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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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pessimistischen Kommentare hielt sich Mogdas Angst in Grenzen. Vielmehr wurde er von der Neugier auf die Drachen angetrieben und davon, das Wissen aus den Büchern mit der Wirklichkeit zu vergleichen. Sie legten noch eine kleine Strecke im Tunnel zurück und kamen dann an eine Biegung, von deren anderer Seite Helligkeit zu ihnen drang.
    »Dort«, sagte Mogda leise und zeigte auf das Licht. Noch konnten sie das Innere der Höhle nicht sehen. Mogda bedeutete seinen Kameraden mit einer Handbewegung, in die Hocke zu gehen und auf das Signal der Orks zu warten, die Halle zu stürmen. Niemand sagte etwas, kein Geklapper von Rüstungen oder Waffen war zu hören. Es war totenstill. In Gedanken malte Mogda sich aus, die Höhle zu stürmen, und schon im Eingang vom Odem des Drachen zu Asche verbrannt, von Säure zersetzt, von Gas erstickt, von Eis eingefroren, von Blitzen gegrillt oder von Magie getötet zu werden. Das Ende dieses Tagtraumes veränderte sich, aber das Resultat blieb immer dasselbe.
    Sie warteten eine kleine Ewigkeit. Jedenfalls war es lang genug, um die unfreundlichen Träume noch etwas auszuschmücken, wodurch sie nicht unbedingt angenehmer wurden.
    Ein Brandpfeil fand seinen Weg ins Tunnelende und blieb nur fünf Schritt vor Mogda im Boden stecken. Gleichzeitig ertönte ein Horn.
    Das war das Zeichen zum Angriff.
    Noch immer erstaunt darüber, kein Schreien, Fauchen oder Kreischen zu hören, stürmten sie ins Drachenlager.
    Niemand, der nicht dabei war, hätte sich das Szenario vorstellen können, das ihnen dann geboten wurde.
    Das Innere des Berges war fast gänzlich ausgehöhlt. In tausend Fuß Höhe gab es einen Durchbruch, durch den das Sonnenlicht einfiel und die Höhle in einem matten Rot schimmern ließ. Ungefähr alle hundert Fuß hoch und in verschiedene Himmelsrichtungen versetzt, waren Einbuchtungen zu sehen, gesäumt von kleinen Plateaus, die anscheinend als Lagerstätten der Drachen dienten. Mogda und die anderen fünf Oger befanden sich auf dem dritten Plateau von unten. Soweit sie erkennen konnten, wurden die Angriffe genau zeitgleich koordiniert. Insgesamt mussten sich bis zu zehn Drachen hier aufhalten, die in diesem Moment von kleinen Einheiten aus Ogern, Orks und Lindwürmern attackiert wurden. Mogda hatte noch immer die Bilder der geflügelten Bestien im Kopf, die sich feuerspeiend auf ihre Widersacher stürzten, als sie geradewegs auf ein am Boden zusammengerolltes, rotes, geflügeltes, schlafendes Etwas zurannten. Die Orks waren schnell gewesen: Ungefähr dreißig Seile waren schon über die Bestie gespannt. Offenbar hatte dieser Drache in einer Art Schlaf oder Ruhestarre gelegen. Die Enterhaken waren mehr oder weniger gut zwischen den Felsen verankert. Die anderen Enden der Seile reichten jeweils bis zum Plateau unter ihnen, wo die Orks damit beschäftigt waren sie zu befestigen. Mogda und seine Mannen stürmten mit vorgehaltenen Hellebarden in breiter Front auf den Drachen zu. Ihre letzten Schritte wurden von tosendem Kriegsgeschrei begleitet, das sich in Echos immer weiter in die Höhe schraubte.
    Mit ganzer Kraft hieb Mogda die Hellebarde gegen den Hals des Drachen. Nichts von dem, was er sich in seinen schlimmsten Träumen ausgemalt hatte, trat auch nur annähernd ein. Die Spitze der Waffe traf eine der rötlich braunen Schuppen, mit denen das Untier bedeckt war, schrammte ein wenig seitwärts ab und kam dann im Zwischenraum der Schuppen zum Stillstand. Die Waffe durchbohrte die Haut nicht, sie verletzte sie nicht, sie hinterließ nicht einmal einen einzigen Kratzer. Das Gewebe dahinter wich vom Stoß nicht mehr zurück, als ein straff bespanntes Kissen, gegen das ein Kind einen Stein warf. Beim Nachsetzen wagte Mogda einen Blick die Reihe herunter auf seine Kameraden, die augenscheinlich mit denselben Problemen zu kämpfen hatten. Mogda wollte gerade den Fuß an den Hals des Drachen setzen, um so mehr Druck ausüben zu können, als er aus dem Augenwinkel erkennen konnte, wie der Drache langsam erwachte.
    Aus seinen Nüstern schoss ein Atemhauch, der ein wenig rötlichen Sand aufwirbelte. Die Augen öffneten sich, und die Pupillen fokussierten sich langsam. Der Drache brauchte einen Moment, um sich zu orientieren.
    Mogda geriet in Panik.
    »Er erwacht!«, schrie er aus vollem Halse, um seine Mitstreiter zu warnen.
    Für eine Entschuldigung gegenüber dem Drachen war es zu spät. Ohnehin hätte die Behauptung, sie hätten sich, nur verlaufen, die Anwesenheit eines ganzen Heeres

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