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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Verstehst du?«
    »Nein, glaube nicht.« Der Oger wirkte ein wenig verstört.
    »Ganz einfach. Wir sitzen hier zusammen und helfen uns gegenseitig. Das habt ihr aus freien Stücken so entschieden. Die Situation hat dies möglich gemacht, obwohl wir uns eigentlich nicht mögen. Wenn wir jetzt aber auf dem Schlachtfeld wären, würdest du mich töten. Stimmt's?«
    »Nein, niemals kämpfen Oger gegen Kinder.« Rator sah empört aus.
    »Ich meine ja auch nicht mich persönlich, sondern allgemein Menschen.«
    Ein Augenblick des Schweigens folgte.
    »Ja, jetzt ich verstehe. Du meinst, was gerade ist. Wir helfen gegenseitig, gegen Kälte. Wenn aber nicht Kälte, sondern Luft knapp, dann wir euch töten, und mehr Luft haben.«
    Cindiel fasste schlagartig den Entschluss, das Gespräch zu beenden.
    Megor stöhnte auf. Cindiel hatte zwar Mitleid mit ihm, aber die Ablenkung und das somit hoffentlich beendete Gespräch erleichterte sie ein wenig. Megor öffnete die Augen und wurde von Krämpfen geschüttelt. Seine Stirn war schweißnass.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Rator.
    »Ich weiß nicht, vielleicht hat er innere Blutungen.«
    Megor öffnete den Mund, und ein kleines Rinnsal Blut lief an seinem Mundwinkel herunter. Dann wurden seine Augen starr.
    Plötzlich stieß die Spitze eines Speers seitlich an seinem Brustharnisch von hinten durch ihn durch.
    »Nein.« Rators Gebrüll ließ die Übrigen aufschrecken. Einige der Kinder begannen augenblicklich zu weinen. Orientierungslos starrten sie auf Megor. Rator griff nach der Spitze des Speers und riss ihn mit aller Gewalt an sich. Kurz bevor er auf seinen Brustschutz prallte, stieß er den Speer mit seiner ganzen Wut und Körperkraft zurück. Endlich hörten die Eingeschlossenen von draußen wieder Geräusche, auch wenn es sich nur um einen Ork handelte, dem der stumpfe Teil eines Speers durch den Bauch getrieben wurde. Draußen wurden Rufe laut. Anscheinend stachen die Überlebenden der Lawine von außen mit ihren Speeren in die Schneemassen, auf der Suche nach dem Höhleneingang. Dabei waren sie versehentlich auf Megor gestoßen. Rator durchbrach den letzten Rest Schnee, der den Blick auf die Freiheit versperrte. Vollkommen erschrocken und fassungslos standen die Orks da und sahen, wie Rator unter der Schneedecke hervorbrach, den aufgespießten Ork umklammerte und ihm das Genick brach. Dann sank er erschöpft im Schnee nieder. Sie waren gerettet, wenn auch nicht alle.
    Von den dreihundert Orks lebten noch hundertsiebzig, vier Oger waren umgekommen ... und die Hälfte der Kinder. Sie hatten noch Glück gehabt, die Lawine hatte einen Großteil ihrer Wucht schon verloren, bevor sie am Steilhang angekommen und schließlich verebbt war.
    Die Orks hatten sich schnell neu formiert und trieben die anderen zum weiteren Aufstieg auf den Gipfel an. Ursadan, der Ork-Anführer, gönnte ihnen keine weitere Pause. Bei ihm war sich Cindiel sicher, dass er von Grund auf böse war. Sie erreichten den Gipfel unter den gegebenen Umständen recht schnell. Vor ihnen lag ein riesiges Plateau, das gleichmäßig von Schnee bedeckt war und absolut unberührt aussah. Ein Ausblick, für den sich die Gipfelbesteigung unter anderen Umständen wirklich gelohnt hätte. Sie marschierten durch die Schneelandschaft und schlugen schließlich ihr Lager auf.
    »Was passiert jetzt mit uns?«, fragte Cindiel erschöpft.
    »Dort.« Rator zeigte nach Nordosten in Richtung Horizont.
    In einiger Entfernung konnte man, so vermutete Cindiel, einen Schwarm Vögel erkennen. Es musste sich um große Vögel handeln, denn sie schlugen nur langsam mit den Flügeln ... und sie trugen etwas auf ihren Rücken.
    »Ich stehe in Schuld bei dir. Du hast einen Gefallen gut bei Rator. Du hast uns das Leben gerettet.« Rator hatte den ganzen restlichen Aufstieg über an diesen Sätzen gebastelt. Und er meinte sie auch so.

10
Drachen
 
    »Das ist das Dümmste, was ich je gehört und gesehen habe. Mit Drachen auf Drachenjagd gehen.« Mogda konnte sich gar nicht wieder beruhigen. Matscha zog es deshalb vor, etwas hinter den anderen herzulaufen, um nicht so viel Aufsehen zu erregen.
    »So etwas Dummes, schon allein das Wort Drachenjagd ist doch schon dämlich. Man jagt keine Drachen. Man wird von Drachen gejagt. Wer hat sich diesen Mist nur einfallen lassen?«
    »Meister«, unterbrach ihn Matscha. »Du doch gesehen. Ich finde toll, wie sie geflogen auf Drachen.«
    »Drachen, dass ich nicht lache! Das sind doch keine richtigen Drachen, das

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