
Tastmar beugte sich vor, um in das Gesicht seines Bruders sehen zu können, doch der wendete sich weiter ab.
»Du nicht schuld am Tod von Bruder Oglar. Ursadan hat getötet. Er allein schuld, du hast gesehen.«
Rolgist wandte sich ab und ballte die Hand so verkrampft zur Faust, dass ihm die Fingernägel tief ins Fleisch schnitten und Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll. »Ich hätte rächen müssen Tod von Oglar. Hätte Ursadan besser mit Axt aus totem Bruder zerhackt«, presste er hervor.
Betrübt senkte auch Tastmar den Kopf. »Du nicht können. Sie dich auch getötet. Wir nicht stark genug«, sagte er.
»Wohl! Wirst sehen«, erwiderte Rolgist.
Nach einiger Zeit bedrückenden Schweigens, aber angenehmer Abkühlung, fiel Tastmars Blick auf die Hügelkette vor ihnen. Im leichten Laufschritt näherte sich ein kleiner Trupp Orks ihrem Zug.
Er tippte Rolgist gegen die Schulter, um ihn aus seinem Dösen zu wecken. »Da sind wieder«, deutete er nach vorn. »Gleich geht weiter.«
Die beiden beobachteten, wie sich der Trupp eilig auf Hauptmann Ursadan zubewegte und Meldung machte.
Es war merkwürdig, obwohl die Brüder sich nicht sonderlich beeilten, um zurück an ihre Zugstangen zu kommen, und sie viel Zeit benötigten, das schwere Ledergeschirr anzulegen, machten die Orks noch immer Meldung, während sie auf das Signal zum Aufbruch warteten. Eine Lagemeldung dauerte normalerweise nur ein paar Augenblicke. Und bis jetzt war es jedes Mal so gewesen, dass Rolgist und Tastmar angeschrien wurden, weil sie nicht rechtzeitig fertig waren. Nur diesmal nicht.
Sie beobachteten, wie die Späher militärisch grüßten und Ursadan ihnen den Rücken zukehrte und sich vor der Truppe auf einem Felsen postierte. Er blickte auf die Reihe erschöpfter Krieger herunter.
»Hört mir zu, Krieger!«, begann er seine Ansprache. »Tabal hat uns eine neue Aufgabe zugedacht. Die Hüttenbauer reagieren nicht so, wie wir es erwartet hatten. Wir sind dazu auserkoren worden, ihrem mangelnden Antrieb ein bisschen nachzuhelfen. Fünfzehn Meilen von hier in südlicher Richtung befindet sich ein kleines Dorf namens Bergbach. Wir ziehen dorthin und machen es dem Erdboden gleich. Mal sehen, ob die Hüttenbauer dann immer noch beratschlagen, oder ob sie endlich Manns genug sind uns entgegenzutreten.«
Vereinzelte Jubelschreie wurden laut, doch für größere Freudenbekundungen waren die Krieger zu erschöpft.
»Beeilen wir uns. Bis zum Anbruch der Nacht wollen wir dort sein«, erklärte Hauptmann Ursadan und setzte sich an die Spitze der Truppe. Folgsam schwenkte der Trupp Richtung Süden.
Hauptmann Ursadans Laune verbesserte sich von Schritt zu Schritt, die sie dem kleinen Städtchen näher kamen. Im Angesicht des bevorstehenden Kampfes ließ er sogar einige seiner eigenen Weinreserven an die Truppe austeilen. Rolgist und Tastmar lehnten angewidert ab.
Weit nach Mitternacht hatten sie den Punkt ihrer geplanten Stellung erreicht. Fünfhundert Schritt vor ihnen lag Bergbach mit seiner hölzernen Palisadenwand, die kaum die Höhe eines Ogers erreichte. Das Dorf bestand aus gerade mal dreißig Häusern und einem alten Schrein. Vielmehr als zweihundert Seelen konnten hier nicht wohnen, und entsprechend schlecht wurde das Dorf bewacht.
Das Ganze hatte nichts mit einer kriegerischen Herausforderung zu tun, es war eher ein Übungsschießen für die neu gebauten Katapulte und deren Schützen.
Ursadan schickte einen kleinen Trupp Orks näher heran, um auf etwaige Hinterhalte vorbereitet zu sein. Nur noch vereinzelt brannten Lichter in den Häusern. Der Hauptteil der Bevölkerung schien zu schlafen und nichts von dem bevorstehenden Unheil zu ahnen.
Die Oger begannen, die schweren Katapulte auszurichten und für den ersten Schuss vorzubereiten. Als Munition verwandten sie schwere Gesteinsbrocken, die sie unterwegs aufgesammelt hatten. Um Brandgeschosse herzustellen
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